Kategorie: Früher

Früher -in der DDR- haben die Erdbeeren besser geschmeckt und die Bäckerläden waren herrlich, sonst war nichts gut

Wundern und innehaltend, Teil 2

Popmusikalisch, wie auf der Weltenbühne, endete viel schon um 1977. Das Neue brauchte etwas Zeit, ehe es von allen Spatzen getschilpt wurde:
Die Scorpions hatten mit „Wind of Change“ dem Kleingartensozialismus in Osteuropa die Leichtigkeit der kapitalistischen Freiheit vorgepfiffen. Die Lieder im Kleingarten waren öde, uncool und offensichtlich falsch. Es wurde gelogen, geschönt und die Wirklichkeit verbogen. Es wurde so schlimm, dass keiner singen mochte. Der Rest ist Geschichte. Popmusikalisch ballerte der neoliberale Kapitalismus mit der Vereinnahmung von Punk und Techno zurück und zwar so sehr, dass sich alle Metallarbeiter die Haare abschnitten (Wer kann zwei Bands nennen?) und darüberhinaus Jethro Tull (Was ist das?) den Grammy Award for Best Hard Rock/Metal Performance Vocal or Instrumental gewann.
Heute, Jahrzehnte später, gibt es sie noch alle. Digitaler, verfügbarer, austauschbarer, verwertbarer, altersloser. Ein, zwei von denen leben auf einer musikalischen Insel, zur Festung ausgebaut, uneinnehmbar. Sie spielten damals den Soundtrack der Entfremdung, der sich in Bellen und Heulen von Hunden, keine menschlichen Laute weit und breit, verdichtete. (Welche Band vertonte 1977 indirekt den Roman „1984“ von George Orwell?)
Ich muss, nach wie vor, so persönlich es mir leid tut, weil mir die Worte fehlen, vor dem Kapitalismus salutieren. Dort kann ich wenigstens in der Zentralbibliothek die Bücher ausleihen, die in der Kleingartensozialismus-Bücherei mit dem Vermerk „Geheim“ der Allgemeinheit vorgehalten wurden, beispielsweise George Orwell „1984“.
Auch deshalb bin ich häufiger auf der Töngesgasse in der Zentralbibliothek der Stadtbücherei Frankfurts, wo unweit das Foto aufgenommen wurde, was so nahtlos für den Kapitalismus steht, weil er es sich leisten kann,
in St. Bartholemus über seine Seelenlosigkeit zu klagen,
im MMK ihn künstlerich bloẞzustellen,
in der Stadtbibliothek über seine Verwerfungen zu lesen,
um schlieẞlich den teuersten Döner Frankfurts bei Ton Bull gegenüber zu kaufen.
Ein schöner Tag im Kapitalismus!

Wundern und innehaltend, Teil 1

Welche drei öffentlich zugängliche Gebäude in der Innenstadt von Frankfurt könnt Ihr auf dem Foto erkennen?
In allen drei Gebäuden kann man sich wundern, innehalten und es ist normalerweise nicht laut.

Das Foto wurde zwischen den Jahren auf der Töngesgasse aufgenommen. Wir waren auf dem Nachhauseweg nach einem Besuch des 2021 eröffneten neusten Museums in Frankfurt (Welches, ihr Banausen?) hungrig geworden. Sofort wurde der teuerste, angeblich beste Döner Frankfurts Ton Bull auf der Töngesgasse angepeilt. Ich hatte, wie so oft in meiner kleinen Welt, in der immer mehr Vergangenes als die schreckliche Zukunft eine Rolle spielt, noch nie von diesen Preis-Leistungs-Verhältnis gehört.
Meine letzter Döner wurde Ecke Batton/Lange Straße im Dezember 1989 vom Dönerspieß geschnitten. Für insgesamt DM 5,- erhielt ich dazu eine Coca-Cola und einen Snickers. Zum Nachtisch gab es eine Pall Mal ohne Filter.

