Kategorie: Früher

Früher -in der DDR- haben die Erdbeeren besser geschmeckt und die Bäckerläden waren herrlich, sonst war nichts gut

1. und 2. Wandzeitung

„Es geht ein Gespenst um in der Mitropa…“
Große Teile -virtuell- einer kleinen persönlichen Ausstellung 2003 in der Vowi über meine Jahre in Leipzig 1966-1989

1. und 2. Wandzeitung
1973-1982.

Alles geht seinen sozialistischen Gang!
> geboren 1966 in Leipzig
> ältere Schwester
> Mutter alleinerziehend
> Mutter arbeitet an Leipziger Uni als Slavistin
> Kinderkrippe
> Kindergarten
> ab 3. Klasse in Schule für erweiterten Russischunterricht
> Jungpionier
> Thälmannpionier
> Mitglied des Gruppenrates der Thälmannpioniere
> Mitglied der Deutsch-Sowjetischen-Freundschaft (DSF)
> Mitglied der Freien Deutschen Jugend (FDJ)
> Jugendweihe
> FDJ-Sekretär der Klasse
Ich fühlte mich wohl in meiner Heimat DDR.

Es geht ein Gespenst um in der Mitropa
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Es geht ein Gespenst um in der Mitropa…

Hausaufgabenheft eines Freundes 1982

Hausaufgabenheft eines Freundes 1982. Wenn die Staatsmacht dies in ihre Hände bekommen hätte, wären die Folgen nicht kalkulierbar gewesen

Auf ein paar alte Bekannte

Wir sind um Mitte Zwanzig, sind viele und denken scharf.
Wir haben keine Fragen.
Täglich wächst die Bereitschaft in unseren Reihen, den Kampf aufzunehmen.
Wir machen kein Hehl daraus; lüstern schweifen die Blicke in künftige Räume der Freiheit.
Die Sinne schärft uns Frank Zappa, der uns so gut versteht, der so irre ist, wie wir sein wollen.
Zwischen den Weinflaschen vor, mit unterlaufenen, gelben Augen, schießen wir gegen die Preußen quer.
So wird es gelingen.
Täglich finden sich neue Punkte zu unserem jüngsten Programm.
Wir stehen kurz vor der Gründung einer Partei, zumindest e.V., haben unsere Leute in Verlage und Schulen geschleust.
Wir kommen vom Überbau her.
Generäle stünden zu uns, munkelt es.
Bald schlagen wir los, solang saufen und fressen wir uns Charakter an, täuschen wir die Bürger durch Anpassung.
Dann bricht die Revolution los.
Wir warten noch auf Genehmigung der Sache von seiten der FDJ, des Ministeriums für Kultur, des ZK der SED und der Gruppe Sowjetischer Streitkräfte in Deutschland.

Uwe Kolbe, 1979

aus Nobert Haase, Lothar Reese, Peter Wensierski, Hrsg.,
VEB Nachwuchs. Jugend in der DDR, Reinbek bei Hamburg, S. 246

 

„Es geht ein Gespenst um in der Mitropa“
war der Titel einer kleinen Ausstellung 2003 in der Volkswirtschaft. Die Fotos, Dokumente und Aufzeichnungen erzählen in erster Linie über meine Jahre in Leipzig bis 1989. Der Titel bzw. das Motto  der Ausstellung wurde von der DDR-Band Silly zitiert. Das Lied heißt „Ein Gespenst geht um“ und erschien 1989 auf der LP „Februar“. Ich bin nie ein Fan von Silly gewesen, aber ihr professionelles Auftreten auf der Bühne, die frühzeitige Kritik an der DDR – als es noch gefährlich war – und diese so typischen DDR-Doppeldeutigkeiten in ihren Texten sind mir in guter Erinnerung.

Selbstverständlich geben die Dokumente, Papiere, wenigen Fotos und Erinnerungsstücke nur einen Teil meiner Leipziger Jahre wieder. In erster Linie meine – im Vergleich zu anderen – harmlosen Auseinandersetzungen mit der Staatsmacht. Zum anderen zeigen sie, fast ein wenig überzeichnend, wie sich mein Äußeres gezeichnet durch diese Auseinandersetzungen (und heute würde ich noch rückblickend milde lächelnd sagen auch aus jugendlichem Übermut) verändert hat.
Der Bruch in meinem noch recht jungen Leben muss sich zwischen der 9. und 11. Klasse von der Größe eines Haarrisses zum nicht mehr reparablen Zustand entwickelt haben. Die Ursache dieser Ereignisse waren gewisse Eigenschaften und Eigenheiten meiner selbst, eine Art Erleuchtung durch westliche Rockmusik und das repressive – dabei bornierte und geradezu ängstliche – Auftreten der Staatsmacht in Person meiner Klassenlehrerin.

