Neue Zappa-CD

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Ein neues Konzert von Frank Zappa aus dem Jahre 1976 soll in wenigen Wochen -bestellbar online bei der Zappa Familie- erscheinen. Seine damalige Band bestand aus blutjungen Musikern und zwei schwarzen Sängern, wobei die eine (Lady Bianca) es nur wenige Wochen aushielt, da sie es nicht mehr abhaben konnte, dass die Fans zwischen der Fiktion der Texte von FZ und der Wirklichkeit der Shows nicht unterscheiden wollten: Ausziehen, ausziehen…! muß dabei noch ein eher ein harmloser Wunsch des Publikums gewesen sein.
Der Sound dieser nicht mehr unter dem Namen „Mothers of Invention“ auftretenden, sondern schlicht nach dem Meister selbst benannten Band, wurde durch die vier unterschiedlichen Haupt- und Nebensänger entscheidend geprägt: Vorne weg der gospelartige Klang der beiden schwarzen Sänger, dazu der scheinbar immer zu kippende, gepreßte Schreigesang des Schlagzeugers Terry Bozzio und darüber stehend quasi der Kitt, die Konstanz, der Kommentar Frank Zappas Gesang und Stimme.
Die Band ist natürlich, wie immer, hervorragend, auf höchstem Niveau, spielfreudig, individuell und voller Elan. Leider wurde dies zu mindestens in Deutschland nicht so gesehen. Die Band hätte kein Charisma, würde nur das Zeug runterspielen und Zappa sei eh gelangweilt und gedanklich ganz woanders, monierte damals die Zeitschrift Sounds.
Patrick O’Hearn am Fretlessbass spielt ihn -in meinen Ohren- bewußt ein klein wenig zu spät im Takt und zieht dabei die Lieder herrlich auseinander und setzt ein Gegenpol zu dem Schlagzeuger Terry Bozzio, dem heimlichen Star der Band und Liebling der Fans. Dieser trommelt sehr vordergründig unterbrochen durch ständige schnelle Breaks. Er präsentiert geradezu die Kraft dieses Instrumentes. Schließlich gibt es noch Eddie Jobson, am Keyboards und an der Violine. Er kam von Roxy Music und lässt mehr ein jazzigen Sound erklingen, eher hintergründig, dennoch vielseitig diskret den Laden zusammenhaltend. Wie überhaupt Eddie Jobson und Patrick O’Hearn mehr für eine Jazzband stehen, Terry Bozzio den klassischen Rockschlagzeuger mimt, Lady Bianca sich bei jedem Lied neu entscheidet, ob sie in der Kirche singt oder in der Jazzkneipe und Ray White folgt, wo auch immer man in ästhetisch hinschickt.
Und der Meister selbst? Er brilliert sei es im bekannten Eröffnungslied über Schweißfüße, im coolen Rapstil (1976!) im bis dahin unveröffentlichen „Stranded In The Jungle“, er beherrscht die Rhythmusgitarre selbstverständlich im fast schon punkartigen „Wind Up Working in Gastation“. Und seine Sologitarre? Da muß ich mir die Tränen vor Begeisterung, Rührung, Könnerschaft und was weiss ich, verstohlen wegwischen. Obwohl in den einschlägigen Internetseiten der Zappa-Fachfreaks der Gipfel seine Gitarrenarbeit eher für 1978 und 1981/82 analysiert wird, ist dies abhängig von der Tagesform und die ist an diesem 29.11.1976 in Philadelphia sehr gut. Sehr schön sind auch die verschiedenen Gitarrensounds und das Gefühl sich Zeit bei der Musik (ich meine beim Musikmachen) zu nehmen.
Bei der Liederauswahl ist für jeden etwas dabei. Es finden sich die kurzen knappen, die ewig langen, die Instrumentalstücke, die Zappaklassiker und noch ein paar eher untypische Lieder auf der Doppel-CD.

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