Das Begrüßungsgeld und das Sozialamt sorgten für genügend Scheine im alten Portmonee. Ich konnte im Kolpinghaus, einer katholischen Übernachtungsheim in der Lange Straße, meine ersten Nächte in der Freiheit (Welche Freiheit meine ich?) unweit der Breite Gasse, die moralische Verkommenheit des real existierenden Kapitalismus, nicht mit meinen beiden Zimmergenossen aus Polen ausprobieren, ablehnen oder wenigstens bereden. Wir verstanden uns nicht. Russisch, was alle gekonnt hätten, galt, wie heute, nicht als ministrabel. War die Wahrheit doch, was ich „drüben“ in der Schule, als ich noch nicht in der Freiheit war, gelernt hatte. Ich studierte in der Gräfstraße, um mehr zu erfahren. Wenn ich fleißig gewesen wäre, hätte ich alles gelernt, was bis dahin geschah, weil mehr sollte nicht passieren. Der Weltgeist bzw. der Weltmarkt hatte sich gegen den Trabant aus Zwickau für den Volkswagen aus Wolfsburg entschieden. Und dieser, erstmal wachgerufen, sollte sich nie mehr ändern, war am Ende, wurde proklamiert. Er wandelte sich früher von sozial zu liberal. Er integrierte den Osten nach 1989 im neoliberalen Gewand. Heute ist er digital außer in Kneipen, wo der Warenaustausch über Geld weiterhin analog stattfindet. Bestandsschutz bis zur Rente. Nicht mehr lange.

Letzte Kleine Küche 2022

Wenn Zeit bleibt, könnte es auf den Wissenschaftsseiten der Vowi zum Jahresabschluss einen Text über diesen ästhetischen Rausch am Beispiel der sieben Todsünden
Hochmut, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Faulheit geben.
Ausgangspunkt sind die Foto-Ausstellung „Wirte im Lockdown“, die Tour-Ankündigung einer Sängerin, eine Serie in der ARD „Eldorado-KaDeWe“, das Vierphasen-Model eines Fußballspieles von Louis van Gaal, natürlich mit zunehmenden Alter die eigene Vergangenheit, ein Foto, sowie dem Wunsch mit einer Tätowierung das neue Jahr zu beginnen.
Aber erstmal schnipple ich mit Kolo Fabuani Rotkraut.

Im nächsten Jahr am 03.01.23 geht’s weiter.
Die Vowi hat am 24., 25., 26.12.22 und am 01.01.23 zu.
Am 28. und 31.12. gibt es -aus gutem Grund- geschlossene Gesellschaften.

Petite Cuisine, 11.10.22

In einem Land vor unserer Zeit

„In einem Land, was es nicht mehr gibt“
heißt ein neuer Kino-Film, der im Sommer 1989 in der DDR spielt. Darin wird die Geschichte einer sehr jungen Frau erzählt, die, ganz Kind ihrer Zeit, den damaligen staatlichen Zwängen hinterfragt. Sie wird zufällig fotografiert, als „Mannequin“ entdeckt, um wenig später in der einzigsten DDR-Modezeitschrift abgelichtet zu werden. Der politische Strudel der letzten Monate der DDR ist allgegenwärtig. Der Film versucht die DDR anders zu erzählen. Der persönliche Alltag steht neben einer dem real existierenden Sozialismus nicht zugetrauten Modernität gegenüber. Der Alltag, die Nischen des Alltages und die Nischen bestimmter sozialer Gruppen, welche relativ unabhängig von staatlichen Gesetzen existierten, sind die Hauptorte der Erzählung.
Auf dem Filmplakat und einem Standfoto steht und sitzt die Protagonistin des Filmes im bauchfreien Oberteil.
Daran konnte ich mich gar nicht erinnern, dass die „Mädels“ so rumgerannt sind, fiel mir, sofort in die alte ossische Denke zurückverfallend, ein. Hatte ich vielleicht übersehen oder vergessen. Ich fragte meine Frau. Sie hätte damals so was nicht getragen. Und ihres Wissens kam dies erst später in den 90er auf, meinte sie. Auf DDR-Modefotos aus dieser Zeit fand ich im Netz keine Betätigung. Auf den Fotos, die ich aus dieser Zeit habe, ebenso wenig. Das unten stehende Foto einer „Fete“ zum Ein- oder Auszug, deshalb konnten die Wände bemalt werden, ist um 1986 oder etwas danach aufgenommen und zeigt innerhalb der Gruppe drei junge Frauen, die nichts Bauchfreies angezogen hatten. Kann Zufall sein, kann sein, dass der Film besonders modern sein wollte, kann aber auch sein, dass man die gefühlt so angestaubte Langeweile der DDR mit „Zeitgeist“, wegzuretuschieren versucht. Dieser wirkt aktuell zeitlos, weil alle es genau so heute tragen oder irgendwie so aussehen könnten. Und schon könnte ein Interesse geweckt sein.

