Der Bremer Uniprof Philip Manow erklärt unaufgeregt die vielen aktuellen politischen Aufgeregtheiten:
im DLF
Kategorie: Früher
Früher -in der DDR- haben die Erdbeeren besser geschmeckt und die Bäckerläden waren herrlich, sonst war nichts gut
Ich feiere dann, wann ich will!
Ein Blick zurück, meinerseits.
Heute, an einem Tag, der für mich ohne Bedeutung ist.
Ich hätte andere Vorschläge, früher vorlautere, heute milderer,
nur für die Geistigkeit der Zeit hatte ich nie viel übrig. Zu langweilig. Verwertungsinteressen.
Die Standhaftigkeit, das Nicht-Loslassen können, bestimmt die Stärke des Windes. Nicht das Säuseln der Blätter.
Dennoch, wie schön, dass er verstorben ist, der Arbeiter- und Bauernstaat.
Nach hinten gerutscht auf dem Friedhof der sozialistischen Gespenster. Außer bei alttestamentarischen Verdrehern.
Was bleibt, ist das Scheitern der unklaren Versuchsanordnung und meine Erinnerung an die Soljanka in der Mitropa auf dem Leipziger Hauptbahnhof.
Mal was anderes am 23.09.24
Clemens Meyer liest Hilbig und Meyer
Veranstaltung vom 20. Juli 2021 im Literaturhaus Leipzig
Mail an DiasporaOst 26.03.2024
Hallo,
mein Name ist Karsten Maaß.
Als Mitglied der Band „Neu Rot“, gegründet in Leipzig, seit Jahrzehnten in Frankfurt am Main, bin ich ein Interviewter im Magnetizdat-Band, der bei Euch am 30. Mai Thema sein wird. Geboren wurde ich 1966 in Leipzig, wenige Tage vor dem Fall der Mauer bin ich noch in den „Westen“ abgehauen, seitdem wohne ich in Frankfurt am Main.
Eure Sicht und Interpretation
https://www.instagram.com/diasporaost/
https://www.avldigital.de/de/vernetzen/details/event/traumen-und-fuerchten-narrative-der-ddr-und-ostdeutschlands-veranstaltungsreihe-von-diasporaost-m/
auf die Geschichte der DDR und der Neuen Länder im Rahmen von DiasporaOst ist eine andere, als ich sie habe. Ich würde andere Wörter benutzen, um über mein eigenes Leben dort zu erzählen. Darüber hinaus würde ich das „Leben und Sterben im ersten deutschen Arbeiter- und Bauern-Staates“ anders interpretieren. Meine unten ausgeführten Gedanken über Eure Reihe sind in der Summe ein persönlicher Blick zurück in einer allgemeineren Deutung.
Euer Ziel ist es, „Leben, Liebe und Träume oder, Fürchten und Wünschen“ der Ostdeutschen in der Zeit von mindestens dem Mauerbau bis heute mittels Begriffe wie „Diaspora, Narrativ, Transfer(iert), Legitimationsdruck, Delegitimierung, immanenten und kollektiven Widersprüchlichkeiten“ aufzulösen oder zu erklären. Wollt Ihr ein Seminar an der Uni machen oder wollt Ihr erzählen lassen, um zuzuhören? Ihr wollt Wissenschaft betreiben, dann nennt bitte Euren Theorieansatz. Fragt Ihr wirklich nach oder denkt Ihr vielmehr, die Antworten längst zu kennen?
Ihr meint, von den bisherigen schablonenhaften „Täter-Opfer, Stasi-Opposition, Diktatur-Freiheit“-Bezügen wegkommen zu wollen.
Ich empfinde Eure Wahl der Wörter und Euer Schweigen zu den Verbrechen und Ungerechtigkeiten des DDR-Staates als Fortsetzung meiner eigenen erfahrenen Auseinandersetzung mit dem politischen System der DDR. Der Staat bzw. seine Vertreter hätten mich gerne in eine Schablone gepresst, um mit mir entsprechend zu verfahren. Dies gelang nicht so richtig. Also schob man mich beiseite. Ich verkroch mich in einer Nische, bis der Staat erneut zugriff und von mir verlangte mich zu äußern, ob ich für oder gegen den Staat bin. Nicht ganz wie Fidel Castro es nicht schrecklicher ausgedrückt hat mit seiner Parole Sozialismus oder Tod. Glücklicherweise ist mir diese Frage zu beantworten erspart geblieben. Um nicht zur Nationalen Volksarmee eingezogen zu werden, stellte ich einen Ausreiseantrag.
