Kategorie: Schönheit

L’art pour l’art – die Kunst um der Kunst willen

Der Rabe

Edgar Allan Poe
Der Rabe

Eines Nachts aus gelben Blättern mit verblichnen Runenlettern
Tote Mären suchend, sammelnd von des Zeitenmeers Gestaden
Müde in die Zeilen blickend und zuletzt im Schlafe nickend
Hört´ ich plötzlich leise klopfen, leise doch vernehmlich klopfen
Und fuhr auf – erschrocken stammelnd: „Einer von den Kameraden“,
„Einer von den Kameraden“

In dem letzten Mond des Jahres, um die zwölfte Stunde war es,
Und ein wunderlich Rumoren klang mir fort und fort im Ohre
Sehnlichst harrte ich des Tages, jedes neuen Glockenschlages;
In das Buch vor mir versenken, wollt ich all mein Schmerzgedenken,
Meine Träum´ von Leonoren, meinen Gram um Leonore,
Um die tote Leonore

Seltsame, phantastisch wilde, unerklärliche Gebilde,
Schwarz und dicht gleich undurchsicht´gen nächtig dunklen Nebelschwaden
huschten aus den Zimmerecken, füllten mich mit tausend Schrecken
So dass ich nun bleich und schlotternd, immer wieder angstvoll stotternd
Murmelte, mich zu beschwichtigen: „Einer von den Kameraden“,
„Einer von den Kameraden“

Alsbald aber mich ermannend, fragt´ ich – jede Scheu verbannend –
Wen der Weg noch zu mir führe: „Mit wem habe ich die Ehre?“
Hub ich an, weltmännisch höflich: „Sie verzeihen, ich bin sträflich,
Dass ich Sie nicht gleich vernommen; seien Sie mir hochwillkommen!“
Und ich öffnete die Türe – nichts als schaudervolle Leere
Schwarze, schaudervolle Leere.

Lang in dieses Dunkel starrend, stand ich fürchtend, stand ich harrend,
Fürchtend, harrend, zweifelnd, staunend, meine Seele ganz im Ohre –
Doch die Nacht blieb ungelichtet, tiefes Schwarz auf Schwarz geschichtet,
Und das Schweigen ungebrochen, und nichts weiter ward gesprochen,
Als das eine, flüsternd, raunend, das gehauchte Wort: „Leonore“
Das ich flüsterte „Leonore!“

In mein Zimmer wiederkehrend und zum Sessel flüchtend,
während Schatten meinen Blick umflorten, hörte ich von neuem klopfen,
Diesmal aber etwas lauter, gleichsam kecker und vertrauter.
An dem Laden ist es, sagt´ ich, und mich erheben wagt´ ich,
Sprach mir Mut zu mit den Worten: „Sicher sind es Regentropfen“
„Weiter nichts als Regentropfen“.

Und ich öffnete: Bedächtig schritt ein Rabe groß und nächtig,
Mit verwildertem Gefieder ins Gemach und gravitätisch
Mit dem ernsten Kopfe nickend, flüchtig durch das Zimmer blickend,
Flog er auf das Türgerüste, und auf einer Pallasbüste
Liess er sich gemächlich nieder, sass dort stolz und majestätisch,
Selbstbewusst und majestätisch.

Ob des herrischen Verfahrens und des würdigen Gebarens
Dieses wunderlichen Gastes schier belustigt sprach ich:
„Grimmer Unglücksbote des Gestades aus dem Flussgebiet des Hades
Du bist sicher hochgeboren, kommst du gradwegs von den Toren
Des plutonischen Palastes? Sag, wie nennt man dich Dort – „Nimmer!“
Hört ich da vernehmlich: „Nimmer!“

Ob Wahrlich, ich muss eingestehen, dass mich eigene Ideen
Bei dem dunklen Wort durchschwirrten, ja dass mir Gedanken kamen,
Zweifel vom bizarrsten Schlage; und es ist auch keine Frage,
Dass dies seltsame Begebnis ein vereinzeltes Erlebnis:
Einen Raben zu bewirten mit solch ominösem Namen,
Solch ominösem Namen.