Petite Cuisine, 19.04.22

Nachtrag zum Spiel der Eintracht gegen Union.
Es geht nicht um unsere schlechte SGE am Sonntag, sondern um vergangene Zeit. Vor etwa fünfunddreißig Jahren in der DDR-Oberliga-Saison 1987/88, als mancher auf dem Kopf mehr Haare hatte oder vorne kurz und hinten lang trug, hielt Union im letzten Spiel gegen Karl-Marx-Stadt die Klasse.
Ein Dokumentarfilm der DEFA (DDR-Filmstudio) zeigt davon ausgehend unfreiwillig die Gemengelage der späten DDR. Noch wird alles gedeckelt, mindestens wird es versucht, durch die Staatsmacht. Aber kaum fällt der Deckel wenige Monate später, implodiert das alte System wirtschaftlich und moralisch. Die Reste werden treuhänderisch kapitalistisch verwertet.
Viele Gedeckelte sind resigniert in den Westen abgehauen, wie ich.
Oder die wenigen aus moralischen Gründen Gebliebenen, sahen sich verwundert um, weil ihre demokratischen Diskussionsforen, kaum geschaffen innerhalb von Tagen, politisch obsolet waren.
Oder die vielen unentschlossenen, angepassten, ängstlichen, nörgelnden Gebliebenen interessierten sich ausschließlich für Videorekorder, Marlboro und Westautos.
Oder die jungen Gebliebenen – in Wirklichkeit Verlassenen – schlugen auf alles mit allem ein, weil die roten Linien verblassten, die Warnschilder eingetreten waren. Eigentlich aber entpuppte sich die Kindheit als samtene Hölle, und die Zukunft war ungewiss. Einer, der diese Wucht von beiden Seiten an den gleichen Orten meiner Kindheit, die ich eine paar Jahre älter vorher verlassen hatte, erlebt hat, fasste diese Zeit um 1990 im Titel seines Romanes „Als wir träumten“ zusammen.
Dies alles lässt die Doku erahnen: DDR-Muff, Bierseligkeit, Vereinsmeierei, Empörung, Aggressivität, Religiosität.
Diese Vergangenheit, im Form der Hymne von Nina Hagen und der DDR-Geschichte des sich in meinem Alter befindlichen Union-Präsidenten Dirk Zingler spielt bis heute eine gewisse Rolle. Interessiert immer weniger. Mich schon.

… und freitags in die „Grüne Hölle“
DEFA-Dokumentarfilm, 1989, Regie: Ernst Cantzler
Am 28. Mai 1988, nachmittags, passierte in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) das Wunder: in der allerletzten Minute des letzten Punktspiels der Oberliga-Saison rettete sich der 1. FC Union mit dem einen Siegtor zum 3:2 vor dem Abstieg. Während der Oberliga-Saison 1987/1988 begleitet ein Filmteam der DEFA einen der zahlreichen Fanclubs des 1. FC Union Berlin mit der Kamera. Der Film zeigt viele persönliche Momente zwischen Sieg und Niederlage. Eine imposante Dokumentation – nicht nur für Fußballfans.

Info über die Doku

Podcast aus Unionumfeld über die Doku

Union Präsident Dirk Zingler erklärt, warum er als Jugendlicher, anstatt den verpflichteten anderthalb Jahre Wehrdienst bei der DDR-Armee, sich freiwillig einen dreijährigen Wehrdienst beim Wachregiment des Ministerium für Staatssicherheit angetan hat.

Zeitgleiche Aufnahme einer Gesprächsrunde bei Union 06, dem Westberliner Ableger von Union mit viel Lokalkolorit und zu viel Geschichten und Namen. Erinnert an Tresengespräche der Vowi, wenn es um die Eintracht geht, dennoch im Ton gar nicht weit weg.