Für die Zeit nach 1989 frage ich Euch:
War die Wiedervereinigung 1990 aus ostdeutscher Sicht eine freiwillige Entscheidung mittels Wahlen oder ein Gewaltakt der BRD?
Kann man von in der DDR sozialisierten Biographien, wie beispielsweise meiner, sagen, dass der alltäglich erfahrene Sozialismus anders gewesen sei, als er heute erzählt wird?
In meinen Augen regierte die DDR mit diktatorischen Mitteln, manchmal einer Logik folgend, manchmal im vorauseilenden Gehorsam, zum Ende willkürlich. Gefesselt im Kalten Krieg, mit einer Garde biederer Funktionäre, welche die Nazizeit im Gefängnis oder, kaum zu glauben, in der Sowjetunion der 30er Jahre überlebt hatten, blieb allen in der DDR immer weniger Platz zum Rückzug aus dieser Logik. Ein eigensinniges Handeln ohne den Staat war nicht möglich. Dieses Damoklesschwert war allgegenwärtig. Dennoch waren wir lebendig, wollten wir leben. Davon solltet Ihr berichten lassen. Die Umrahmung von DiasporaOst finde ich dabei nicht hilfreich. Vielmehr weicht Ihr ihn zur Unkenntlichkeit auf.
Angefangen in der Privatheit, dem Rückzug (in die Kunst > Wolfgang Hilbig als Autor, Jazz oder Neue Musik in der DDR), der Selbstständigkeit in seiner überschaubaren Gruppe (Kassettenkultur > Magnetizidat), dem Ausreizen von staatlichen Angeboten (Kunstszene in Hoyerswerda > Grit Lemke) oder mit vollem Risiko, letztendlich als Narr, sein Leben
einsetzend (Thomas Brasch). Dennoch musste jeder davon ausgehen, dass die Stasi mit am Tisch sitzt oder das gemeinsame Abendbrot vom Nachbarhaus observiert, um Zugriff zu haben.
Ihr unterstellt, dass die bundesdeutsche Herrschaftsgeschichte an Forschungsstellen zu dieser Zeit, in Feuilletons, in Ausstellungen, in Kunst und Pop, im Theater die Themen diktieren. Die Geschichten der Beherrschten dagegen werden für Euch durch einen „Legitimationsdruck“ zum Verschwinden gebracht.
Wen meint Ihr und wie drückt er sich aus?
In der DDR wären die von Euch vorgestellten Autoren mit ihren Büchern gar nicht an die Öffentlichkeit gelangt. Ihr werdet von der Bundesstiftung zur SED-Diktatur und der Stadt Frankfurt am Main gefördert. Sind dies nicht aber genau die, welche Euer Meinung nach an solchen Geschichten, wie sie Grit Lemke am Beispiel Hoyerswerda im Einzelnen erzählt und Katja Hoyer mit dicken Pinseln so manches übermalend, relativierend mit wissenschaftlichem Anspruch darstellt?
Um Eurem Ziel, nach Konstanten vor und nach 1989 zu schauen, hätte ich anderes vorgeschlagen.
Warum habt Ihr beispielsweise, und da wäre Diaspora in der Diaspora ein richtiger Name gewesen, nicht Ereignisgeschichte, Darstellung und Resonanz des Fußballvereins RB Leipzig genommen, wo ein Westkonzern sich einen Verein kauft, um dabei ein leerstehendes Stadion zu nutzen, um den Verein als Dauerwerbeträger dazustellen? Gibt es Akzeptanz? Ein volles Stadion? Inwieweit steht RB mit Spielern aus vielen Ländern als positives Beispiel aktuellen politischen Debatten in Sachsen gegenüber? Wie stehen Künstler dazu? Ihr hättet den Schriftsteller Clemens Mayer fragen können. Schafft RB Leipzig neue Identitäten?
