Geheimnis

20 Jahre voll mit Geschichten aus der Volkswirtschaft
Nr. 10: Geheimnisse der Kneipe

„Hallo. Ich bin neu hier. Ein kleines Bier bitte!“
„Du siehst doch, dass es voll ist. Es viel zu tun. Heute gibt es nur große Biere!“


Wird hier ein Geheimnis vorgetragen?
Kleine Hilfe: übersetzt ins Deutsche, aus dem Jahre 1990, es geht im weiten Sinn um Medikamente, die Autoren sind bis heute mit Mitte sechzig noch kreativ

Die Kneipe ist ein Platz der Worte. Nur wenige sitzen schweigend. Sie sind eine besondere Spezies unter den Gästen. Viel Alkohol macht den Besucher betrunken, was das normale Geschäft einer Kneipe ist. Dann werden die Worte oft zu Schwätzereien, Phrasen, seligen Monologen oder dümmlichen Witzen. Dann summte ich mir als Trost ein Manfred Krug-Lied vor. Noch in tiefen DDR-Zeiten sang er darin, dass er es nicht mehr ertragen könne, ihr (Ehe-)Mann zu sein, weil sie einen anderen liebt. Ich transformiere das Liebesleid in ein „Wort-Leid“, was ich nicht mehr ertragen kann, und verschwinde in die Küche.
Viele Worte verbergen viele Geheimnisse. Einmal in der Welt wabern sie wie Seifenblasen. Sie können zerplatzen, werden aber gleich wieder ersetzt. Dazu kommt, dass mancher hinter dem Tresen das reinste Plappermaul ist, beispielsweise ich.
Dennoch gibt es Geheimnisse, die unter dem Mantel der Verschwiegenheit erzählt wurden. Sie sind glücklicherweise selten so schrecklich, dass sie die Abgründe der Seele ausloten. Aber sie existieren. Viel öfters kündigen Geheimnisse frohe Botschaften an. Wenn es der ausdrückliche Wunsch des Gastes war, oder wenn das Taktgefühl es verbot, Bestimmtes weiterzutuscheln, dann wurde das Geheimnis, kaum war es ausgesprochen, stumm bewahrt.

Die internen Betriebsgeheimnisse bleiben unter Verschluss. Nur so viel sei erwähnt: Bei Streit, unterschiedlichsten Auffassungen und persönlichen Eitelkeiten haben wir es geschafft, uns zu einigen. Dies hinterließ selten Wunden und Brüche. Dennoch gibt es sie. Von heute auf die Jahre gesehen, erscheint mir alles grundsätzlich richtig entschieden worden zu sein, wenn auch einiges schwer war.

Was auf dem Klo vonstatten ging und geht, außer dem normalen Geschäft, weiß ich nicht. Wenn es zu lange dauerte, das normale Geschäft, dann habe ich nachgesehen und es immer geschafft zu helfen und vielleicht später ein wenig geputzt.

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2013. Ein Brief. Zum Glück war der Adressat verzogen.

„OK!“