Doch mein düsterer Gefährte sprach nichts weiter und gewährte
Mir kein Zeichen der Beachtung. Lautlos, stille ward’s im Zimmer
Bis ich traumhaft, abgebrochen (halb gedacht und halb gesprochen)
Raunte: „Andre Freunde gingen, morgen hebt auch er die Schwingen,
Lässt dich wieder in Umnachtung.“
Da vernahm ich deutlich: „Nimmer.“

Stutzig über die Repliken, mass ich ihn mit scheuen Blicken,
Sprechend: Dies ist zweifelsohne sein gesamter Schatz an Worten
Einem Herren abgefangen, dem das Unglück nachgegangen,
Nachgegangen, nachgelaufen, bis er auf den Trümmerhaufen
Seines Glücks dies monotone „Nimmer“ seufzte allerorten,
Jederzeit und allerorten.

Doch der Rabe lieb possierlich würdevoll, und unwillkürlich
Musst´ ich lächeln ob des Wichtes: Alsdann mitten in das Zimmer
Einen samtnen Sessel rückend und mich in die Polster drückend,
Sann ich angesichts des grimmen, dürren, ominösen, schlimmen
Künders göttlichen Gerichtes, Ÿber dieses dunkle „Nimmer“,
Dieses rätselhafte „Nimmer.“

Dies und anderes erwog ich, in die Träumeslande flog ich,
Losgelöst von jeder Fessel. Von der Lampe fiel ein Schimmer
Auf die violetten Stühle, und auf meinem samtnen Pfühle
Lag ich lange, traumverloren, schwang ich mich auf zu Leonoren,
Die in diesen samtnen Sesel nimmermehr sich lehnet, nimmer,
Nimmer, nimmer, nimmer.

Plötzlich ward es in mir lichter und die Luft im Zimmer dichter,
Als ob Weihrauch sie durchwehte. Und an diesem Hoffnungsschimmer
Mich erwärmend, rief ich: „Manna, Manna, schick du Gott, Hosianna;
Lob ihm, der die Gnade spendet, der dir seine Engel sendet! Trink,
o trink aus dieser Lehte und vergiss Leonore! – NIMMER!“
Krächzte da der Rabe. „Nimmer!“

„Nachtprophet, erzeugt vom Zweifel, seist du Vogel oder Teufel –
Triumphierend ob der Sünder Zähneklappern und Gewimmer
Hier, aus dieser dürren Wüste, dieser Stätte geiler Lüste,
Hoffnungslos, doch ungebrochen, und noch rein und unbestochen,
Frag´ ich dich, du Schicksalskünder: Ist in Gilead Balsam?“ – „Nimmer!“
Krächzte da der Rabe. „Nimmer!“

„Nachtprophet, erzeugt vom Zweifel, seist du Vogel oder Teufel –
Bei dem göttlichen Erbarmen, lösch nicht diesen letzten Schimmer!
Sag´ mir, find ich nach dem trüben Erdenwallen einst dort drüben
Sie, die von dem Engelschore wird geheissen Leonore?
Werd´ ich sie dort einst umarmen, meine Leonore?“ – „Nimmer“,
Kächzte da der Rabe. „Nimmer!“

Und auf meinem Türgerüste, auf der bleichen Pallasbüste,
Unverdrossen, ohn´ Ermatten, sitzt mein dunkler Gast noch immer.
Sein Dämonenauge funkelt und sein Schattenriss verdunkelt
Das Gemach, schwillt immer mächt´ger und wird immer grabesnächt´ger –
Und aus diesen schweren Schatten hebt sich meine Seele nimmer,
Nimmer, nimmer, nimmer, nimmer.

Foto Sven Bratulic, 2024

Lebensentwürfe

Lebensentwürfe:

Strafaufgabe
Mein Vater starb an Abwesenheit.
Meine Mutter lebt in Ohnmacht.
Aufgewachsen bin ich allmählich.
Und Kinder will ich keine.

(aus Aglaja Veteranyi, Vom geträumten Meer, den gemieteten Socken und Frau Butter. München 2004.)

Das Eine ist das Andere
Das Andere ist das Eine
Ich gehe raus,
verdrehe mir die Beine und weine in dem Lärm
und ziehe einfach Leine

(unbekannter Kritzler auf dem Vowi-Klo)

Gilad Elbom ein 1968 geborener Israeli schreibt in seinem letzen Roman Screams Queens am Toten Meer über die zum Teil absurden Verhältnisse in seinem Heimatland. Untermalt oder besser als Stütze dienen ihm die Kollegen aus dem Heavy or Metal-Bereich: Slayer, Priest, Carcass. Ihre pathologischen Texte nimmt er, um seine alltägliche Lebenssituation zu beschreiben:
„Verkohlte Gliedmaßen und Holocaust-Memorabilen regnen vom Himmel auf friedliche Provinzkäffer herab und ertränken Amerika und Israel in einer grandiosen Flut von Staatstrauer und Leichenteilen.“
So fabuliert er über den Absturz des Space Shuttle 2003 über einen Ort Namens Palestine in Texas, wo eben auch ein israelischer Astronaut ums Leben gekommen ist.
(Gilad Elbom, Screaming Queens am Toten Meer, Berlin 2004, besprochen in FAZ, 19.01.05., S. 36.)

