Ich komme nur mit Grässlichem in Berührung:
Made in der DDR
03.10.1990: Tag der Deutschen Einheit
09.10.1989: Montagsdemo in Leipzig, wo es auf der Kippe stand
Als Stück Leben, im Licht des real existierenden Sozialismus dem Kapitalismus den Kampf anzusagen, kam ich zur Welt. Denn im Sozialismus musste niemand getauft werden.
Niemand kam als unbeflecktes ideologiefreies Stück Leben zur Welt und hätte vom Marxismus/Leninismus
in Form beispielsweise…
des einfühlsamen Deutschlehrers, Herrn Mattuschka, der gegen die Regel bei uns Elft-Klässlern, den Eigensinn als positiv benotete, dem ekligen Schwimmlehrer Herrn Pionteck im Keller der Schule mit Stange im kalten tiefen Wasser,
dem eigenen Vater als Диспетчер der Gärtnerischen Produktionsgenossenschaft Immergrün,
oder der einsamen Bäckersfrau Hachmeister im Leipziger Osten, die ihre gesamte Ladenrückwand von ihrem „Freund“, -war bald ihr Ex – ist in’ Westen, bemalen ließ samt Nackedei und das bei einem Bäcker
…missioniert, getauft, erklärt, gedreht, gekauft unter Druck gesetzt werden, werden müssen.
Das Sein bestimmt das Bewusstsein.
Nicht Deutschlandfunk. Nicht Abba. Nicht Hermann Hesse. Nicht Pittiplatsch.
Vielmehr erklärte tagtäglich die Nachrichtensendung „Aktuelle Kamera“ des DDR-Fernsehens uns,
warum! wir! glücklich sind! in der DDR! zu leben!.
Klar, ab und zu die einkasernierten Russen samt Familien zu treffen, war mehr Folklore als Solidaritätsbekundung. Deren Sprache war mehr Halskrankheit als empfundener Bruderkuss. Die Offiziersfrauen erkannte man schon von weitem an ihren Riesenbrillen und den ängstlichen Blicken der jungen Rekruten, die ihre Taschen trugen. Waren alle von hinterm Ural. Saufen ging dann auch nicht mehr. Gab zu viel Ärger. Manches hat also genervt, aber insgesamt hat der Sozialismus recht, weil er wahr ist. Er ist wissenschaftlich bewiesen. Kannst du auch studieren, aber so die Grundkenntnisse weiß man einfach.
Deshalb stand ich letzte Woche am Montag und stehe heute am Montag, den 09.10.1989, ab 17.00 Uhr in Leipzig, Innenstadt, Diettrichring, – werdet ihr nicht kennen, weil ihr nie dort gewesen seid. Natürlich nicht in Uniform. Ich „schütze unsre Heimat“ vor diesen Disziplin-Verweigerern und nicht „in die DDR vernarrten“ Idioten. Nein, es sind keine Idioten, wie die Salonbolschewisten damals vor 100 Jahren, die alles nachplappern, nach dem dritten Schnaps die Revolution ausrufen und nach dem sechsten auf dem Klo schlafen, aber im Ernstfall sich davonschleichen. Sind alles Staatsfeinde, die alles madig machen, was seit 1949 aufgebaut wurde.
Die Made muss weg!
Zwei Jahre später sitzt einer dieser kleinen grässlichen Ost-Maden irgendwo im Zug im oder gen Westen. Brille und weißes Hemd im Schnitt der Zeit. Der feine Herr! Sechs Jahre vor der Vowi, war Berufsmusiker in LA sein frommer Wunsch, längst nicht mehr das Ziel. Er professionalisierte seine anderen Hobbys, indem er dies und das anfing zu studieren.
Laber Rhabarber jetzt im Land der Maden-Sieger.