Tomas Tranströmer

Schwimmen

wenn man schwimmen will
muß das Wasser lebendig sein
muß das Wasser auf der Flucht sein
mit Kieselsteinen im Munde

wer schwimmt
wer das Wasser auf dem Instrument seiner Haut spielen läßt
ist ein weicher Anker
zwischen Strömen
ein Würfel
hell wie eine Fackel
allein wie ein ertrunkner Soldat
der Schwimmende brennt sachte
er ist ein Köder
für den hungrigen Bootssteg
er erregt Unruhe
wenn ein Strand da ist
doch selber geht er ruhig über grenzenlose Berge
mit Feuer in den Lungen

 

Tomas Tranströmer, der Literaturnobelpreisträger 2011 aus Schweden, hat nicht all zuviel Gedichte geschrieben. „Schwimmen“ ist eines seiner ersten veröffentlichten aus dem Jahre 1948.
Er beschränkt sich, tritt hinter seinen Gedichten zurück und läßt den Wörtern ihren Raum.
Tomas Tranströmer bei Planetlyrik