Kartoffeldrücker

Raimund Harmsdorf, der 1998 verstorbene Kartoffeldrücker und Schauspieler, welcher u.a. in Der Seewolf und in Wolfsblut spielte, war Ende 1997 in der Vowi. Es war ein sehr ruhiger Samstagabend. Zwei oder drei Pärchen tummelten sich an den Tischen, und ganz hinten saßen Jan Olaf und der alte Binnenschiffer Captain Lars. Sie waren allerdings nur mit sich selbst beschäftigt. Raimund Harmsdorf und ich tranken Wodka. Er aß eine Gref-Völsings und kippte sich in aller Ruhe zwei Bier rein. Das leichte Zittern in seiner Hand, die ersten Anzeichen von Parkinson, fiel mir auf, aber ich schenkte diesem keine Aufmerksamkeit. Selbstverständlich fragte ich ihn, ob in dem legendären Vierteiler Der Seewolf die Kartoffel gekocht war, die er zerdrückte. Ein schallendes Gelächter war seine Antwort. Dabei erhob er sich mit dramatischer Geste und echauffierte sich über solche Leute, die so etwas über ihn behaupten würden. Schließlich sagte er, dass ich in die Küche gehen sollte, um eine rohe Kartoffel zu holen. Doch vorher wollte er an den jeweils ovalen Enden ein Ei, eine Zitrone und eine Olive mit Kern zerdrücken und als Meisterstück dann die Kartoffel. Leider besaß ich damals noch keine so gute Digitalkamera. Ihr müßt mir die Geschichte einfach glauben. Denn es existiert nur ein Foto von einem zerdrückten oder soll ich sagen zerfetzten Fußball, den Raimund zum Warmmachen geschlachtet hatte.

Ich sah, wie Raimund (oder Sven, vielleicht auch Lars oder Peter) Ei, Zitrone, Olive und Kartoffel mit der rechten Hand zerdrückte und dabei in ein Lachen ausbrach, das ein Symptom des Vowi-Wahnsinns ist und als gefährliche und unheilbare Krankeit gilt.

Ich lobe deshalb einen Kasten Bier aus, wer in der Vowi noch einmal eine rohe Kartoffel in der Hand zerdrücken kann.

In Erinnerung an Raimund Harmsdorf!

Konzerte:
M.I.A. der zurzeit angesagteste World Music-Club Act u.a. 08.07. auf dem Campus Fest in Bockenheim für lau
Bonnie „Prince“ Billy & Matt Sweeney: die traurigste Stimme Amerika singt nur alle Jubeljahre in Europa u.a. am 15.08. in Mannheim, Alte Feuerwache

Konzertereignis des Jahres 2005:
Zappa Plays Zappa: die beiden Söhne des Meisters spielen mit alten Bandkollegen ihres Vaters Musik u.a in am 18.11. in Düsseldorf, Phillipshalle

IM Vowi

Die Hundewirtschaft

Die Hundewirtschaft – eine Fabel:

