Kategorie: Bewegungen

Sportive Sachen -eigentlich Fußball-

Petite Cuisine, 08.09.22

Manche Ikonen, in unserem Pfarrhaus gleich neben dem Wirtshaus, gingen im Strudel der Vergessenheit unter.

Ein neuer Bischof, ein aufgeräumter Keller, ein Umdenken, wie man gegenüber den ungläubigen Nachbarn auftreten wollte, schafften Platz für neue Heilige, deren Legenden man sich bald erzählte, im festen Glauben, dass es nur so gewesen sein konnte. Später, nach der Kirche im Wirtshaus, hinterfragten die Jungen leise die Alten. Diese schüttelten sanft ihre Köpfe, denn, wie konnten die Jungen aus dem wenigen, was sie erlebt hatten, ihre Erfahrungen gleichsetzen. Einen langsam dahinfließenden Strom erfasst die Wellen, um sie glatt zu streichen. Die Wellen sind wie kleinste Einheiten in der abgelaufenen Zeit. An diese sich zu erinnern, sei wie ein Spielzug. Doch ein Spiel besteht aus vielen Zügen. Ihre Summe ergibt, was bleibt.

Die Redseligen, besoffen in ihren Worten, bestätigen erst die Einen dann die Anderen, um Augenblicke später das Thema zu wechseln, wohin ihr Schwall, wie ein sprudelndes Flüsschen in den großen Strom, abfließen konnte.

Schließlich gab es noch die Narren. So nannten man im Dorf alle, die entweder ausschließlich oder zu bestimmten Zeiten ohne Regel spielten. Die Regel wurde bei manchen nach zu viel Most aufgehoben. Dies ergab sinnbildlich eine Doppelikone. Die Ausnahme jeglicher Regel waren…

aus Edholm Idunn „Abgrundtief im Glauben oder wie schmeckt ein norwegischer Apfel“, Oslo 1966, S. 7922

Petite Cuisine, 02.08.22

Ein gewöhnlicher Montag in Bockenheim unterwegs und später in der Kneipe:

Der sozial-ökologisch-demokratische Umbau in Permanenz muss die Forderung gegenüber den beißwütigen imperialen Machträumen sein. Nicht das Eine, sondern das Ganze sehen.
Die Eintracht hat gewonnen.
Für Psychosen haben wir an sich Verständnis. Wenn sie sich aber äußern, indem man Hass brüllend Dixiklos umhaut und Flaschen wirft, verantworten wir dem ein Ende, es soll sich ja niemand weh tun. Sonja kehrt die Scherben auf.
Der Reimann im Tor beim FC Magdeburg ist kein Karius.
Die Fußball-WM der Männer im Winter nervt. Ob wir sie ertragen oder wie wir sie ertragen, beschäftigt uns und natürlich den größten nationalen Sportfachverband der Welt auf der Kennedyallee 274 unweit des Waldstadions. Auf dessen Seite im Netz fand ich beim schnellen Durchklicken zum Thema Menschenrechte in Katar folgendes:
https://www.dfb.de/menschenrechte/katar-2022/weiterfuehrende-informationen/
Ich hätte gerne gute Gründe die WM zu zeigen, außer damit Umsatz zu machen. Ich suche weiter.

Die Petite Cuisine, dienstags und donnerstags, pausiert. In der letzen Augustwoche geht es weiter.
Bis dahin, deshalb der holprige Vers auf dem Küchenzettel, ist der kleine Küchenossi im Westen.
Duh nich so rummgähsn!

Psychosenjahr

Wenn ich mächtig und voller Geist mit Sprache umgehen könnte, wie Schiller oder Goethe im Balladenjahr 1797, würde ich nicht das tägliche vorbeischlurfende Leid vor der Vowi in Versform bringen. Das Leid versteckt sich hinter irgendwelchen Psychosen, die einen sprach- und ratlos oder vollgespuckt zurücklassen. Schlürfend oder guttural vorgetragene Litaneien, Anschuldigungen, (für uns) Verwirrtes und immer aggressiveres Verhalten mit der ewigen Frage nach Geld und Zigaretten.

Nordend-Psychose nach der Arbeit: Ich sehe mich, wobei ich zeitgleich in einem Restaurant auf einen gedeckten Tisch schaue, vor meinem Roller mit einem fliegenden, zusammengerollten Teppich?

Daneben gibt es die regulierten Abläufe der Dämmerungspatienten, welche zwischen Kiosken und den in der Nachbarschaft befindlichen Miniparks auf und ab tauchen aus ihren Randexistenzen. Auch sie trägt ein Verlangen nach Leben, anders als die Norm. Hier gibt die Öffnungszeiten der Kioske den Takt vor. Das erste Bier gegen acht, das letzte nach Mitternacht.
Dazwischen existiert die Kneipe mit ihren Gästen oder die Gäste dieser Kneipe.
Das Abgrenzen von den Psychosen und den Randexistenzen klappt mal mehr mal weniger. Im Sommer, wenn die Tische brav mit einem Meter Abstand von den Radbügeln stehen, bleibt genügend Platz für all das, was man auch mit viel Bier sich nicht schön trinken kann.

