Kategorie: Schönheit

L’art pour l’art – die Kunst um der Kunst willen

Wundern und innehaltend, Teil 1

Welche drei öffentlich zugängliche Gebäude in der Innenstadt von Frankfurt könnt Ihr auf dem Foto erkennen?
In allen drei Gebäuden kann man sich wundern, innehalten und es ist normalerweise nicht laut.

Das Foto wurde zwischen den Jahren auf der Töngesgasse aufgenommen. Wir waren auf dem Nachhauseweg nach einem Besuch des 2021 eröffneten neusten Museums in Frankfurt (Welches, ihr Banausen?) hungrig geworden. Sofort wurde der teuerste, angeblich beste Döner Frankfurts Ton Bull auf der Töngesgasse angepeilt. Ich hatte, wie so oft in meiner kleinen Welt, in der immer mehr Vergangenes als die schreckliche Zukunft eine Rolle spielt, noch nie von diesen Preis-Leistungs-Verhältnis gehört.
Meine letzter Döner wurde Ecke Batton/Lange Straße im Dezember 1989 vom Dönerspieß geschnitten. Für insgesamt DM 5,- erhielt ich dazu eine Coca-Cola und einen Snickers. Zum Nachtisch gab es eine Pall Mal ohne Filter.

Das Begrüßungsgeld und das Sozialamt sorgten für genügend Scheine im alten Portmonee. Ich konnte im Kolpinghaus, einer katholischen Übernachtungsheim in der Lange Straße, meine ersten Nächte in der Freiheit (Welche Freiheit meine ich?) unweit der Breite Gasse, die moralische Verkommenheit des real existierenden Kapitalismus, nicht mit meinen beiden Zimmergenossen aus Polen ausprobieren, ablehnen oder wenigstens bereden. Wir verstanden uns nicht. Russisch, was alle gekonnt hätten, galt, wie heute, nicht als ministrabel. War die Wahrheit doch, was ich „drüben“ in der Schule, als ich noch nicht in der Freiheit war, gelernt hatte. Ich studierte in der Gräfstraße, um mehr zu erfahren. Wenn ich fleißig gewesen wäre, hätte ich alles gelernt, was bis dahin geschah, weil mehr sollte nicht passieren. Der Weltgeist bzw. der Weltmarkt hatte sich gegen den Trabant aus Zwickau für den Volkswagen aus Wolfsburg entschieden. Und dieser, erstmal wachgerufen, sollte sich nie mehr ändern, war am Ende, wurde proklamiert. Er wandelte sich früher von sozial zu liberal. Er integrierte den Osten nach 1989 im neoliberalen Gewand. Heute ist er digital außer in Kneipen, wo der Warenaustausch über Geld weiterhin analog stattfindet. Bestandsschutz bis zur Rente. Nicht mehr lange.

Letzte Kleine Küche 2022

Wenn Zeit bleibt, könnte es auf den Wissenschaftsseiten der Vowi zum Jahresabschluss einen Text über diesen ästhetischen Rausch am Beispiel der sieben Todsünden
Hochmut, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Faulheit geben.
Ausgangspunkt sind die Foto-Ausstellung „Wirte im Lockdown“, die Tour-Ankündigung einer Sängerin, eine Serie in der ARD „Eldorado-KaDeWe“, das Vierphasen-Model eines Fußballspieles von Louis van Gaal, natürlich mit zunehmenden Alter die eigene Vergangenheit, ein Foto, sowie dem Wunsch mit einer Tätowierung das neue Jahr zu beginnen.
Aber erstmal schnipple ich mit Kolo Fabuani Rotkraut.

Im nächsten Jahr am 03.01.23 geht’s weiter.
Die Vowi hat am 24., 25., 26.12.22 und am 01.01.23 zu.
Am 28. und 31.12. gibt es -aus gutem Grund- geschlossene Gesellschaften.

Petine Cuisine, 15.11.22

Ich war nie in Ägypten – nur bei Nofretete in Berlin. Sah letztens Amor mit einer Alien von Psyche kommend, auf unserem Boulevard, der entlang des Jordan seine Pfeile abschoß. Einer verfehlte sein Ziel und liegt irgendwo in der Vowi. Wer ihn findet, kann sich kleiden wie Ramses oder Nofretete. Wenn jemand aus Ägypten ihn findet, muss gar nichts getan werden. Denn, wie sollte sich jemand verkleiden, beispielsweise als Bewohnerin des schönen Hessen um das Jahr 30 vor Christus, wenn in Alexandria Karneval gewesen wäre. Als Chattenerin, Mattiakerin, Nemterin oder einfach Barbarin. Die 2. Staffel läuft.

