Sonntag, 20. Oktober 2002

Die gefühlte Inflation in Deutschland von ungefähr 5% steht fast doppelt so hoch, wie die wirkliche Inflationsrate. Aber bei soviel Gefühl in diesem unserem Land kann man sich nicht irren, denn:
die Steuerlast, was die private Nutzung eines Dienstwagens angeht, wird um 0,5% des Bruttolistenpreises höher, genauso wie die Bemessungsgrenzen der AV- und RV-Beträge für einen Bruttoverdienst von 5100,- Euro pro Monat. Von der letzten Stufe der Ökosteuer und den dabei jetzt ebenfalls anfallenden Steuern für Erdgas ganz zu schweigen. Alles wird immer teurer (außer Kaffee 1,5 kg weit unter 2,50):

Wir befinden uns im Jahre 2002 n. Ch. Ganz Deutschland (und halb Europa) hat den Euro eingeführt und wird von den Rot/Grünen beherrscht…Ganz Deutschland? Nein! Ein Paar Unbeugsame hören nicht auf, dem Eindringling und den Herrschern Widerstand zu leisten und frönen dem Luxus – trotz alledem:

Zuerst Trüffel -natürlich weißer Alba-Trüffel- mit einer Flasche 1999 Chablis Premier Cru. Beides ergänzt sich wunderbar. Der Trüffel duftet nach Erde, nach mineralischem Gestein und gebackenen Nüssen. Der Chablis ergänzt den Trüffel durch einen Kristallton und feinsten Zitronenschalen-Duft. Und als ob das noch nicht genug ist, gibt es am späten abend Whisky -natürlich mit schottischem Bergwasser-. Zuerst ein Balvenie, der aber eher sanft und wenig markant war. Zwar hätte man Substanz erwarten können, denn er lag 21 Jahre in Portwein -Fässern, aber weder vorne im Gaumen noch ganz hinten im Mund fand sich etwas. Ein Whisky ohne Mumm. Besser war da schon der Glenlivet, der 18 Jahre in Eichenholzfässern schmoren mußte. Hier gab es Glanz und Kraft. Ein torfiger Eichenholzgeschmack und nach dem Hinterschlucken wurde ein bizzelnder, die Zunge zusammenziehender Ton vernommen. Schließlich gab es einen 1977 Ardbeg mit 46%. Und wieder, wie wir es schon bei jüngeren Ardbegs kennen, versammelt er verschiedene Nuancen, die in ihrem gemeinsamen Auftreten diesen Whisky so einmalig machen. Manch einer ließ sich zu gerade lyrischen Aussprüchen verleiten: „wie ein Wintersturm, der über eine Frühlingswiese zieht“ oder: „wie ein nackter Titan, der mit oder ohne Iro über Kreta fliegt“. Der Ardbeg riecht ein wenig nach Gras und stellte in den luxusverwöhnten Augen der Übriggebliebenen das non plus ultra eines Whisky dar.

Drei Plattentipps fallen mir noch zu diesem Thema ein: Frank Zappa singt eine Art Inflationslied auf seinem ’75 Album Passend in Allen Größen: Kann mir keine Schue leisten.
Joe Cocker gab gleich wenige Jahre später einem ganzen Album den Titel Luxus, den man sich nicht leisten kann.
Ideal gaben aber zu Zeiten des NWD unumwunden zu, daß sie auf Luxus stehen im so auch betitelten Lied.

Trüffel gibt es auf der Zeil bei Karstadt oder Kaufhof, aber auch in einem klasse geführten italienischen Gemüseladen im Nordend in der Kosel-/Ecke Weberstraße.
Den Chablis gibt es in jedem gut geführten Weinladen oder direkt in Chablis.
Den Whisky kann man für viel Geld ebenfalls auf der Zeil in den beiden oben genannten Supermärkten kaufen, oder aber man kauft ihn in einem Laden in Bayern via Internet, wie es im allgemeinen die Vowi macht, da ist das Angebot größer, und die Preise sind wesentlich günstiger.

IM Vowi