Ein großer dicker Hund (ein wenig wie Tassilo bei Strizz, nur gefährlicher) kommt in die Hundewirtschaft. Drinne schlecken mehrere Hunde ihr Bier und bellen freundlich. Der große dicke Hund fängt sofort an zu knurren und fordert von den anderen Hunden Unterwerfung. Keiner rührt sich. Ein leicht ergrauter, erfahrener Hund weist den großen dicken Hund zurecht, dass, wenn er nicht augenblicklich seinen Schwanz einklemmt, er den Jäger anbellt und der würde ihn, da der große dicke Hund in einer anderen weit außerhalb befindlichen Hundehütte geboren wurde, wieder dahin schicken.
Der große dicke Hund knurrt noch mehr und lässt die anderen Hunde durch sein lautes Organ nicht zu Wort kommen. Nun schaltet sich ein zottliger Hund ein, bei dem sich Hunde in der Hundewirtschaft leckere Knochen, Wasser, aber auch Bier oder Apfelsaft erwinseln können. Der zottlige Hund, welcher zu Beginn des Streites an einem anderen Platz war, um zu schnuppern und um abzukassieren, versucht zu schlichten und ermahnt den großen dicken Hund, jetzt Ruhe zu wahren, denn er belle pausenlos und der zottlige Hund könne dadurch seine Stammhunde am Tresen nicht befragen. Der ergraute, erfahrene Hund hat immer noch das Hundefon in der Hand und gibt an, den Jäger zu rufen. Die Situation bedarf der Klärung.
So stellt sich der zottlige Hund zwischen den großen dicken Hund und den Ausgang der Hundewirtschaft. Der große dicke Hund knurrt und bellt weiter, und der graue, erfahrene Hund bellt zurück. Der zottlige Hund stellt zu seinem Bedauern fest, dass der große dicke Hund ohne Grund, vielleicht aus einer Laune heraus, angefangen hat, am Kampfttag der Hundeklasse zu provozieren. Er will der König sein. Aber an diesem Tag, der auch ein Tag der Brüderlichkeit zwischen den unterdrückten Hundeklassen sein soll, kann man dies nicht durchgehen lassen und sich winselnd zurückziehen – vor allem wenn es keinen Grund hierfür gibt. Der zottlige Hund lässt, nachdem er bemerkt hat, dass ein friedliches Schwanzwedeln nicht möglich ist, den großen dicken Hund seiner Wege ziehen. Er gibt ihm allerdings keinen Napf mit, welchen er ursprünglich erwinseln wollte. Beim Verlassen der Hundewirtschaft ruft der große dicke Hund dem zottligen Hund noch nach, dass er theoretisch für diese Respektlosigkeit des zottligen Hundes an ihm, seine Schnauze blutig zwischen die Türangeln hängen würde. Aber eben nur theoretisch.

Was lehrt uns diese Fabel:
Alles hat seine Grenzen!
Die Hunde bellen – die Karawane zieht weiter.
Zwischen Theorie und Praxis klafft fast immer ein Loch – gerade am 1. Mai!

Fr. Luka

Osterspaziergang

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
durch des Frühlings holden belebenden Blick,
im Tale grünet Hoffnungsglück;
der alte Winter, in seiner Schwäche,
zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
ohnmächtige Schauer körnigen Eises
in Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
überall regt sich Bildung und Streben,
alles will sie mit Farben beleben;
doch an Blumen fehlt’s im Revier,
sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
nach der Stadt zurückzusehen!
Aus dem hohlen, finstern Tor
dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
denn sie sind selber auferstanden:
aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
aus den Straßen quetschender Enge,
aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
durch die Gärten und Felder zerschlägt,
wie der Fluß in Breit und Länge
so manchen lustigen Nachen bewegt,
und, bis zum Sinken überladen,
entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
hier ist des Volkes wahrer Himmel,
zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein!

IM Goethe

Alles ist doch eigentlich ganz einfach – im Leben

Alles ist doch eigentlich ganz einfach –
im Leben, wie im Rock ´n´ Roll!

Mitgröltechnisch:
Tüt tüt tüüt! tüt tüt tüt-tü-tüt Täüt tüt tüt! tüt tüt tüdai…
Töt töt töt töt töt-töt tsöt töt töötöt…
Ãhöhm ähöhm…mhö…

Textmäßig:
Rock ´n´ Roll ain´t noise pollution.It’s only Rock ´n´ Roll, but I like it.
Jazz is not dead, it just smells funny.

Kneipentechnisch:
Export, aber aus der Flasche.
Einfach durchgezapft.
Ein Bier mit einer schönen Krone in so sieben Minuten.

Picturemäßig:

 

angeblichen original benutztes Plektrum der Kollegen

Vor dem Konzert

Während des Konzertes

Nach dem Konzert

 

 

IM Vowi

PSmäßig:
Man beachte, wenn man auf die Bilder klickt, bitte den vierten von rechts in seiner Haltung.
Man beachte bitte weiter die Schuhe, Hosen, T-Shirts und die nackten Oberkörper.