Kleopatra, vor der Tür Ramses rauchend, erklärt mir später den Lauf der Dinge, nachdem ihre Büste sehr bald vor 110 Jahren gefunden wurde:
Erst war lange nichts.
Oder vielleicht ein Nichts, was wir vergessen haben.
Nur in unseren Träumen schimmern Raum und Zeit ganz unkritisch. Sie zu deuten ist ein Privileg, aber wir verstehen oft nichts, weil spätestens heutzutage Mystik mit Kitsch und Mythos mit Märchen verwechselt.
Schau wenigstens auf die Gesten und Laute von damals, weit vor der Sprache. Sie sind noch immer Töne zwischen uns.
Und hör auf mit der WM! Du schleichst herum wie ein Katze und zierst Dich mit Deinen Interviews.
Die italienische Variante, sportlich vorher Ausscheiden, wäre eine Lösung gewesen.
Oder Dienst nach Vorschrift, Ausscheiden in der Vorrunde, könnte Geste außerhalb vom Hier und Jetzt sein.
Also. Ich fasse zusammen und dann bring’ mir bitte ein Bier!
Zeit vergeht. Ist klar. Man kann auch sagen A, B, C, De, Re.
Re hatte eine Tochter. Eine Katze. Die hieß Bastet (auf Latein Felix, auf Deutsch so in etwa der Glückliche) und feierte gerne. Nicht so oft wie ihr, aber sie feierte einmal im Jahr.
Das Schöne Fest der Trunkenheit. Die ägyptische Radeberger war natürlich mit dabei. Bier hat bei uns eine lange Tradition.
Zweiunddreißig Dynastien, von 3100 vor Christus bis 30 vor Christus. Ich war dann die faktisch Letzte in der Reihe und weiß bis heute nicht, ob ich Caesar oder Marcus Antonius mehr gebraucht habe. Liebe hin, Liebe her.
Hast Du mein Bier vergessen?
Jetzt ist von uns noch immer Einiges da. Und von Euch?
Ein Chattenweg in Unterliederbach.
Ich nehme noch ein Bier und zahle direkt!

aprikostraeerne findes, abrikostraeerne findes

Ob Inger Christensen, meine Lieblingsdichterin aus Dänemark, heute am Abend Fußball geschaut hätte, weiß ich nicht.
Die Zeit zwischen Anpfiff und Abpfiff oder Anfang und Ende, vielmehr was davor, dabei und danach passiert, hat sie in Worte gesammelt, die mir besser gefallen als beispielsweise die Hymnen vor dem Spiel heute ab 21.00 in der Kneipe.

aus Inger Christensen, Alphabet

aprikostraeerne findes, abrikostraeerne findes
die aprikosenbäume gibt es, die aprikosenbäume gibt es
bregerne findes; og brombaer, brombaer
og brom findes; og brinten, brinten
die farne gibt es; und brombeeren, brombeeren
und brom gibt es; und den wasserstoff, den wasserstoff
cikaderne findes; cikorie, chrom
og citrontraeer findes; cikaderne findes;
cikaderne, ceder, cypres, cerebellum
die zikaden gibt es; wegwarte, chrom
und zitronenbäume gibt es; die zikaden gibt es;
 die zikaden, zeder,
zypresse, cerebellum
duerne findes; drommerne, dukkerne
draeberne findes; duerne, duerne;
 dis, dioxin og dagene; dagene
findes; dagene doden; og digtene
findes; digtene, da gene, doden
die tauben gibt es; die träumer, die puppen
die töter gibt es; die tauben, die tauben; 
dunst, dioxin und die tage; die tage
gibt es; die tage den tod; und die gedichte
gibt es; die gedichte, die tage, den tod

Kleine Küche, kleines Feld am 26.05.22

Maus bleibt Maus

Ein Mäuschen vom Felde
wollte werden ein Mann
Daheim vor dem Spiegel übte es fleißig
Wie klein es sich fühlte, je größer sein Wahn

Was tun in dieser löchrigen Welt?

Zu klein, zu grau, dann bleibt nur schlau
Hätte es Freunde oben beim Amt
Das Mäuschen wäre ganz sicher bekannt

Versuchte sich beim Verwalten von Wohlfahrt
Lang ist der Weg von Flur zu Flur
Dann an einem Morgen kam es schlußssendlich zur entscheidenden Frage:
Bist Du bereit für den großen Sprung, wie einst Mao Tse-dung?