Petite Cuisine, 18.11.21

1977, im Ferienlager als Thälmann-Pionier

Wer es sich nicht vorstellen kann, es vergessen, es nie interessiert, es nie geglaubt hat oder einfach zu jung ist, wie es Drüben, im Osten, in der Zone, in der Tätära, in dem Drecksland, im Arbeiter und Bauern Paradiesso war, kann sich jetzt im Kino den Film „Lieber Thomas“ ansehen. Es ist die Lebensgeschichte des Schriftstellers und Filmemachers Thomas Brasch. Ein charismatischer Typ, aus einer untypisch typischen DDR-Familie, dessen Eltern und Geschwister das „Leben“ in der DDR im wahrsten Sinne ausgelöffelt haben. Ob es geschmeckt hat, darüber gehen die Meinungen auseinander. Neben der sehr interessanten (neudeutsch spannenden) Figur des Künstlers Thomas Brasch, erzählt der Film, wie er mit Druck, Repression, Verratsvorwurf, Vertreibung, moralischen Dilemma und Verlust der Heimat umgegangen ist. Im Bewusstsein dabei zu scheitern, lieber zu viel als zu wenig „zu leben“, im Zweifel mit Drogen, balancierte er im Schneckentempo, meistens aber im Galopp, durch sein Leben.


Trailer Lieber Thomas

https://youtu.be/Zks9K9ylZuo


Lebensgefährtin und Stieftochter lesen Brasch

 https://youtu.be/0JDd8P5er5o

Thomas Brasch erhält den Bayerischen Filmpreis 1981 mit mittleren Eklat und Franz Josef Strauß

https://youtu.be/bYX-tY_pnu0

Petite Cuisine, 23.09.21

Facebook hatte eine Fotocollage des Ukrainers Roman Pyatkovka aus der Reihe „Sandwich memory“ https://cargocollective.com/pyatkovka/Sandwiches-memory

von seiner Seite genommen, als ich es vor einiger Zeit dort reingestellt hatte. Es ging mir dabei um die Erinnerung von Nacktheit im Sozialismus. Facebook interessiert dies natürlich nicht. Das sieht nur bzw. deren KI-Logarithmen zu viel oben und vor allem unten rum. Ich starte einen neuen Versuch.

Jetzt ist Notwendiges von mir bedeckt gehalten!

Petite Cuisine, 07.09.21

Auf dem Foto ist der Elster-Saale-Kanal zu sehen. 

Ein kleines Paradies, was Nacktheit betraf, in der Leipziger Tieflandsbucht.

Er fängt im Westen von Leipzig an und endet in einem sanften Rundbogen weiter westlich in Sachsen-Anhalt. Seine Geschichte interessiert hier nicht. Das von uns „Kanal“ genannte flussartige Gewässer ohne Quelle und Mündung war im Sommer ein beliebter Ausflugsort. Wir fuhren mit dem Rad dorthin zum Baden. Leipzig ist in der Fläche recht groß. Auch, wenn der „Kanal“ in der Stadt anfängt, brauchten wir einige Zeit, um am Kanal weiterzuradeln und eine freie Stelle zu finden, wo wir uns niederließen und wo es jeder und jedem selbst überlassen war, ob sie mit Bikini und er mit Badehose oder besser ohne badete. Natürlich gingen wir als Jugendliche nackt ins Wasser. Das war für uns selbstverständlich, weil für uns Nacktheit kein Grund zur Scham sein durfte. Warum sollten wir uns vor uns selbst verstecken? Warum sollten wir in unserer gelebten (DDR-) Wirklichkeit genauso verklemmt und auf der anderen Seite so steril, wie in der Öffentlichkeit postuliert, damit umgehen.

Wie überhaupt ein Großteil unseres Lebens in der DDR und den ehemaligen sozialistischen Staaten darin bestand, die gesetzten Strukturen zu umgehen.Die Nacktheit von damals habe ich jetzt wieder entdeckt in den Collagen des ukrainischen Fotografen Roman Pyatkova.

Er collagiert in Foto-Reihen Nackte mit typisch staatstragenden Motiven der ehemaligen sozialistischen Länder.

So nackig waren wir damals.

Die Darstellung der damaligen Nacktheit habe ich an Frisuren, Schambehaarung und den Posen der Personen wiedererkannt. Keine und keiner kam damals auf die Idee, sich unter den Achseln und in der Scham zu rasieren. Heute ist es andersherum. Als Frau muss man besonders selbstbewusst oder mindestens älter sein, um sich wenigstens nicht unter den Armen zu rasieren.Aber Körperbehaarung oder die Begriffe, für was da umhaart wird, sind der Mode unterworfen. Puller und Pullu sagt auch keiner mehr.Die Posen sind es, die mir die Erinnerung zurückbringen.Sich nackt fotografieren zu lassen, setzt Erfahrung voraus oder Selbstbewusstsein. Ich tippe auf Selbstbewusstsein, den tagtäglichen sozialistischen Alltag zu umgehen. Konfrontation, brutale Gegenwehr führte zu drakonischen Strafen des Staates. Im Privaten oder öffentlich unter dem Mantel vermeintlich sozialistischer Pflichten lernte man zurechtzukommen. Immer dabei, sich selbst ein Stück freie Entscheidung zu bewahren. Seine Seele nicht vollständig zu verkaufen. Eigensinn, Verschrobenheit, Spitznamen für alle. Der Wirklichkeit etwas entgegenzusetzen. Empfindsam zu bleiben für jeden Hauch. Ob es der Duft der Freiheit, die Unbeschwertheit der Jugend oder nur der Mundgeruch des Nachbarn war, müsste ich nachlesen.