Das, was das Leben vieler meiner Freunde und mir in unserem Alltag ausgemacht hat, kommt nur ganz am Rande vor. Auch wir haben, wie schon Erich Honecker in seiner Autobiographie berichtete, so manches Glas Bier, Wein oder Schnaps getrunken. Auch wir haben uns die Nächte um die Ohren geschlagen, waren regelmäßig bei Feten, um Mädchen kennenzulernen, haben die neueste Platte, unsere musikalischen Helden, wenn sie einer über Umwege aus dem Westen bekommen hatte, beispielsweise zu zehnt voller Freude zum ersten Mal gehört. Auch bei uns wurde Herrmann Hesse oder Jack Kerouac gelesen. Auch wir fühlten uns manchmal einsam, trostlos, ohne Zukunft und am nächsten Tag, weil vielleicht eine Tramptour nach Bulgarien anstand, waren wir voller Energie und vergaßen die staatliche Enge. Meine Freunde und ich lebten in einer Nische, wobei die Grenzen zu einem für die DDR-normalen Leben sich bei einigen vermischten – bei anderen wurde das Nischendasein empfindlich durch die willkürliche Staatsmacht oder durch typische DDR-Ereignisse (z.B. Wehrpflicht) gestört.

In den letzten Jahren der DDR galt in meinem Freundeskreis ein Gesprächsthema: hier bleiben oder in den Westen gehen. Diese lebenswichtige Entscheidung wurde intensiv immer wieder aufs Neue besprochen. Dahingehend eine Entscheidung zu treffen, verlangte von vielen jungen Leuten eine Entscheidung mit schwerwiegenden Folgen. Es musste mit Repressionen gerechnet werden, solange man noch in der DDR war, die Aussicht, seine Freunde und Verwandten in der DDR wiederzusehen war gering, und was einen im Westen erwartete, war wohl, wie sich im Nachhinein herausstellte, vielen nicht besonders klar.

Was bleibt, muss jeder für sich selbst wissen.

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Zurück

Bin wieder zurück!
In Wandlitz ist auch nicht mehr alles, wie es mal war. Unaufällig habe ich ein Foto von meinem Chauffeur -ich erwähnte es: Ein Tatra war mein Untersatz- gemacht. Das war so ein unrasierter, langhaariger, angeökter Sachse, der aber kaum den Müll trennen konnte. Er wurde vom Arbeitsamt als 1,- Euro-Job eingestellt. Hat wohl mal früher eine Kneipe gehabt…

Beim Rueckwaertzfahren immer nach hinten schauen!

Ein Gespenst geht um im Nordend – das Gespenst des Kommunistenhassers. In einer klassischen Tautologie (auf Deutsch: doppelt gemoppelt) fasst er seine Botschaft zusammen und schreibt sie an Wahlplakate und eben auch auf einen Briefkasten in der Rotlintstraße:
KPD, SED, PDS, Linke = Lüge

Briefkasten Rotlintstr. Ecke Egenolfstr.

Lustig ist auch ein unverständliches Bündnis 90/Grüne-Plakat auf dem Alleenring. Ein genervter Wähler erklärt dem Betrachter die Zahl als schreckliche Perspektive.

Grünstreifen auf der Rothschildallee

IM Vowi

Im Wald mit Bonnie Prince Billy

Vor zehn Jahren wurden in der Uno-Schutzzone Srebrenica vor den verschlossenen Augen niederländischen Truppen etwa 8000 Bosnier umgebracht. Keiner hat´s gesehen, Keiner hat´s gehört, Keiner hat´s gewusst!

Jedes Lied ein Tropfen,
der im Auge tränt
Jeder Ton eine Träne,
die auf den Boden fällt.

