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Unterwegs zur Vowi kaufe ich regelmäßig ein. Auf dem Weg befinden zwei Rewe-Supermärkte. Der eine Rewe liegt im Stadtteil Westend. Hier lässt es sich leben. Die Gründerzeit-Häuser haben im Gegensatz zu fast allen anderen Stadtteilen den 2. Weltkrieg gut überstanden. Ein großer Park ist gleich nebenan und die Innenstadt ist quasi per Fuß zu erreichen. Einkaufsmöglichkeiten gibt es wenige, dafür viele teure Restaurants und einzelne Läden (Friseure, Maßschneider). Der Ausländeranteil ist für Frankfurter Verhältnisse eher kleiner und beschränkt sich durch das benachbarte Bankenviertel auf beispielsweise Schweizer Kollegen von der UBS. Die Gentrifizierung findet hier nicht mehr statt. Sie ist lange, lange abgeschlossen.
Der andere Rewe liegt verkehrstechnisch gut an einer Ausfall- bzw. Einfallstraße mit einem großen unterirdischen Parkplatz und hat dazu noch bis 24.00 Uhr geöffnet. Und gegenüber ist das neue Polizeipräsidium der Stadt mit Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach, was irgendwie beruhigt.
Auffallend in beiden Supermärkten ist die hohe Frequenz der Segelbootsport-Freunde. Erkennbar an ihren Bootsschuhen. Oft werden sie von Männern zu Jeans getragen. Ein Poloshirt oder ein Jacket ergänzt die Kombination. Die Männer haben entweder biedere Frisuren oder tragen eine gewagte Haarlänge oder Haarwelle, vielleicht in Richtung des Fußballers Mario Gomez oder des TV-Philosophen gehend. Diese Freizügigkeit lässt auf teuer bezahlte Entscheidungen in Kanzleien schließen und weniger auf die Enge einer Bank. Sie sind viel jünger, als sie aussehen.
Ich sah auch einen Gast im Westend-Rewe, der an der Kasse telefonierte, die losen 100er aus seine Hosentasche zog, als es ans Bezahlen ging und uns allen gut hörbar von seinen Geschäftspraktiken erzählte: „Ich gebe ihm 10000,- dann hat er den Job zu machen, und wenn er es nicht kann, dann gibt es kein Geld!“.
Auch Frauen in beiden Rewe-Supermärkten sind dem Segelsport angetan. Sie tragen gerne weibliche Abwandlungen der Bootsschuhe. Leider unpassend zum Rest ihrer Kleidung, denn
leger („Wohlfühl“-Klamotten: Einkaufen in der Freizeit),
bieder (Gedankenwelt: Sekundärtugenden, Hierarchiedenken),
schick (Selbstreflexion: Ich gehöre dazu…) und
teuer (…und kann es mir nach der langen Ausbildung auch leisten.)
sind Auswahlkriterien für alles Mögliche, nur nicht für das Segeln.
Auch in anderen Stadtteilen sehe ich diese so attraktiven und praktischen Schuhe häufiger, und auch die Vowi liegt nicht weit zum nächsten Hafen. Dazu in „Kein kategorischer Imperativ in der Kneipe“ mehr.