Am Beispiel des Leipziger Malers Neo Rauchs hättet ihr so einiges über Ängste, Träume und Wünsche von einer politischen Richtung, die man in der DDR nicht geglaubt hätte, dass sie überlebt hat und die seit 1990 sich laut äußert, erfahren. Ich meine die sehr konservativen bildungsbürgerlichen Reste im DDR-Sozialismus. Seine Strahlkraft in Ost und West und seine Verkaufserlöse sind spitze. Ihr hättet nach der Resonanz seiner Bilder fragen können, für was sie stehen und wo man sie besitzt, auch in Frankfurt:
Warum interessiert Ihr Euch nicht für Freien Jazz und Neue Musik in der DDR? Hier stand ein ästhetisches Konzept, welches die Grundlagen des Alten hinterfragt und am liebsten aufgelöst hätte, dem Staat zu Teilen nah war oder vom Staat nach und nach akzeptiert und wenigstens toleriert wurde. Neue Musik wurde über Auftragswerke protegiert. Auftrittsmöglichkeiten für Jazzmusiker gab es über die im Land verteilten Klubhäuser zahlreich. Neue Musik wurde im Radio gespielt und erhielt Platz in den Spielkalender der Klangkörper. Freier Jazz hatte in der DDR einen sehr großen Zuspruch. Als Ersatz der amerikanischen Free Jazz-Vorbilder fror das Interesse nach 1989 ein.
Ganz aktuell wäre noch ein Blick zur St. Petersburger Band „Shortparis“. Dieser Blick ist für mich wie ein Blick zurück, wie man mit subtiler Kunst gegen die reine Willkür versucht zu bestehen. „Shortparis“ gehören, soweit meine Informationen reichen, zur gegnerischen städtischen Diaspora des aktuellen Präsidenten. Ihr ästhetischer Balanceakt spätestens nach dem Krieg gegen die Ukraine erinnert mich sehr an DDR-Kunst. Jenes Besondere dort war, etwas wegzulassen oder ganz bewusst etwas zu sehr zu betonen. „Shortparis“ und die DDR-Band „Pankow“ traten beispielsweise zu sehr unterschiedlichen Zeiten (1989 und 2022) und in einem bestimmten politischen Kontext mit Gesangsgruppen der Roten Armee auf. Beide Male war dies ein klares Signal für eine bestimmte Haltung, welche jeder in der DDR und ich bin mir sicher, ebenso in Russland, sofort begriff oder begreift.
Ich für meinen Teil habe den „Gestank“ des Ostens bis 1989 nicht vergessen. Da ich ihn nicht abstellen oder wenigstens erträglich machen konnte, zog ich die parfümgeschwängerte Luft des Westens vor. Mir war klar, dass es hier auch stinkt, aber ich muss nicht so tun, als ob es herrlich riecht.
Mit diesen Gerüchen
Anhang:
Mein Leben in der DDR in Ausschnitten als Ausstellung „Es geht ein Gespenst um in der Mitropa“.
Hier sind meine Aufzählungen von neuerer Literatur, aktuellen Medien, Wissenschaftsportalen und wissenschaftlichen Reihen, welche Eure Forderungen, die verschiedenen Erstarrungen und Brüche in der Geschichte der DDR und ihrer Erben, widerspiegeln.
