Kategorie: Musik

Operette, Schlager und Volksmusik kommt hier nicht als Thema vor

Monkey Suite

Der Schlagzeuger der Band Monkey Suite -Tommy- ist langjähriger Gast der Vowi. Deshalb mal hier ein wenig Reklame für seine Band:
Monkey Suite ist eine neue Punk´n´Roll-Band von durchweg ganz alten Hasen aus Frankfurt am Main. Zum Aufbau des fast ausnahmslos eigenen Programms hat die Band eine ganze Weile gebraucht; das aktuelle Line-Up existiert jetzt ca. ein Jahr. Das Konzert in Aschaffenburg ist ein Live-Wiedersehen mit einer Frau und drei Herren, die teilweise schon Ende der 70er ihre weit verzweigten Wege auf hiesige Bühnen fanden……………..und fortsetzen!“

Konzert am Sa.10.10.2009 in Aschaffenburg, Jukuz. ab ca.21.30Uhr

Déjà-vu

Letztens bei Neil Young in Köln (19.06.09, Tanzbrunnen):
(Gemeine Rezension)
Nur noch „Like A Hurricane“ hat gefehlt. Sonst hat er alles runtergestampft, wie eh und je. Mit Hey Hey, My My (Into The Black) fing es an. Da gähnte ich schon zum ersten Mal.
Um sein als Begleitband getarntes Altersheim musste man wirklich Angst haben. Nur der Background-Chor, bestehend aus seiner Frau, die von weitem wie seine Tochter aussah, und ihrem Kollegen, der noch nicht über 60 war, hätte man als Begleitpersonen des Altersheim-Ausfluges durchgehen lassen. Bereits die Bühnen-Aufbauer verwechselten Jugendlich-Sein mit arbeiten (Kann man auch umgekehrt schreiben.).
Neil Youngs Stimme war gut. Sein Gitarrenspiel klang wie beim ersten Auftritt meiner ersten Band: Es krachte und man war sich nicht sicher, ob die Gitarre überhaupt gestimmt war. Anfang und Ende der Lieder sind gut zu unterscheiden. Ein Lied fängt gewöhnlich an und endet plötzlich in einem Gewusel und Gehämmere, welches gerne länger ist, als das eigentliche Lied. Außer ein paar genuschelten Worten beschränkt sich der Künstler ganz auf seine Kunst und lässt das zahlreiche, über 45jährige Publikum in Ruhe.
Irgendwo schien es mir, ein „Yes We Can“ in einem Lied zu hören. Und zum Schluss gab es „Rockin‘ In The Free World“. Da stimmten alle mit ein und dachten sicher schon an den Freiheitskampf der Uiguren, an die geprügelten Mussawi-Anhänger im Iran, an die ebenfalls verletzten Gäste einer von der Polizei überfallenen St. Pauli-Kneipe in Hamburg, an ihre Nachbarin oder einfach, wo man nach dem Konzert noch ein paar Kölsch trinken könnte.
Ich gähnte zum 19. Mal und hatte noch den schauderhaften Geschmack des Kartoffelsalates in Erinnerung, den ich samt Rindswurst in Ermangelung anderes während des Konzertes gegessen hatte.

