Konfuzius sagte einmal: „Worte sollen den Menschen etwas sagen – das ist alles.“ und auch rund 2500 Jahre später formuliert der Philosoph Ludwig Wittgenstein ähnliches, indem er fragte: „Was kann ich verstehen?“
Leicht gesagt und schwer getan könnte man meinen, wenn man einen Blick auf die Worte der Menschen in der Vowi wirft, um einmal die Theorie in die Praxis (in der DDR hätte man gesagt) „umzusetzen“. Nehmen wir einfach als Beispiel einen Tag gegen Mitternacht. Nur noch wenige Gäste sind anwesend. Ein Pärchen kommt sich näher und küßt sich. Schließlich knutschen sie. Einer liest. Zwei andere sitzen sich gegenüber und reden miteinander. Allerdings ist der Tonfall zumeist gleich, was auf eine immerwährende Geschichte schließen läßt. Ein junger Mann ist des Redens nicht mehr so ganz mächtig und versucht am Tresen eine Frau wenigstens durch Blicke zu beeindrucken. Schließlich gelingt es ihm, denn der mütterliche Instinkt der Frau kommt durch und sie sorgt sich um seinen Gesundheitszustand. Sie gibt ihm wertvolle Hinweise, die er ignoriert. Und dann ergreift sie das Zepter und redet die nächsten zwei, drei Stunden. Immer nur unterbrochen durch den Gang aufs Klo. Unser junger trunkener Held ist mittlerweile gegangen, hat aber ihre Rechnung übernommen. Sie hat sich einen neues Gegenüber gesucht und redet und redet. Dabei bewegt sie sich wie eine Schlange, die kuscheln will. Sie kommt immer näher und geschmeidig dehnend nimmt sie ihren Körper wieder zurück. Dabei ist sie immer dem Anderen ganz nah. Dessen Körpersprache drückt pure Abneigung aus. Er versteht ihre Worte nicht und hat ihr auch nichts zu sagen. Zum Glück ist es irgendwann so spät, daß der Tag anbricht. Dann ist es wirklich höchste Zeit zu gehen, und dann ziehen sich wahrscheinlich diejenigen an, die zu weit früherer Zeit die Vowi besuchen und gerne immer die gleichen Witze machen und sich dabei köstlich amüsieren, aber es nicht merken, daß sie nichts sagen und daß sie niemand versteht. Konfuzius und Wittgenstein hatten schon irgendwie recht mit ihren Mahnungen.
IM Vowi