Aale Mythologie

Mein richtiger Name ist Samukeliso Sithole. Ich war eine wirkliche Leichtatlethetik-Hoffnung Zimbabwes. Bereits mit siebzehn Jahren gewann ich in diversen innerafrikanischen Wettkämpfen mehrere Medaillen. Leider erging es einer beinah Liebhaberin von mir wie Begbie, das war dieser leicht gestrickte Brutalo im Film Trainspotting, als er einer Frau zwischen die Beine greift und auf einmal einen aalen Penis anstatt einer samtigen Muschi in den Händen hält. Ich lief bei den Sportkämpfen als Frau. In Wirklichkeit habe ich die Geschlechtsorgane von Mann und Frau. Ich wurde schließlich verhaftet, mir wurden alle Medaillien aberkannt und es gab einen Haufen Ärger. Erspart mir Details. IM Vowi würde wohl auch gerne mehr wissen. Wen es interessiert, der kann im Roman Middlesex von Jeffrey Eugenidis alles über meinesgleichen erfahren.

Diese Liebhaberin heißt Ariadne. Sie strapste sich gerne auf -wie diese stutenbissige Langweilerin Mia-, und ständig rasierte sie sich jedes einzelnes Haar ihres Körpers. Gleich nach der Rasur schien alles wie Puderzucker, aber schon eine Stunde später, weil sie so starken Haarwuchs hatte, wirkte der Puderzucker wie karamelisiert. Egal, es ist vorbei… Ihr Vater Minos und ihre Mutter Pasiphae waren auf Kreta ziemlich angesagte Leute. Sie hatten viel Geld. Entweder konnten sie zaubern, waren eine Königsfamilie oder machten unlautere Geschäfte. Es kursierten Geschichten, dass ihre Familie SM-Spiele frönte – unter Umständen mit vollem Risiko für Leib und Seele. Einem Freund von ihr, Theseus, der sich in dem Haus ihres Vaters wohl deswegen verirrte, weil es so groß war oder weil ihr Vater seinen Hund mit dem merkwürdigen name Minotaurus mit ihm verfüttern wollte, half nur ein Knäuel aus einem langen Faden wieder aus diesem Labyrinth heraus. Theseus, der keine Skrupel kannte, tötete Minotaurus. Ariadne und ihr Liebhaber flohen nach Naxos, wo sie blieb, und er zog weiter. Sie fand dort einen neuen mit Namen Dionysos, der ein Alkoholproblem hatte. Mir war so, als ob sie sogar ein Kind zusammen hatten. In Zimbabwe arbeitete sie für eine Hilfsorganisation. Wir freundeten uns an, bis es zu diesem Handgriff kam, der leider nicht ihren Erwartungen entsprach.

Eigentlich wollte ich was über den Unterschied von Schnitzel- und Steakfleisch fabulieren. Ich weiß natürlich, dass das eine ein Rippenstück ohne Knochen -zumeist aus der Keule- und das andere ein Rückenstück oft mit Knochen ist. Schnitzel paniert man meistens und Steaks nicht. Aber schmeckt ein Steak paniert anders als ein Schnitzel?

Der Die Das

A + B = K

Ganz im Zeichen der Liebe standen die letzten vorweihnachtlichen Tage in der Vowi. Alle Facetten gab es zu sehen und zu vermuten – nicht alles was wir wissen, geben wir allerdings hier preis.

Sonntags wiederum, wo es normalerweise recht beschaulich in unseren kleinen Kneipe gleich um die Ecke ist, wurden intellektuelle Steinmassen gewälzt. Ein grauer Nebel legte sich in der Vowi nieder und man schlug mit die Schriften aus dunkler Vorzeit, wie die Oddysee, Edda und des Nibelungenliedes um sich. Schließlich mündete diese Mischung aus dunklen und hellen Hefe, ein wenig Tequila und Bier in die Frage, wie der Logorithmus aus 1 als Potenz gesetzt (oder so) sei. Ich weiß es nicht, wie ich auch nicht weiß, was A + B = K ist.

„Die Zahl der echten Rockinnovatoren mag bescheiden sein, gemessen an den Heerscharen des zurückgebliebenen Fußvolks. Doch die impulsgebende Funktion dieser kleinen radikalen Rockminderheit für die kommerziell auswertenden Nachzügler ist nicht zu unterschätzen.
Einer der schillerndsten, faszinierendsten und widersprüchlichsten Persönlichkeiten im kleinen Häuflein wackerer aufrechter Rockerneuerer ist: Frank Zappa, Jahrgang 40, Rockgröße, Groß-Mutter der Mothers of Invention. Er ist die Intelligenzbestie, das Universalgenie, der Zehnkämpfer unter den Rock-Matadoren. In allen Disziplinen ist er zu Hause, in allen Sparten beweist er seine Meisterschaft mit kreativen Höchstleistungen. Ganz oben auf dem Siegertreppechen thont er im Rock-Olymp…“
(aus Volker Rebell, Frank Zappa: Freak-Genius mit Frack-Habitus. in Rocksession, Reinbek 1976, S. 233)
Die Vowi würdigt Frank Zappa am Dienstag, den 21.12. mit CDs und DVDs. Wir gratulieren zum 64. Geburtstag.