(Lobende Rezension):
Gleich das erste Lied zerlegt Neil Young. Seine altbekannte Gibsen mit Vibratohebel klingt wie Jimi Hendrix oder Casper Brötzmann’s Massaker. „Hey Hey, My My“ (Into The Black) wird mit Brachialgewalt in seine Einzelteile gestampft und gewinnt dadurch eine ganz neue Qualität: Wer nicht hören will, muss fühlen.
Neil Young haut seine bekannten Lieder den sehr zahlreich gekommenen Fans am Kölner Tanzbrunnen nicht entgegen. Er haut sie ihnen um die Ohren. Dabei baut er einen Kreis zwischen den restlichen Mitspielern und sich auf und stampft wie ein Schamane die Töne in den Boden. Die souveräne Begleitband, die schier gewaltverherrlichende Gitarre und seine alterslose Stimme bilden die Klammer des Konzertes.
Natürlich gibt es auch einen ruhigen Teil: Entweder im Country-Stil oder Neil Young an der Orgel. Mir persönlich gefallen diese Lieder nicht so gut. Ich bin aber ohne Zweifel eine Ausnahme, denn alles Bekannte wird lautstark gemeinsam oder auch nur für sich mitgesungen. (Der ein oder andere Fan ist auf einmal höchstpersönlich Neil Young und rezitiert förmlich die Worte des Meisters einen Tick eher und wird dadurch derselbige, und seine Freundin liebt ihn dafür noch mehr.)
Man kann diesen leiseren Teil aber ebenso zum Luft holen oder zum Rauchen nutzen, denn gleich wird wieder der Rasenmäher angemacht, und es poltert und kracht aufs Neue los. Dabei ist der Sound sehr gut. Neil Youngs sparsamste Hinwendungen werden frenetisch aufgenommen. Sogar wenn er einen Schluck Bier trinkt und wie nebenbei dem Publikum zu prostet, johlt es begeistert zurück.
Mir am besten gefiel die Zugabe, ein Beatles-Lied: „A Day In The Life“. Hier stimmte alles. Der Gesang erinnerte an John Lennon und war doch ganz Neil Young. Das Lied ist einfach gut gemacht bzw. komponiert mit Strophe und Refrain und dazu setzten sich einzelne Teile so fest ins Ohr. Über allen schwebte, wie ein Hubschrauber, die Gitarre von Neil Young, die keine Diskussionenen mehr zuließ.
Für die meisten anderen war aber sicher „Rockin‘ In The Free World“ der absolute Höhepunkt. Hier wurden im Refrain Fäuste gestreckt, hier wurde die Luftgitarre malträtiert, hier wurden die Bierbäuche, die kahlen Stellen auf dem Kopf, die langweiligen Arbeitsstellen (vielleicht auf dem Kölner Ordnungsamt), die äußerliche Biederkeit der ein oder anderen über 45jährigen Frau (Mutti) eingetauscht gegen all das andere, wofür Neil Young immer noch steht. Und sogar ein rein optisch nicht ganz passendes Trio (Müngersdorfer Stadion Haupttribüne, umweit vom Sohn des Präsis des FC Köln sitzend -man kennt sich-) flippte bei diesem Lied sehr gekünstelt aus, merkte aber, daß keiner auf ihre witzig gedachten Einlagen regierte und vergaß die Künstlichkeit und machte schließlich, wie fast alle, einfach nur mit. Und sogar meine gerne mäkelnde Wenigkeit musste anerkennend mit dem Kopf wackeln. Das war gut.

Saalfeld

Von meinen Saalfeldern Metalprüglern Heaven Shall Burn gibt es jetzt einen DVD mit CD
Bildersturm: Iconoclast II (The Visual Resistance),
die ich sehr empfehlen kann. Zwei Konzerte sind zu sehen. Einmal eine kleine Halle in Wien und zum zweiten bei einem großen Festival. Dazu gibt es allerlei Bonus. Am interessantesten aber ist ein Bandportrait, welches auf unkonventionelle Weise die fast schon langweilige Normalität der fünf Thüringer herausstellt.

Nachtrag zu Zappa

Ich habe noch zwei schöne Sachen bei youtube gefunden:
Einmal Dweezil Zappa, der „Eruption“ von Van Halen erster Platte spielt und vorher durchaus witzig erzählt, wie selbiger 1981 bei Zappa antelefonierte, um dann später vorbeizuschauen.
[youtube http://www.youtube.com/watch?v=jiVV3sb36aY&hl=de&fs=1]

Und Dweezils Vater 1986 in Miami Vice als Drogenhändler:
[youtube http://www.youtube.com/watch?v=JPVjXgw4sUU&hl=de&fs=1]

Zappa Plays Zappa in der Batschkap

Der Sohn Frank Zappas Dweezil spielte am Sonntag, den 17.Mai mit seiner Band in Frankfurt.

Mir hat das Konzert nicht gefallen, weil all das, was Frank Zappa ausmacht, nur in Ansätzen zu sehen bzw. zu hören war. Dweezil und seine Band wirkten wie eine Schülergruppe, die alles fein säuberlich einstudiert hatten, aber den eigentlichen Kern nicht berührten. Das Spontane (am Beispiel der nachgemachten Fingerzeichen von Dweezil) wirkte hölzern. Die Virtuosität beschränkte sich auf schöne Gitarrensounds, langweilige Saxofonsolos (genauso mäßig wie Napoleon Murphy Brock-Solos, von denen sich auf zu Lebzeiten erschienenen FZ-Platten kein einziges für die Nachwelt archiviertes wiederfindet) sowie sinnlose Basseinlagen, die nur eine Form ergeben, aber (noch) keinen Inhalt. Der Humor war einfach und so offensichtlich nachgemacht, dass er schal schmeckte, wie ein Witz, den man immer wieder aufs Neue erzählt bekommt.