Im KOZ, dem ehemals selbstverwalteten Kommunikationszentrum am alten Uni-Campus, gibt es viel Glas, was schon vor Jahren den Sound diverser Bands beeinträchtigte. Die großen Fenster sind geblieben. Aber alles macht einen gepflegten -man könnte auch sagen langweiligeren- Eindruck als noch vor zehn Jahren. Es gibt handliche 0,3 Becks in der Flasche: Das schmeckt und man hat immer was zu tun, indem man sein Bier festhält, denn geraucht oder gekifft wird weniger.
Alle kamen am Sonntagabend nach Bockenheim nicht unbedingt in die Volkswirtschaft oder zum Kickern in den Tannenbaum. Vielleicht hundert Wissende wollten Will Oldham (zurzeitiger Künstlername: Bonnie -Prince- Billy) und Matt Sweeney mit ihrer Band sehen, und sie wurden nicht enttäuscht. Für 25,- Euro (das Konzert wurde wohl auf Grund der geringeren Nachfrage von der neuen in die alte Uni verlegt) gab es einen guten, nicht zu lauten Sound, wo die Stimme von Will Oldham über allen stand. Nur ein lästiges Brummen der Gitarre von Matt Sweeney störte gerade bei den leisen Stellen. Fast zwei Stunden bekam man vieles aus der neuen CD der beiden „Superwolf“ sowie einige Stücke der Solo-CDs von Will Oldham zu hören. Zwei Stunden Musik, die so voller emotionaler Spannung bei fast jedem Lied war, habe ich bisher noch nicht erlebt. Dabei waren die einzelnen Lieder im Gegensatz zu den CD-Versionen kürzer. Dennoch schaffte es die Band mühelos, immer wieder aufs Neue herrliche Bögen zu weben, die entweder kraftvoll ausschlugen, ins Frei aufbrachen oder nach dem Höhepunkt einfach beendet wurden. Der Schlagzeuger schaffte dafür den jeweils passenden Untergrund, Matt Sweeney zog mit seiner Gitarre die langen Töne, die Keyboarderin spielte verhalten, aber voller Inbrunst, und über allen lag die Stimme des wie eine Mischung aus Waldschrat und Neues Forum-Mitglied aussehenden Will Oldham. Er hält mit der traurigsten Stimme der Welt diese Musik zusammen. Tod, Dunkelheit, Liebe und das Meer sind ständige Themen seiner Lieder, die an Country Music erinnern, aber in erster Linie in einer Singer/Songwriter-Tradition steht. Will Oldhams Musik wurde geadelt, als Johnny Cash (wohl vielleicht eher Rick Rubin, sein Produzent) für einer seiner letzten CDs ein Lied von ihm gemeinsam mit ihm aufnahm.
Will Oldham schafft es mühelos, diese furchtbare Tiefen der menchlichen Seele, all das was man so gerne verdrängt, in seinen Liedern ohne Kitsch, fast nackt zu verkleiden.
Nach dem Konzert stand der Waldschrat und seine Band im Freien und ein Fan meinte in aller Kürze, und man konnte ihm nur beipflichten: „It was great!“ und der Waldschrat verdehte als Antwort ein wenig verschämt die Augen.
Will Oldham und Band spielen am 15.08 in Mannheim.

IM Vowi

1-Euro-Job, Samstag, Pedant

1-Euro-Job:
Dieser Ton, wenn ein Mensch umfällt und sein Kopf, ohne dass seine Instinkte noch reagieren können, direkt auf das Kopfsteinpflaster -vor der Vowi- knallt, ist brutal, da muss ich doch helfen.
(Ein Gast, der einem anderen Gast beim Wiederaufstieg half. Der geholfene Gast war gegen 19.00 Uhr so breit, dass sein Gleichgewichtsorgan nicht mehr funktionierte. Zuerst verlor er beim Hinausgehen seinen linken Adiletten in der Pfütze vor der Vowi. Dann lehnte er an einem geparkten Auto ,und der Versuch sich nach Hause zu bewegen, endete auf dem harten Pflaster der Jordanstraße. Letztendlich schulterte der Wirt den Gast und bot an, ihn nach Hause zu bringen unweit der Vowi. Aber die Selbstachtung -und welcher Besoff’ne verliert schon gerne die Selbstachtung, wenn er drei bis fünfmal fragt, ob er schon bezahlt hat, siegte. Bis zur nächsten Straße ging es Arm in Arm, und dann nach einem kurzen Stopp verschwand er ohne Hilfe.)