Die Theorie eines genehmigten Sommergartens 2022

Bei allem Verständnis für die Probleme der anderen, dem Eingeständnis eigener Probleme, Sorgen über soziale Probleme besonders der Gentrifizierung des Stadtteils und im angelesenen Wissen, dass das Sein das Bewusstsein bestimmt, gebe ich kein Geld mehr. Mein Geld hilft hier nicht. Ich kaufe mich damit für den Abend frei. Und am nächsten Tag erfolgt gleiche Frage nach einem Zwickel.
Wenn ich mächtig und voller Geist mit Sprache umgehen könnte, wie Schiller oder Goethe im Balladenjahr 1797, würde ich vielleicht von anderen erzählen, beispielsweise der Band „Shortparis“. Diese versuchen aus dem fernen Sankt Petersburg, da wo in der Nähe die Turbine hin soll, der Realität vor ihrer Haustüre zu entkommen, der Realität vor ihrer Haustüre etwas zu entgegnen. Vorsicht bei „Falschnachrichten“ über die Russische Armee. Mit bis zu 15 Jahren Haft können diese bestraft werden.

Shortparis – Гетто в озере «Зов озера» pt. I

Shortparis – О, как хотела мама «Зов озера» pt. II

Sonntags

Heute am Sonntag (24.07.), am letzten Tag der Tour de France, ist zwischen 15.00-21.00 geöffnet.

Ausnahmsweise ist diese Woche montags die Petite Cuisine, weil wir am Dienstag einer Londoner Band im Stadtwald lauschen und ein gebürtiger Frankfurter hinterm Tresen genug zu tun haben wird.

Die nächste Cuisine du Dimanche
(Fab bereitet ein einfaches sonntägliches Menü zu)
findet heute in einer Woche am letzten Sonntag (31.07.) im Juli zwischen 11.30-15.00 statt.

Rumwurschteln als Handlungsmaxime

„Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“
Am 09.03. fragte ich mich als braver Bürger nach der oben stehenden Formel des wichtigsten deutschen Philosophen, der in einer Stadt wohnte und aus dieser nie herausgekommen ist und die heute zu Russland gehört, wie ich mich verhalten sollte.
Was kann ich tun? – im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine.
Kann ich angewandt als Wirt einer Fußballkneipe weiterhin den Streamingdienst DAZN nutzen, wenn ich denke, dass mein und das Handeln besagten Streamingdienstes bzw. seines Eigentümers sich nicht an die oben geschriebene Formel hält.

Dazn, Oligarchen und Sanktionen

Ich hatte wenige Tage nach Beginn des Krieges die Berichte über Oligarchen
(Catherine Belton, Putins Netz – Wie sich der KGB Russland zurückholte und dann den Westen ins Auge fasste und
Karen Daisha, Putin’s Kleptocracy: Who Owns Russia?)
und ihre Reaktion zum Krieg in der Ukraine und in Russland mitbekommen. Mir fiel ein, dass der Streaming-Anbieter DAZN, dem ich monatlich nach London knapp € 250,- überweise, um die Bundesliga und nächste Saison die Eintracht in der Championsleague zu übertragen, einem in Odessa geborenen sehr, sehr reichen Besitzer mit Namen Leonard Blavatnik gehört. Im Netz bei Wikipedia fand ich schnell Information.

Er kontrolliert seine verschiedenen Einkommensquellen
u.a.
Lyondellbasell (Chemie)
UC RUSCAL (Aluminiumkonzern)
Deezer (Musikstream)
DAZN Group (Sportstream)
Warner Music Group (Major-Label)
(Quelle Wikipedia)
über die Firma Access Industries:
Vor allem die Aluminiumhütte in Russland und seine daraus resultierenden sehr guten Kontakte zu sanktionierten russischen Oligarchen machten mich aufmerksam.
Ich suchte weiter im Netz und fand vieles für mich nicht eindeutig. Deshalb schrieb ich, mit der Bitte um Hilfe, u.a. folgende Kompetenzzentren an:
Bundesregierung (Wirtschaftsministerium)
Bundeskartellamt (Staatliche Behörde)
DAZN (Streaming-Dienst)
Kicker (Zeitschrift)
11Freunde (Zeitschrift)
Decoder (Portal über Russland)
Deutschlandfunk (Öffentlicher Sender)
Frankfurter Allgemeine Zeitung (Zeitung)
Correctiv (Recherche)
Investigativ NDR (Recherche)
Frankfurter Rundschau (Zeitung)
Jüdische Allgemeine (Zeitung)
Süddeutsche Zeitung (Zeitung)
taz (Zeitung)
ARD (Öffentlicher Sender)
Spiegel (Zeitschrift)
Philipp Ther (Historiker)
Hajo Seppelt (Journalist)