Die Musiker waren natürlich über jeden Zweifel erhaben. Allerdings ist der Schlagzeuger (der sehr gewichtige FZ-Archiv-Leiter Joe Travers) eben kein Vinnie Colaiuta oder Chad Wackerman. Das Gleiche lässt sich für den Bassisten, für den zweiten Gitarristen und für die Keyboarderin und Saxofonistin Sheila Gonzalez, die eben keine Bianca (zweite Sängerin neben Ray White für ein paar Wochen in 1976) ist, sagen.
Nur die neue Leadstimme, Ben Thomas, war eindrucksvoll. Allerdings wurden seine Fähigkeiten nicht wirklich genutzt. Mit dieser Stimme, die kraftvoll und sogar fast schreiend noch gut klingt, hätten Lieder aus der sehr kurzen Ricky Lancelotti-Zeit (1973) klasse gepasst. Genauso gut wären die Lieder aus Joe’s Garage Act 2 und 3 gekommen.

Frank Zappa einfach nur nachspielen ist faktisch nicht möglich, weil das Original eine Qualität besitzt, die extrem schwer zu erreichen ist und uns als Zappa-Fans ja auch so umtreibt bzw. immer wieder begeistert. Man kann dagegen versuchen, Zappa in anderen Arrangements neue Kleider anzupassen (beispielsweise Gangster Fun „Dirty Love“). Man kann durch seine einzigartige Virtuosität diese Qualität parieren (beispielsweise Adrian Belew auf seiner letzten Tour „City of Tiny Lights“) Man kann über textliche Veränderungen (beispielsweise Ostbahn Kurti „Bertel Braun“) eine Aktualität herstellen. Oder man fragt einfach Ali N. Askin (Zappa-Arrangeur für Yellow Shark), der für das Schlagquartett Köln einige Zappa Stücke arrangierte. Hier passte vieles zusammen und die oben genannten Mängel wurden gekonnt umschifft (12.03.09 live im Musikaus Dortmund; im Radio -Deutschlandfunk am 14.05.09).

Vielleicht erwidern einige, dass ich zu pienzig bin, aber wenn es um Frank Zappa geht, ist das Beste gerade gut genug, und Dweezil ist eben nur Dweezil, der Sohn vom Meister.

PS:
Wie schon oben erwähnt, war die Batschkapp für den Andrang viel zu klein.
Der Sound war – wie fast immer dort – gut.

Die beste Platte von Dweezil ist meiner Meinung nach seine erste: „Havin‘ A Bad Day“, denn da spielen ja auch Scott Thunes und Chad Wackermann mit, und Papa Zappa hat sie produziert.

Und noch was.
Dweezil kann das alles viel besser, wenn er das macht, was er auch kann.
Ich habe ihn mit „Z“ (Ahmet Zappa, Mike Keneally, Scott Thunes und einem Schlagzeuger) um 1993 in eben dieser Batschkapp gesehen. Es war ein geiles Konzert, wenn auch nur vor etwa 50 Leuten. Sie spielten u.a. die legendären 60-90er Medleys und da war genau das da, was ich am Sonntag vermisst hatte. Die Musik und die Show waren witzig, spontan und virtuos, und es wurde sogar innerhalb des 70er Jahre Medleys für ein paar Sekunden Frank Zappa gespielt: „I’m the Slime“.

Gute Musik

Wann ist Musik gut, fragte eher rhetorisch ein Gast und gab selbst die Antwort:
Wenn ich dazu ficken kann.
Was hier ordinär klingt, wirkte im Original fast schon sachlich als gut gemeinter Ratschlag.

Ossinators

Die Vowi war immer schon Herberge für junge aufstrebende Musiker, aber auch Musenort für altgediente Stars.
Sofort fallen mir Namen, wie KWS, 3/4 Weich, Friendly Fire, Hank Cash, Sven Väth und jetzt ganz neu die Ossinators ein.

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