Vic Chesnutt

Zu Weihnachten ist der Singer/Songwriter Vic Chesnutt an den Folgen eines Selbstmordversuches gestorben.
Ende der 80ziger entdeckte Michel Stripe von REM ihn und nahm auf seine Kosten gleich eine CD auf, den er machte sich wenig Hoffnung, dass Vic Chesnutt noch lange Leben würde. Der Alkohol war sein ständiger Begleiter. Besoffen war er auch, als er mit 18 Jahren einen schweren Verkehrsunfall hatte. Seitdem saß er im Rollstuhl. Seine Behinderung war so stark, dass er bei einem Konzert im Frankfurter Mousonturm mehrere gefühlte Stunden brauchte um mit seinem verkrüppeltem Arm sich ein Glas Wasser zu nehmen. Ich saß weit vorne und wäre am liebsten aufgestanden, um zu helfen. Vic Chesnutt hätte es wohl nicht gefallen. Ein gekrummeltes „Verpiß Dich!“ wäre wohl noch als Liebenswürdigkeit durchgegangen. Er wusselte vor sich hin, ließ sich nach außen hin nicht auf der Ruhe bringen. Eine Hoffnung auf Schönheit verpackt in Sarkasmus, Ironie und Zynismus machte seine Lieder aus. Jede von den etwa 15 CD unter seinem und unter diversen Bandnamen kann ich empfehlen. Es gibt herrliche (Pop-)Lieder, kleine Balladen, witzige Miniaturen, ganz in der amerikanischen Country- bzw Barbecuse-Tradition geschriebene Stücke, es finden sich längere Liedfolgen, thematische Fortsetzungen, knallige Einlagen und einfache Gitarrenstücke. In den letzten Jahren waren einige sehr bekannte Musiker seine Begleiter. Mir gefallen besonders diese einfachen nur von einer Gitarre begleitend vorgetragenen Lieder. Bei meinem ersten Konzert 2001 in Marburg wünschte ich mir auf Nachfrage das erste Lied von seiner ersten Platte Isadora Duncan. Dort erzählt Vic Chesnutt mit seiner weichen, ein wenig knarrenden und sanft brüchigen Stimme, wie er von dieser Tänzerin, die zu Anfang des 20. Jahrhundert gelebt hat, träumte, dass sie beide tanzen würden. Er antwortete auf meinen Vorschlag mit einem leicht genervten „Oh God!“. Auf diese für ihn schon ollen Kamellen hatte er keine Lust. Nostalgie ist was für Idioten. Frank Zappa hätte wohl ähnliches geantwortet.
Ein großer sehr großer Verlust ist sein Tod und dennoch so lange so durchzuhalten nötigt viel Respekt.

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