IM Vowi

Nan Goldin

Am Samstag, den 6.11. findet ein Doppelkopfturnier in der Vowi statt. Ab 19.00 Uhr geht es los.

Leider gibt es nichts weiter zu berichten – vielleicht, daß ein Gast auf den Knien vor dem Tresen kauerte, um weit nach 3.00 Uhr noch Schnäpse zu bekommen.

Hier hätte ich noch ein Foto von Nan Goldin einer amerikanischen Fotografin. Wie ich finde, wirkt diese Foto so „normal“ und dennoch ist es voller Schönheit.

Ich bin blau

Stellt euch vor, Vera käme auf die Idee, dass sich ein paar männliche Gäste und natürlich alle männlichen Vowis nackt bei einer öffentlichen Vorführung mit blauer Farbe bepinseln. Dabei würden sie lasziv oder ein wenig gelangweilt ihrer Arbeit nachgehen und sich kongenial helfen beim Räkeln, um frische Farbspuren der noch nicht getrockneten Farbe auf weiße Leinwand zu schmieren. Vera würde mit einem streng technischen Blick den Vorgang überwachen und natürlich nur unter streng künstlerischen Aspekten einwirken. Schließlich würden sich zwei nackte männliche Vowis vor eine Leinwand stellen. Vera würde ihre Umrisse mit einer Wasserpistole auf der Leinwand festhalten und dann unter der brandschutztechnischen Überwachung eines Feuerwehrmannes mit einem kleinen Flammenwerfer die auf der Leinwand feuchten Umrisse anbrennen, so dass eine Art Schattenspiel entsteht zwischen verbranntem und angebranntem Papier. Bei allen beiden Vorführungen bleiben immer irgendwelche Ahnungen von menschlichen Körpern übrig: da ein Bäuchlein, hier ein Schwänzchen, vielleicht ein Händchen und dort noch ein Popobäckchen.

Wie würdet ihr euch bei so einer Verführung in der Vowi verhalten? Klar – ihr würdet euch kaputtlachen. Ich hätte jahrelang Material für diese Seiten, Django würde dabei von einem englischen Modemagazin endeckt werden, um als Model Karriere zu machen und viele bis dato hoffnungsvoll heterosexuelle Vowi-Frauen würden in Zukunft auf ihr eigenes Geschlecht zurückgreifen, da die Entblößung der Vowi-Männer-Welt zu diskreditierend war.

Bei der Ausstellung von Yves Klein „Die Farbe der Sensibilität ist blau“ in der Schirn kann man genau so etwas sehen. Nur das Vera in diesem Fall Yves Klein und anstatt der männlichen Vowis junge Frauen sich lasziv in blau räkeln. Heutzutage wären sie komplett rasiert. Damals in den 50er Jahren hat man nur eine ausufernde Behaarung unterhalb der Gürtellinie ein wenig geigelt. Yves Klein hat mit solchen Aktionen von vor fünfzig Jahren die Welt geschockt. Er hat dabei seine Aktionen geradezu inzeniert und sie per Kamera festgehalten. Heutzutage lockt er allerdings immer noch einige Zuschauer in die Schirn. Das Publikum steht dann wirklich vor einer riesigen Leinwand, um sich besagte Busen-, Bauch- und Bein-Umrisse auf einer weißen Leinwand anzuschauen. Was will uns der Künstler damit sagen? Keiner weiß was genaues, aber alle ahnen etwas. Dabei kennt man sich: Küsschen rechts – Küsschen links, den Schal lässt man während der Ausstellung kunstvoll geknotet an, man sieht eher hager aus, hier wirkt der Genuss umgekehrt proportional als beim Kalorien-Genuss. Schließlich diskutiert man noch, ob der Eingangsplatz der Schirn, welcher zur Zeit wie ein Sandkasten nach einem Regenschauer aussieht, momentan eine Baustelle ist oder auch ein gewolltes Kunstwerk…

Ich muss dann immer, wenn ich das Blau von Yves Klein sehe, an meine Oma denken, die so gerne Operettenmelodien geträllert hat: schöne Melodien, schöne Farben…schön blau…wo sind denn die richtigen Bilder, ihr Kunstbanausen?

IM Vowi