Samstag:
Als einfacher Arbeiter am Tresen des Herren hatte ich zwiespältige Gefühle, denn ich mag Samstage nicht:
Dieser Und es grüßt das Murmeltier-Effekt bei der Tour. Wieso ist Lance Amstrong immer auf den Punkt genau vorbereitet und Jan Ulrich irgendwie nicht.
Später dann sah ich dann bei live8live zahlreiche Langweiler aus dem In- und Ausland. Ich hatte Muße zu überlegen, wer dies alles bezahlt. Dennoch die klare und logische Forderung, dass die Schulden den ärmsten Staaten erlassen werden, ist richtig. Über Details (Schulden von Diktaturen, Entwicklungshilfe als Hilfe zur Selbsthilfe) kann ja wirklich später diskutiert werden oder… Naja, und als ich dann den einen oder anderen abgehalfterten Musiker sah, freute ich mich über Stevie Wonder, wo eigentlich jedes Lied gleich klingt, über Moetley Crue, wo Gesundheitszustand und Tatoos nicht Wunschdenken, sondern ihre eigene Realität widerspiegelt. Und schließlich Pink Floyd. Alle vier waren wieder zusammen, und nichts hatte sich, wenn man die Augen schloss, geändert: Der musikalische Spagat zwischen altersloser Schöhnheit und intellektuellem Wahnsinn funktioniert.

Pedant:
Ist das da oben auf dem Regal wirklich Vita-Cola? Das ist doch diese DDR-Cola oder?
Ja. Mittlerweile ist es aber keine DDR-Cola, sondern eine Cola aus den Neuen Ländern, die sicher einem großen Konzern aus den Alten Ländern gehört.
Nun hab dich mal nicht so. Sei nicht so pedantisch! Vita-Cola ist halt für mich eine DDR-Cola, deshalb sage ich es so.
Na ich weiß nicht. Ich sage ja auch nicht in der Drogerie, ob die dieses Deutsches Reich-Waschmittel Persil haben…

Unser Vowi-Bundesliga-Tippspiel für die kommende Saison steht für Euch im Netz bereit. The_Over, dem Macher, sei gedankt!

IM Vowi

8. Mai – Tag der Befreiung

(Sonntag in einer Woche ist zum Fußball ab 14.00 Uhr geöffnet.)

Vor Jahren bin ich regelmäßig die Straße der Befreiung zur 13. POS August Bebel (Gruß an Herrn Fuchs von Frau Elster) gegangen. Heute heißt sie Dresdner Straße und die Schule klingt dem Namen noch so ähnlich: 125. Schule – Mittelschule Außenstelle August-Bebel.
Die ruhmreichen Soldaten der Sowjetarmee sind also auf dieser Straße, die von Osten in die Stadtmitte führt, gekommen und haben uns befreit. So stellte ich mir in früher Kindheit dies vor:
Die haben uns befreit, vielleicht so wie sich der Graf von Monte Christo selbst befreit hat oder, wie durch die internationale Solidarität der Werktätigen -so die DDR Medien damals- der Chef der KP Chiles aus dem Gefängnis befreit wurde. Im Westen ist wiederum niemand so richtig befreit worden, denn dort haben sich die alten Braunen durch die Hinterzimmer des amerikanischen Kapitalismus schnell wieder in ihre Positionen von damals geschlichen. Untermalt wurde diese Geschichtsverarbeitung noch mit der Serie Vier Panzersoldaten und ein Hund. Janek der Panzerkommandeur führt einen Panzer von in der Roten Armee aufgestellten polnischen Truppen. Ja, ja da war die Welt noch einfach und klar:
Ich lieb – du böse! Wenn du nicht wirst lieb, dann du immer bleibst böse, und ich kãmpfe gegen dich mit Peng Peng, bei Olympia, in Stahlproduktion, im Weltraum – eben überall. Auf einmal war kein Geld mehr da. Verloren! Nichts für Ungut!