Romane
Uwe Johnson (alles)
Gerd Neumann, Elf Uhr, 1981
https://www.deutschlandfunk.de/elf-uhr-100.html
https://literaturkritik.de/id/465
Wolfgang Hilbig, „Ich“, 1993
Wolfgang Hilbig, Das Provisorium, 2000
Clemens Meyer, Als wir träumten, 2006
Lutz Seiler, Kruso, 2014
Lutz Seiler, Stern 111, 2020
Christian Ahnsehl, Der Ofensetzer, 2020
Lyrik
Wolfgang Hilbig
Helga M. Novak
Lutz Reimann
Gerald Zschorsch
Uwe Kolbe
Thomas Kunst
Comic
Anke Feuchtenberger, Genossin Kuckuck, 2023
Ausstellung
„Der große Schwof. Feste feiern im Osten“,
Ausstellung und Bildband in Kunstsammlung Jena 2023
Pop-Kultur
TV-Serie „Kleo“ 2022
„Baumarkt“
Band aus Chemnitz
https://baumarkt.bandcamp.com
Wissenschaft
Auflistung wo man nachschauen kann, wer über was zur DDR-Geschichte forscht
Zeithistorische Studien, Schriftenreihe des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam (bisher sind über 60 Bände zur Geschichte der SBZ/DDR, des geteilten Deutschlands und Osteuropas nach 1945 erschienen)
Studien zur Geschichte der Treuhandanstalt, Herausgeber Institut f. Zeitgeschichte München-Berlin
Philipp Ther, Das andere Ende der Geschichte: Über die Große Transformation, 2016
Kata Krasznahorkai, Sylvia Sasse, (Herausgeber) Artists & Agents: Performancekunst und Geheimdienste, 2019
Podcast
111 Kilometer Akten. Der offizielle Podcast des Stasi-Unterlagen-Archivs
Eliten in der DDR, MDR
„Ihr könnt mich umbringen“. DDR-Heimerziehung, MDR
RB Leipzig
Rasenball. Red Bull und der moderne Fussball, Undone u. MDR
Jazz und Neuer Musik in der DDR
Rainer Bratfisch, Freie Töne. Die Jazzszene in der DDR, 2005
Siegfried Schmidt-Joos, Die Stasi swingt nicht: Ein Jazzfan im Kalten Krieg, 2016
Ulrich Tadday, Musik der DDR?: Komponieren im real existierenden Sozialismus (MUSIK-KONZEPTE), 2022
Pankow und Shortparis
https://www.concertarchives.org/concerts/pankow-33ae7caa-b2ab-4438-8c2e-1760091adb4f?photo=740495
https://www.youtube.com/channel/UC1cjNl1C3r4wLlp–YiJ1Xg
Losgelöst
Zu meinen Duell mit den Häschern des Kardinal Richelieu,
sie haben sich ganz, ihrem Zeitgeist zuzuordnen, in „Raumfahrer Kollektiv Sigmund Jähn/Hermann Kant“ unbenannt,
habe ich beim ersten Zusammentreffen meinen verbalen Degen so stark geschwungen,
dass ich ermahnt wurde, die Spielregeln einzuhalten.
Ich konnte mich gerade noch selber warnen,
gerne das letzte Wort habend,
und nicht ihnen schallend entgegen rufen, „Ich sch… auf eure Regeln und kommuniziere euch ins Schwarze Loch!“.
Ich atmete lieber durch. Zu hoher Blutdruck kann die Rente, ist ja bald soweit, vermasseln.
Der anwesende Sympathisch-Redselige, dabei sehr Kluges von sich gebende Literaturbotschafter aus einer Stadt im Dreiländereck,
die es eigentlich,
wenn Siegmund Jähn Staatsratsvorsitzender und Hermann Kant Staatssicherheitschef geworden wäre, gesprengt werden sollte,
lobte weniger meine plume Art, als ein, zwei Sätze meines Einspruches.
Dazu auch später mehr.
Das S t a k k a t o hier soll mein Herzklopfen,
soll meine (verbale) Faust auf die in meinen Augen erfundenen Mythen ihrer Welt,
die von anno dazumal aus dem „materiellen“ Raum des in ihren Augen real existierenden,
was auch immer,
funken.
Vergängliches
Altes und Neues:
Farben, Symbole, Straßenpflaster und Platten, Kellerfenster, Stromkasten, Haus
und jetzt versucht mal sächsisch zu reden:
Mund fast zu, Unterkiefer etwas vor, g anstatt k, b anstatt p
Dieses Filmchen schnurrt Geschichte und deren Geschichten letztendlich als Vergängliches runter.
Gedreht im Burgund mit Tönen von dort, dem Nachhall meiner Radschuhe auf dem Glauberg in der Wetterau, dem lautstarken Singen der Chemie-Ultras, untermalt von Rufen der mehr klassischen Fans und einer Klospühlung in der Champagne als Schlusspunkt:
Pilgerweg
Noch mehr Altes mit durch aus gegenwärtigen Erscheinungen:
Feuerland,1987
DEFA-Doku-Film über ein Viertel in Ostberlin-Mitte mit viel damaliger Kneipenperspektive und treffenden Zeit-und Zustandsbeschreibungen
… und freitags in die „Grüne Hölle“, 1989
DEFA-Doku-Film über Fans von Union Berlin, sehr nah dran und kaum DDR-Folklore oder Propaganda, was sehr ungewöhnlich war
dazu auch:
95 Kürbisse
Zum Thema Süße
Zum Thema Erschauern
Rudolf Otto,
Das Heilige. Über das Irrationale in der Idee des Göttlichen und sein Verhältnis zum Rationalen, München 2014, € 14,95
Gibt es neben zu kaufen.