Der die das wieso weshalb warum?
Ganz einfach
Ab heute wird der Kaffee anders serviert
Wir lassen das a und ändern den Rest
Ich fahr als Jaguar zum Seniorentreff
Und du bis als Maus eine Katze mit einer Grinsefratze

Hier endet abrupt mein Bericht
Ich muss weg
Dem Himmel entgegen, erteilt mir den Segen
Muss in die Küche und später zum Seniorentreff
Was gibt’s denn heute außer dem a?
2x Bleche Moussaka

Ham Cuisine, 28.04.22

Zwei bis drei Verweise seines Lieblingsvereins finden sich laut:
https://www.loudersound.com/features/iron-maiden-somewhere-in-time-artwork-details
und
https://en.wikipedia.org/wiki/Somewhere_in_Time_(Iron_Maiden_album)
auf der Album-Hülle.

In seinem mäaßigen Deutsch dichtete Steve mir folgenden Stolperreim:
Ob Sauerampfer, ob Schnittlauch, die Eintracht haben nur wir drauf!
Ob Borretsch, ob Pimpinelle, ich muß mal auf die schnelle!
Ob Freiburg, ob Mainz, die Eintracht läuft jetzt heiß!
Ob Kerbel, ob Kresse, nun iss und halt die Fresse!
Mit Olli und dem Didi, die Eintracht singt bald in Mancity!

Petite Cuisine, 21.04.22

Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters und wie, mittlerweile mehr für welche Wiedergabequelle, es abgemixt ist.
Einmal wonnig unentrinnbar brutal. Inszeniert.
Und beim zweiten gestern im Nachtleben. Nackt. Nur mit anderer Gitarristin, weil die eigentliche ein Baby bekommt.
Die dänische Band „Konvent“ mit dem Titel „Puritan Masochism“.

Anstatt der Videos kann man sich auch das Bild ansehen.
American Gothic, Grant Wood, 1930
https://de.wikipedia.org/wiki/American_Gothic

Ostern ist offen.

Ostern ist offen.
Karfreitag ab 17.00, Karsamstag ab 15.00, Ostersonntag ab 15.00, Ostermontag ab 17.00

Im Gegensatz zur Downing Street kann hier immer, auch karfreitags, getrunken werden.
Mary Elizabeth „Liz“ Truss, die fast zehn Jahre jünger als ich ist, hat nicht u.a. den Geburtstag ihres Chefs mitgefeiert, weil sie nie da war. Unterwegs für ihn.
Patricia Lee „Patti“ Smith, die zwanzig Jahre älter als ich ist, hat sich vor 44 Jahren mit einer Osterbotschaft geäußert.
Weder ihr Schirm noch all das, was Mary Elizabeth „Liz“ Truss in ihrer Tasche mitführen kann, würde helfen, Patricia Lee „Patti“ Smiths österliches Gedankengut abzuhalten, wegzuwischen, aufzufangen.
Ein Ring am Ringfinger der linken Hand bei beiden Frauen scheint mir die einzige Gemeinsamkeit rein äußerlich zu sein. All das, was beim Foto der Schallplattenhülle von Patricia Lee „Patti“ Smith mehrdeutig ihre Sexualität anspricht, wirkt bei Mary Elizabeth „Liz“ Truss, strengstens geschützt, überdimensional in Szene gesetzt als besonders wichtig, gemeint staatsmännisch, dennoch sehr weiblich. Die englische Schriftstellerin Hillary Mantel, die drei dicke Romane über Aufstieg und Fall des Staatsmannes Oliver Cromwell (Mittelalter in England, Heinrich der 8., der mit den vielen Frauen) geschrieben hat, bezeichnete diese zur Schau getragenen Taschen als rotierenden weiblichen Außenbordmotor eines bestimmten Körperteils.
Platz lassend für den PS-starken Motor der Mary Elizabeth „Liz“ Truss schaute ich voller Passion auf Patricia Lee „Patti“ Smith und verschwand in die Küche, um was zu kochen. Kein Fisch. Grüne Soße, wenigstens aus Deutschland, französische Kartoffeln, Schweineschnitzel aus dem Vogelsberg und Eier hatte ich unterwegs vom Osterhasen. Er war himmlische Erscheinungen schauend in einer Stadt mit drei z. Und von heute an reden wir über das Gründonnerstags-Wunder. Ab 17.00.