Die schreckliche Tragik des Krieges, der selbstverschuldete millionenfache Mord und der meiner Meinung nach verbohrte Umgang mit dem 2. Weltkrieg zeigen sich an zwei am selben Tag 27.04. untereinander in der FAZ auf Seite 43 erschienenen Trauermeldungen:

Unvergessen ist unser kleiner Bruder
Helmut
geb. 24.4.1945, im Juni 1945 verhungert
Für die fünf Geschwister…

(Abbildung Eisernes Kreuz)
Geliebt und unvergessen
Major
im Kavallerie Regiment 3
Edgar Freiherr von Cramm
geb. 3.2.1911, am 27.4.1945 in Gefangenschaft bei Berlin erschossen
Er gab sein Leben für Deutschland.
Für die Familie…

Aber die Verwirrungen gehen weiter: Ist es richtig, dass die Band Silbermond bei einer Gedenkfeier an den Bombenangriff auf Dresden spielt? Spinnen jetzt auch Tocotronic, wenn sie sich antideutschen Ideen im Zusammenhang mit der neuen deutschen Popkultur-Welle gegenüber nicht verschlossen zeigen? Wessen Befreiung feiert wiederum die Antifa am 8. Mai auf Demonstrationen?
Sicher, die wenigen verbliebenen versteckten deutschen Juden, die KZ-Häftlinge und Widerstandkämpfer werden kein Problem mit den Bomben auf Deutschland gehabt haben. Leider waren diese nur ein kleiner Teil. Die breite Masse fühlte sich dagegen nicht befreit. Der breiten Masse der Frauen, beispielsweise in Dresden, ging es materiell während der Nazizeit besser als vorher, wie der Historiker Götz Aly in seinem geraden erschienenen Buch „Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus.“ eindrucksvoll nachweist. Die Enteignung der Juden in Deutschland und schließlich der Holocaust und die Eroberung und Ausplünderung der besetzten Gebiete machten dies möglich. Bis fast zum 8. Mai, dem Tag der bedingungslosen Kapitulation konnte dieses System aufrecht erhalten werden. Aber so gut es den Dresdner Frauen auf Kosten Millionen Toter bis fast zum Ende ging, ums so brutaler holte sie ihr Krieg wieder ein. Viele ihrer Männer und Söhne starben im Krieg. Dann wurde Dresden im Februar 1945 fast vollständig durch Bomben zerstört. Wenn die Frauen noch froh sein konnten zu leben und nur ihr Hab und Gut verloren hatten, kam jetzt die Rote Armee. Die Schätzungen, wieviele Frauen und Mädchen beim Vorrücken der Roten Armee vergewaltigt wurden, gehen weit auseinander. Man spricht von 110000 bis 800000 Frauen und Mädchen.

Vergiß nicht, wer die Schuld trägt am millionenfachen systematischen Mord, aber respektiere das Leid aller!

Die Befindlichkeit des Landes
von den Einstürzenden Neubauten vom Album „Silence is sexy“

Über dem Narbengelände
das langsam verschwindet
so nur Phantomschmerz bleibt
Es dringt kaum hörbar ein fieses Lachen
aus der roten Info-Box
und in den Gräbern wird leise rotiert

Alles nur künftige Ruinen
Material für die nächste Schicht

Mela, Mela, Mela, Mela, Melancholia
Melancholia, mon cher
Mela, Mela, Mela, Mela, Melancholia
schwebt über der neuen Stadt
und über dem Land

Über den Schaltzentralen
Über dem Stoppelfeld aus Beton
Über den heimlichen Bunkeranlagen
die nicht wegzukriegen sind
Marlene go home!
auch über dem Marlene-Dietrich-Platz

die neuen Tempel haben schon Risse
künftige Ruinen
einst wächst Gras auch über diese Stadt
über ihrer letzten Schicht

Mela, Mela, Mela, Mela, Melancholia
Melancholia, mon cher
Mela, Mela, Mela, Mela, Melancholia
schwebt über der neuen Stadt
und über dem Land

Im zerschnittenen Himmel
von den Jets zur Übung zerflogen
hängt sie mit ausgebreiteten Schwingen
ohne Schlaf, und starren Blicks
in Richtung Trümmer
hinter ihr die Zukunft aufgetürmt
steigt sie langsam immer höher
übersieht letztendlich das ganze Land
Was ist die Befindlichkeit des Landes?
Was ist die Befindlichkeit des Landes?
Was ist die Befindlichkeit des Landes?
Was ist die Befindlichkeit des Landes?