Diese merkwürdige Mischung zwischen Eigensinn und Parteivorgabe umgeben von Wissenschaftsgläubigkeit und Kriegserlebnis spiegelt der DEFA-Film Beschreibung eines Sommer mit Manfred Krug von 1962 wieder. Alles ist ganz einfach, auch wenn du etwas falsch machst, wird dich die Partei wie ein guter Vater zur Verantwortung ziehen, dich aber immer in seine Arme nehmen. Seine Liebe entzieht er dir dann, wenn du nicht mehr weißt, was du lieben sollst. Doch was für ein Mensch kannst du sein, der dies nicht mehr weiß. Und ganz sicher lässt du dich nicht nackt fotografieren.

Rote Bete in der Leipziger Tieflandsbucht

秋の国民経済
Kaltes Gemüse
blattlos vom Baum geflüchtet
segelnd vor dem Wind
Shintarō Katsu, Die Kunst der trockenen Gartengestaltung im Klang der Shakuhachi

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In alten Zeiten war es kein Thema, auch gegen 02.45 Uhr in Dauerschleife den letzten Eintrachtsieg im TV in der Kneipe zu sehen. Es war noch so halbwegs offen.
Als gestern Nacht 02.45 Uhr unserer Zeit in den USA das erste TV-Duell zwischen Amtsinhaber und Herausforderer lief, war die Vowi schon lange zu. 
Die Zeiten haben sich geändert? 
Quatsch-Platsch!
Wir haben uns verändert?
Pitti-Platsch!

Spannen wir den Bogen der Geschichten:
Gestern gab es in der Vowi zur Petite Cuisine herbstliches Gemüse. Treffend wird diese Jahreszeit in dem oben zitierten japanischen Minigedicht festgehalten. Dabei ist der Augenblick flüchtig, dennoch fest in seiner Zeit.
Das illustrierende Foto ist unlängst bei Leipzig aufgenommen. Eine der renaturierten Nidda im Norden von Frankfurt entsprechende Landschaft ist zu sehen. Die Leipziger Tieflandsbucht ist jedoch karger. Vor vierzig Jahren sah es hier, wie in eine Mondlandschaft aus. Man siedelte um, grub metertiefe Löcher, der Kohle wegen im Tagebau. Dazugehörige Kohlekraftwerke in der Region machten es unmöglich, die Wäsche im Freien zu trocknen. Schwarz auf weiß. Der Staat brauchte die Kohle. Es sollte für dreißig Jahre reichen. Hat nicht gereicht. Die ganze DDR (als gesellschaftliches System) hat nichts erreicht und nichts verdient, außer einen Tritt auf den Haufen der Geschichte. Das viele, die ich kenne, daran beteiligt gewesen sind, zu treten und sich nicht, dem damals geläufigen Motto, dass man ja eh nichts ändern kann, mutlos gleichstellten, macht mich „…zufrieden, ruhig und glücklich!“. 

Eine anschauliche DDR-Doku von 1980 über Umsiedlung durch den Braunkohleabbau  im Süden von Leipzig, schön im sächsischen Dialekt, die manchmal ihre Längen hat, findet Ihr hier:
https://www.youtube.com/watch?v=bRy9BEDEnqQ
In guten Momenten wird die ostdeutsche Borniertheit gepaart mit Bräsigkeit und im Gegensatz dazu der Eigensinn der Menschen gezeigt. Die Allmacht des Staates, seine Willkür und seine sich hinter den allgemeinen Wahrheiten versteckenden ausführenden Organe sind mir eine immerkehrende Mahnung, nie so zu werden wie die.

Quatsch-Platsch, Pittiplatsch, sowie die Textzeile „…zufrieden, ruhig und glücklich!“ ist in der DDR Aufgewachsenen geläufig. Der Rest kann fragen.