Freu ich mich, wenn Linder kommt
Ich komme nur mit Grässlichem in Berührung:
Freu ich mich, wenn Linder kommt
oder
Wie erzähle ich, dass es schön ist, eine Wahl zu haben
Stell Dir vor Du könntest zwischen Nancy, Boris und Tarek wählen.
Nicht Nancy gebürtig in Bad Soden, aufgewachsen in Schwalbach,
nicht Boris geboren und aufgewachsen in Frankfurt und
nicht Tarek, geboren in Offenbach, aufgewachsen in Sanaa und Frankfurt.
Ich meine Nancy Reagan, Boris Jelzin und das Volkswagen-Model Tarek.
Früher hieß Nancy Boris. Die Betonfrisur blieb. 1991 steht anstatt Nancy/Boris Norris auf einen übergelaufenen Volkswagen Tarek und verkündet,
https://www.nzz.ch/international/europa/jahrestag-des-putschs-gegen-gorbatschow-historische-momente-im-moskauer-august-ld.111227
dass der Putsch der alten Tiere nicht akzeptiert wird. Vielmehr wird es nun endgültig Zeit, die alten Nmerze wegzufegen.
Ich war (mein Geburtsdatum bei Wikipedia stimmt nicht) der Typ ganz rechts. Der повар war auch dabei. Nur sieht man ihn nicht. Der kam gerade aus dem Gefängnis raus und hatte in St. Petersburg ein Restaurant. Später kochte er ganz andere Suppen. Ich erinnere mich noch sehr genau, wie vor dem Volkswagen eine junge Frau mit Roter Fahne und dem Kommunistischen Manifest stand. Ihren Namen habe ich vergessen. Es war irgendwas, mit S, wie Sandra. Sie rief die ganze Zeit auf russisch den Satz „Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit“. Dabei verwechselte sie die Urheberschaft. Sie nannte beständig Hegel und nicht Friedrich Engels. Ich verstand nicht, wen sie damit ansprechen wollte. Die Umherstehenden verstanden sie ebenso wenig, weil es im russischen kein H gibt und aus Hegel beispielsweise R..egel wird. Sie nervte und nervte und wenn sie nicht immer noch weiter genervt hat, dann nervt sie noch heute. Ihr Bruder hat so einen Trotzki-Bart und ist irgendwo Sport-Trainer. Habe vergessen wo.
Wenn ich mich also an diese alten Zeiten erinnere und hätte heute die Wahl zwischen Boris, der Frau des 40. Präsidenten der Vereinigten Staaten, Schwalbach, einem neuen Volkswagen Model -bitte elektrisch-, einem alten Volkswagenmodel mit Namen Norris -mit viel Benzin-, der Nervtante vor dem Volkswagen und noch Lindner obendrauf, wählte ich das Schunkeln zum Polizeichor im Waldstadion vor Anpfiff des Heimspiels gegen Heidenheim am Sonntag. Mehr anheimelnde Bierseligkeit demokratisch legitimiert kann es in einer neoliberalen Gesellschaft nicht geben: Mitschunkeln ist die Einsicht in die Notwendigkeit.
Auf jeden Fall am Sonntag vor dem Spiel wählen gehen!
Made in der DDR
Ich komme nur mit Grässlichem in Berührung:
Made in der DDR
03.10.1990: Tag der Deutschen Einheit
09.10.1989: Montagsdemo in Leipzig, wo es auf der Kippe stand
Als Stück Leben, im Licht des real existierenden Sozialismus dem Kapitalismus den Kampf anzusagen, kam ich zur Welt. Denn im Sozialismus musste niemand getauft werden.