IM Befreiung

Heimat, oh Heimat

Heimat, oh Heimat, was bist Du doch so schön,
liegst Du zu unseren Füßen…

Gefühlte Arbeitslosigkeit

Letzte Woche gab es die neueste (IM Vowi-Version: Puhdys)-, (Herbst-Version: Nick Cave Doppel) CD in WOM bei Karstadt für 12,99 bzw. 15,99. Durch die Kosmetik- bzw. Luxus-Light-Abteilung im Erdgeschoss geht es zur Rolltreppe. Dort ordnen in schwarzen Hosenanzügen, Make-up-gebleichte Frauengesichter geschäftig gelangweilt beispielsweise den Duft von Fahrenheit (Dior) als Parfüm, Eau De Toilette, Aftershave oder Deodorant von links und dann wieder nach rechts. Ihre männlichen Pendants bieten entweder die FAZ für vierzehn Tage kostenlos an (vor der Tür gibt es die Rundschau) oder können sich -nur unter Aufsicht- am Schminktisch ausprobieren. Ich nahm den Fahrstuhl und machte einen Zwischenstop in der Sportabteilung in der zweiten Etage. Dort wurde gerade mittags! der offizielle Fußball-WM-Laden eröffnet. Lauter wichtige Personen wuselten herum. Einiges war abgesperrt. Am Rande saß ein riesiger, übergewichtiger Junge, dessen kindliche Gesichtszüge über Gebühr von der Pubertät in Anspruch genommen wurden. Er sah aus wie ein Chamäleon: von der einen Seite wie ein Junge aus der fünften Klasse und von der anderen Seite wie ein vierzehnjähriger Junge aus sowjetischen Spielfilmen. In der deutschen -DDR- Übersetzung dieser Filme erscholl bei einem Lachen stattdessen ein metalisch klingendes Krähen: Rra, Rra, Rra. (Die jungen Synchroniationssprecher waren oft Kinder und Jugendliche vom Sprecherensemble der DEFA, welche man bis heute im Fernsehen an ihrem Dialekt erkennt: berlinerisch mit hallenser Einschlag -widerlich. Beispiele: Nadine – Wolffs Tochter aus Wolffs Revier, Mirko aus Samstag-Nacht).
Noch zwei Etagen im Fahrstuhl, und ich war am Ziel. Ich sah bereits den leuchtenden symbolischen Eingang von WOM, als ich auf zwei mittelalterliche Verkäuferinnen aufmerksam wurde, die Bestseller einordneten. Dabei unterhielten sie sich missmutig. Da fiel mir es wie Schuppen von den Augen. Es war Donnerstag. Gerade saßen die Gewerkschaft und die Konzernführung zusammen, um über Entlassungen, Gehaltskürzungen, längere Arbeitszeiten usw. bei Karstadt/Quelle zu entscheiden. Ich ging kurzentschlossen hin und fragte sie, ob sie mir ein Buch zum Thema Hartz IV empfehlen könnten. Danach ergriff ich die Flucht.
WOM hat sich wirklich gemacht. Das Sortiment ist besser geworden, die Preise ebenfalls. Es gibt nach wie vor das kostenlose, oft informative, monatlich erscheinende WOM-Heftchen. Man kann sich viele Musikzeitschriften in aller Ruhe ansehen, und die Verkäufer haben sogar Ahnung von der verkauften Musik – im Gegensatz zu Saturn-Hansa. Dort hat der Jazz- und Klassik-Fachmann genau soviel Ahnung, wie der Kollege in der PC-Abteilung von dort ebenfalls erhältlichen Apple-Computern – nämlich gar keine.
Ich kaufe meine CDs ein wenig weiter im Musikladen in der Stiftstraße: klein aber fein! Ein sehr gut sortierter Laden, wo der Chef und die Angestellten sehr sachkundig fast immer weiterhelfen können. Die Puhdys-CD habe ich nicht gekauft, dafür die neue Amon Amarth, die neue Heaven Shall Burn, die neue Megadeth, die neue Frank Zappa, die neue Bjõrk, vielleicht noch die neue Kante, den Tannenbaum, das Celsius, den Dr. U-Boot, ein Haus nicht in Kalbach, sondern im Nordwesten von Irland…