Innerhalb weniger Minuten antwortete Philipp Ther, ein Historiker aus Wien. Er fände mein Ansinnen interessant und sinnvoll, nur könne er mir nicht direkt weiterhelfen. Er riet mir, den Journalisten und Russland-Experten Hajo Seppelt zu befragen. Tat ich. Dieser reagierte nicht.
Geantwortet haben mir recht schnell die Bundesbehörden. Sie seien dafür nicht zuständig.
Der Spiegel fand es interessant, aber wenn überhaupt zu einem späteren Zeitpunkt für gut.
Darüberhinaus gab es nichts.
Aber der Deutschlandfunk antwortete mir nach einiger Zeit, dass er dran sei und veröffentlichte einen Monat später diesen Beitrag:
https://www.deutschlandfunk.de/dazn-leonard-blavatnik-100.html

Und DAZN?
Auch hier gab es eine schnelle Antwort. Sehr schnell. Nicht konkret auf meine Frage zu Verbindungen ihres Besitzers zu sanktionierten russischen Oligarchen, sondern allgemein:
„Hello Karsten,
I would be glad to help you with your concern.
DAZN condemns Russian despot Putin for launching a war of aggression. DAZN and Leonard Blavatnik (born in Odessa, Ukraine) stand behind the Ukrainian people.
I would be more than happy to take your request and pass it on.
You may follow us on Twitter and Facebook in order to stay up to date!“

So zahle ich weiterhin an DAZN, zeige Fußball mit aufgemalten Peace-Zeichen auf dem Rasen, denke über die Aluminiumhütten (in Russland und die aktuell nicht arbeitenden in der südlichen Ukraine) und was man so alles aus Aluminium machen kann, des Leonard Blavatnik nach.
Und bei der Metro hole ich weiterhin Pommes im Wissen, dass ein großer Teil des Umsatzes der Metrogruppe in Russland gemacht wird.
Mein Halbwissen hilft nicht weiter, um mein Handeln auszurichten.
Ich wurschtle, also zapf’ ich.
Die Fussball-WM in Katar ist das nächste moralische Problem, was sich auf den wirtschaftlichen Erfolg der Eckkneipe niederschlagen würde, wenn ich sie nicht zeige.
Mindestens nachzudenken ist erste Eck-Kneipen-Pflicht im täglichen rumwurschteln.

aprikostraeerne findes, abrikostraeerne findes

Ob Inger Christensen, meine Lieblingsdichterin aus Dänemark, heute am Abend Fußball geschaut hätte, weiß ich nicht.
Die Zeit zwischen Anpfiff und Abpfiff oder Anfang und Ende, vielmehr was davor, dabei und danach passiert, hat sie in Worte gesammelt, die mir besser gefallen als beispielsweise die Hymnen vor dem Spiel heute ab 21.00 in der Kneipe.

aus Inger Christensen, Alphabet

aprikostraeerne findes, abrikostraeerne findes
die aprikosenbäume gibt es, die aprikosenbäume gibt es
bregerne findes; og brombaer, brombaer
og brom findes; og brinten, brinten
die farne gibt es; und brombeeren, brombeeren
und brom gibt es; und den wasserstoff, den wasserstoff
cikaderne findes; cikorie, chrom
og citrontraeer findes; cikaderne findes;
cikaderne, ceder, cypres, cerebellum
die zikaden gibt es; wegwarte, chrom
und zitronenbäume gibt es; die zikaden gibt es;
 die zikaden, zeder,
zypresse, cerebellum
duerne findes; drommerne, dukkerne
draeberne findes; duerne, duerne;
 dis, dioxin og dagene; dagene
findes; dagene doden; og digtene
findes; digtene, da gene, doden
die tauben gibt es; die träumer, die puppen
die töter gibt es; die tauben, die tauben; 
dunst, dioxin und die tage; die tage
gibt es; die tage den tod; und die gedichte
gibt es; die gedichte, die tage, den tod

Petite Cuisine, 19.05.22

Die Siegerversion.
Die Scherben von gestern werden aufgekehrt und weiter geht’s.

…Ein eher harmloser Ball in unseren Reihen sollte nach hinten zum Mitspieler oder in den Rückraum per Kopf verlagert werden. Der Flug des Balls geriet zu lang. Ein wendiger Gegner erahnte dies und war schon unterwegs zum Ball in Richtung Tor, wo nur unser Adonis-Gleiche sich ihm in den Weg stellen konnte. Unsere zahlreich vorhandenen Spieler waren zu weit weg, und der eigentliche Empfänger des sicher geglaubten Kopfballes musste feststellen, dass der Ball in luftiger Höhe für ihn zu lang geriet, der Gegner losgelaufen war und ihm nur blieb, dem Gegner hinterher zu rennen, vielleicht zu grätschen, auf jeden Fall ihn irgendwie zu stören. Dazu kam es nicht. Unser Man stolperte im Antritt und fiel. Der Gegner ließ sich nicht von der Schönheit unseres Torhüters blenden und schob den Ball gekonnt ein. Das Tor kann man als Fehlerkette mit Slapstick-Einlage, als selten dämlich, als typisch für diese Spieler, nicht bundesligareif, unwürdig einer Mannschaft, die Barcelona geschlagen hat, beschreiben.
Stimmt irgendwie, dennoch ohne Substanz und interessiert vor allem niemanden mehr, denn, wer lässt sich schon vom Teufel verführen, wenn er an die Eintracht glaubt und mit Ambrosia, von den Engeln gesandt, versorgt wird.