Niemand kam als unbeflecktes ideologiefreies Stück Leben zur Welt und hätte vom Marxismus/Leninismus
in Form beispielsweise…
des einfühlsamen Deutschlehrers, Herrn Mattuschka, der gegen die Regel bei uns Elft-Klässlern, den Eigensinn als positiv benotete, dem ekligen Schwimmlehrer Herrn Pionteck im Keller der Schule mit Stange im kalten tiefen Wasser,
dem eigenen Vater als Диспетчер der Gärtnerischen Produktionsgenossenschaft Immergrün,
oder der einsamen Bäckersfrau Hachmeister im Leipziger Osten, die ihre gesamte Ladenrückwand von ihrem „Freund“, -war bald ihr Ex – ist in’ Westen, bemalen ließ samt Nackedei und das bei einem Bäcker
…missioniert, getauft, erklärt, gedreht, gekauft unter Druck gesetzt werden, werden müssen.
Das Sein bestimmt das Bewusstsein.
Nicht Deutschlandfunk. Nicht Abba. Nicht Hermann Hesse. Nicht Pittiplatsch.
Vielmehr erklärte tagtäglich die Nachrichtensendung „Aktuelle Kamera“ des DDR-Fernsehens uns,
warum! wir! glücklich sind! in der DDR! zu leben!.
Klar, ab und zu die einkasernierten Russen samt Familien zu treffen, war mehr Folklore als Solidaritätsbekundung. Deren Sprache war mehr Halskrankheit als empfundener Bruderkuss. Die Offiziersfrauen erkannte man schon von weitem an ihren Riesenbrillen und den ängstlichen Blicken der jungen Rekruten, die ihre Taschen trugen. Waren alle von hinterm Ural. Saufen ging dann auch nicht mehr. Gab zu viel Ärger. Manches hat also genervt, aber insgesamt hat der Sozialismus recht, weil er wahr ist. Er ist wissenschaftlich bewiesen. Kannst du auch studieren, aber so die Grundkenntnisse weiß man einfach.
Deshalb stand ich letzte Woche am Montag und stehe heute am Montag, den 09.10.1989, ab 17.00 Uhr in Leipzig, Innenstadt, Diettrichring, – werdet ihr nicht kennen, weil ihr nie dort gewesen seid. Natürlich nicht in Uniform. Ich „schütze unsre Heimat“ vor diesen Disziplin-Verweigerern und nicht „in die DDR vernarrten“ Idioten. Nein, es sind keine Idioten, wie die Salonbolschewisten damals vor 100 Jahren, die alles nachplappern, nach dem dritten Schnaps die Revolution ausrufen und nach dem sechsten auf dem Klo schlafen, aber im Ernstfall sich davonschleichen. Sind alles Staatsfeinde, die alles madig machen, was seit 1949 aufgebaut wurde.
Die Made muss weg!
Zwei Jahre später sitzt einer dieser kleinen grässlichen Ost-Maden irgendwo im Zug im oder gen Westen. Brille und weißes Hemd im Schnitt der Zeit. Der feine Herr! Sechs Jahre vor der Vowi, war Berufsmusiker in LA sein frommer Wunsch, längst nicht mehr das Ziel. Er professionalisierte seine anderen Hobbys, indem er dies und das anfing zu studieren.
Laber Rhabarber jetzt im Land der Maden-Sieger.
Petite Cuisine, 26.09.23
In meinem Geburtsort, am Rande der Leipziger Tieflandsbucht, dessen Farben Blau-Gelb sind, im Gegensatz zum Weiß-Grün als Farben der politisch kulturellen Region, verweilte ich die Tage.
Ist schon schön da, anders -sehr anders- als beispielsweise in Frankfurt, und nach all den Jahren so ganz anders ohne mich geworden, als ich dort aufspielte und mich ganz bewusst auswechseln lassen wollte und als es nicht passierte, ich es auf eigene Faust tat.
In der Summe dort tauchen viele Quersummen auf. Und manche haben sich obendrauf noch verrechnet oder ihnen wurde, wie es mein Lehrer im Unterrichtsfach Werken vermutete, „Dummbulver in‘ Gaffee getan!“
Heute gibt es u.a. Bohnen von meiner Schwester am Kanal (ähnelt der Nidda), wo wir damals „naackisch drinne warn“.