IM Vowi

Werter Genosse

Auch in Frankfurt findet man sie noch. Unauffällig haben sie sich in alle sozialen Gruppen und in verschiedenste Berufszweige vorsichtig eingenistet. Auch als „Romeos“ getarnt, vollziehen sie ihren Auftrag. In Bockenheim sind zwar die Kopierläden in iranischer Hand – die Kneipen aber gehören schon zu einem großen Teil merkwürdigerweise Mitbürgern aus den Neuen Bundesländern. Selbstverständlich kann auch ich meine Herkunft nicht verleugnen. Ein früherer Arbeitskollege aus der Normannenstraße schickte mir diese Zeilen der DDR-Nationalhymne (mp3) zu unserem Republikgeburtstag, von deren Musik ein nuschelnder norddeutscher Pop-Sänger vor Jahren das Gerücht streute, die Musik sei geklaut. Ein Lied namens „Good bye, Johnny“ (mp3), welches Hans Albers im Film „Wasser für Canitoga“ intoniert, diente Hans Eisler als Vorlage. Der Autor besagten Liedes „Good bye, Jonny“, Peter Kreuder, wunderte sich ein wenig, als er 1976 durch die DDR tourte und „Good bye Johnny“ darbot, dass die Zuschauer nach den ersten Tönen sofort aufstanden und Haltung annahmen. Wenigstens den Text hat Johannes R. Becher nicht geklaut.

Werter Genosse, die folgenden Zeilen seien Ihnen eine Inspiration für diesen Tag:

1. Auferstanden aus Ruinen
Und der Zukunft zugewandt,
Laß uns dir zum Guten dienen,
Deutschland, einig Vaterland.
Alte Not gilt es zu zwingen,
Und wir zwingen sie vereint,
Denn es muß uns doch gelingen,
Da§ die Sonne schön wie nie
|: Über Deutschland scheint. 😐

2. Glück und Frieden sei beschieden
Deutschland, unserm Vaterland.
Alle Welt sehnt sich nach Frieden,
Reicht den Völkern eure Hand.
Wenn wir brüderlich uns einen,
Schlagen wir des Volkes Feind!
Laßt das Licht des Friedens scheinen,
Daß nie eine Mutter mehr
|: Ihren Sohn beweint. 😐

3. Laßt uns pflügen, laßt uns bauen,
Lernt und schafft wie nie zuvor,
Und der eignen Kraft vertrauend,
Steigt ein frei Geschlecht empor.
Deutsche Jugend, bestes Streben,
Unsres Volks in dir vereint,
Wirst du Deutschland neues Leben,
Und die Sonne schön wie nie
|: Über Deutschland scheint. 😐

Es ist noch nicht vorbei, der Kampf gegen die konterrevolutionären Elemente hat gerade erst angefangen.
Für Frieden und Sozialismus seid bereit und mit sozialistischem Gruß.

IM Vowi

Unscharfe Bilder und markanter Geruch

Hier sind die ersten unscharfen Bilder aus dem Osten nach den Aufdeckungen der letzten Wochen über die angeblichen Milliarden-Gräber.
Das erste Bild stammt etwa 330 km östlich von Leipzig vom Fuße des Riesengebirges. Zu sehen sind wichtige Proklamationen, Vorschläge und Leitfäden, wie es hier noch besser gehen kann, an einer allen zugänglichen Stelle gut lesbar angebracht. Beim Klicken auf das Bild ist ein verdeckter Ermittler, der alle Anwesenden auf Schritt und Tritt verfolgte, mit einer versteckten Kamera aufgenommen. Irgendwie kam er uns (IM Vowi, IM Schneekoppe, IM Jaruselski und IM Bärlauch) bekannt vor.
Seit 40 – nein- seit 50 Jahren hat sich hier nichts geändert!

Das zweite Foto zeigt den Aufschwung am Beispiel des Leipziger Auenwaldes mal ganz direkt. Das Projekt nennt sich „Bärlauch: Vorbildlich schleimlösend“ (in Anlehnung an einen Gedichtband eines westdeutschen Leipziger Lyrikers Adolf Endler, der mal einen Gedichtband herausgab, wo man eine Karo-Zigaretten-Schachtel sehen konnte mit besagtem Titel.) Bärlauch desinfiziert den Darm, hilft gegen Durchfall und bei Hauterkrankungen und unreiner Haut. Er wirkt blutreinigend und schwach blutdrucksenkend – bei Bronchitis bzw. Husten wirkt er schleimlösend.
Wie zu sehen ist, gibt es bereits ein Billiglohnsegment, wo auch schon sehr junge Mitbürger arbeiten können. Kaum war die Ernte eingefahren, hielt ein größerer PKW mit Frankfurter (am Main)-Kennzeichen. Der Bärlauch wurde eingeladen. Getreu nach Tarif wurde der Stundenlohn von 1,50 Euro gezahlt und der PKW fuhr gen Westen, wo es den Bärlauch vielleicht schon am Mittwoch in einer Kneipe geben wird.
Ganze Familien arbeiten hier!

IM Vowi