20 Jahre voll mit Geschichten aus der Volkswirtschaft
Nr. 16: Vowi-Cuisine
„Was ist der Unterschied zwischen den beiden Büble-Bieren, Karsten?“
Kopfschütteln
„Das Edelbräu hat mehr Alkohol und ist pilsartiger als das Helle.“
Der Gastraum der Kneipe ist knapp 50 Quadratmeter. Die Küche ist 16 Quadratmeter. Im Verhältnis gesehen, trägt sie zum Umsatz nicht viel bei. Küche in der Gastronomie rechnet sich nur, wenn die Stückzahl groß oder es hochpreisig ist.
Schon Ende der 90er im vorigen Jahrhundert hatte Moni, die Mutter unserer Exkollegin Nina, in der Kneipe ein Menü zubereitet. Hin und wieder stellten wir ein Buffet zusammen und kochten auch für 20 bis 30 Gäste ein kleines Menü. Aber von einer Vollauslastung der Kneipenküche konnte bis zum ersten Menü von Fabrice 2014 keine Rede sein. Es war ein Wink des Schicksals, auf dass ich heimlich gewartet hatte. Fabrice änderte seine berufliche Karriere als Koch und hatte somit Muße und Zeit, in der Kneipe ein Menü anzubieten. Ursprünglich sollten Volko, ein befreundeter Gast, der in der Stahlburg und im Heck-Meck kocht, gemeinsam mit Fabrice einmalig etwas zubereiten. Es kam anders. Bis jetzt haben Fabrice und sein getreuer Erster Assistent, unser Joao, mehr als siebzehn Menüs entworfen und zubereitet. Die Nachfrage ist immens.
Fabrice besitzt die Fähigkeit, die Gerichte mittels seines feinmechanischen Wissens zu ersinnen. Wie eine Spinne webt er eine Netz, auf dem die Ideen umgesetzt werden. Uns, die kleinen Spinnen, lässt er manchmal verwirrt zurück. Wir müssen erst lernen und fürchten uns ein wenig ,etwas falsch zu machen, denn während der Aufführung sollte kein Fehler passieren. Für mich aber ist es gerade das Schöne, wenn Fehler passieren, denn dann ist es wirklich spannend zu sehen, wie mit den Fehlern umgegangen wird.
2016. Die Sprache der Menüs ist Fabrisisch.
Es ist beeindruckend zu beobachten, wie Fabrice und Joao das Menü planen, dann Fabrice die Reihenfolge des Kochens organisiert und natürlich wie gekocht wird. Seine Leidenschaft, seine geradezu groovischen Bewegungen, wenn er den Jus (die Vor-Soße) rührt, wie er schneidet, wie er abschmeckt und dabei ganz unprätentiös das Ergebnis beschreibt und wie er schließlich darauf achtet, wie das Essen auf den Tellern präsentiert wird, ist eine Geschichte für sich, die ich demnächst zur hoffentlich im Jahr 2017 stattfindenden 20. Vowi-Cuisine noch ausführlicher erzählen werde. Fabrice ist ein Glücksfall für die Kneipe!
2017. Einkaufsliste der 17. Cuisine, z.T. auf Fabrisisch
Für eine Geschichte nur, die seinen Anspruch beschreibt, sei hier Platz.
Zum Hauptgang bei einer der letzten Menüs gab es Extrasoße in Saucieren. Diese standen auf Tellern, die mit einer Serviette unterlegt waren. Nachdem die Saucieren leer waren, sollten sie auf Wunsch neu befüllt werden. Ich brachte sie in die Küche. Fabrice, der schon längst am nächsten Gang arbeitete, sah mit einem Blick die Situation. Er nahm die alte Serviette zwischen den aufgefüllten Saucieren und Tellern weg und meinte: „Karsten leg doch eine neue Serviette unter die Saucier auf den Teller, wenn Du sie wieder rausbringst. Wir wollen doch oben mitspielen und nicht in der Regionalliga!“
„Ich nehme noch eins, wenn es geht ein warmes!“