von seiner Seite genommen, als ich es vor einiger Zeit dort reingestellt hatte. Es ging mir dabei um die Erinnerung von Nacktheit im Sozialismus. Facebook interessiert dies natürlich nicht. Das sieht nur bzw. deren KI-Logarithmen zu viel oben und vor allem unten rum. Ich starte einen neuen Versuch.
Er fängt im Westen von Leipzig an und endet in einem sanften Rundbogen weiter westlich in Sachsen-Anhalt. Seine Geschichte interessiert hier nicht. Das von uns „Kanal“ genannte flussartige Gewässer ohne Quelle und Mündung war im Sommer ein beliebter Ausflugsort. Wir fuhren mit dem Rad dorthin zum Baden. Leipzig ist in der Fläche recht groß. Auch, wenn der „Kanal“ in der Stadt anfängt, brauchten wir einige Zeit, um am Kanal weiterzuradeln und eine freie Stelle zu finden, wo wir uns niederließen und wo es jeder und jedem selbst überlassen war, ob sie mit Bikini und er mit Badehose oder besser ohne badete. Natürlich gingen wir als Jugendliche nackt ins Wasser. Das war für uns selbstverständlich, weil für uns Nacktheit kein Grund zur Scham sein durfte. Warum sollten wir uns vor uns selbst verstecken? Warum sollten wir in unserer gelebten (DDR-) Wirklichkeit genauso verklemmt und auf der anderen Seite so steril, wie in der Öffentlichkeit postuliert, damit umgehen.
Wie überhaupt ein Großteil unseres Lebens in der DDR und den ehemaligen sozialistischen Staaten darin bestand, die gesetzten Strukturen zu umgehen.Die Nacktheit von damals habe ich jetzt wieder entdeckt in den Collagen des ukrainischen Fotografen Roman Pyatkova.
Die Darstellung der damaligen Nacktheit habe ich an Frisuren, Schambehaarung und den Posen der Personen wiedererkannt. Keine und keiner kam damals auf die Idee, sich unter den Achseln und in der Scham zu rasieren. Heute ist es andersherum. Als Frau muss man besonders selbstbewusst oder mindestens älter sein, um sich wenigstens nicht unter den Armen zu rasieren.Aber Körperbehaarung oder die Begriffe, für was da umhaart wird, sind der Mode unterworfen. Puller und Pullu sagt auch keiner mehr.Die Posen sind es, die mir die Erinnerung zurückbringen.Sich nackt fotografieren zu lassen, setzt Erfahrung voraus oder Selbstbewusstsein. Ich tippe auf Selbstbewusstsein, den tagtäglichen sozialistischen Alltag zu umgehen. Konfrontation, brutale Gegenwehr führte zu drakonischen Strafen des Staates. Im Privaten oder öffentlich unter dem Mantel vermeintlich sozialistischer Pflichten lernte man zurechtzukommen. Immer dabei, sich selbst ein Stück freie Entscheidung zu bewahren. Seine Seele nicht vollständig zu verkaufen. Eigensinn, Verschrobenheit, Spitznamen für alle. Der Wirklichkeit etwas entgegenzusetzen. Empfindsam zu bleiben für jeden Hauch. Ob es der Duft der Freiheit, die Unbeschwertheit der Jugend oder nur der Mundgeruch des Nachbarn war, müsste ich nachlesen.
Diese merkwürdige Mischung zwischen Eigensinn und Parteivorgabe umgeben von Wissenschaftsgläubigkeit und Kriegserlebnis spiegelt der DEFA-Film Beschreibung eines Sommer mit Manfred Krug von 1962 wieder. Alles ist ganz einfach, auch wenn du etwas falsch machst, wird dich die Partei wie ein guter Vater zur Verantwortung ziehen, dich aber immer in seine Arme nehmen. Seine Liebe entzieht er dir dann, wenn du nicht mehr weißt, was du lieben sollst. Doch was für ein Mensch kannst du sein, der dies nicht mehr weiß. Und ganz sicher lässt du dich nicht nackt fotografieren.
秋の国民経済 Kaltes Gemüse blattlos vom Baum geflüchtet segelnd vor dem Wind
Shintarō Katsu, Die Kunst der trockenen Gartengestaltung im Klang der Shakuhachi
In alten Zeiten war es kein Thema, auch gegen 02.45 Uhr in Dauerschleife den letzten Eintrachtsieg im TV in der Kneipe zu sehen. Es war noch so halbwegs offen. Als gestern Nacht 02.45 Uhr unserer Zeit in den USA das erste TV-Duell zwischen Amtsinhaber und Herausforderer lief, war die Vowi schon lange zu. Die Zeiten haben sich geändert? Quatsch-Platsch! Wir haben uns verändert? Pitti-Platsch!
Spannen wir den Bogen der Geschichten: Gestern gab es in der Vowi zur Petite Cuisine herbstliches Gemüse. Treffend wird diese Jahreszeit in dem oben zitierten japanischen Minigedicht festgehalten. Dabei ist der Augenblick flüchtig, dennoch fest in seiner Zeit. Das illustrierende Foto ist unlängst bei Leipzig aufgenommen. Eine der renaturierten Nidda im Norden von Frankfurt entsprechende Landschaft ist zu sehen. Die Leipziger Tieflandsbucht ist jedoch karger. Vor vierzig Jahren sah es hier, wie in eine Mondlandschaft aus. Man siedelte um, grub metertiefe Löcher, der Kohle wegen im Tagebau. Dazugehörige Kohlekraftwerke in der Region machten es unmöglich, die Wäsche im Freien zu trocknen. Schwarz auf weiß. Der Staat brauchte die Kohle. Es sollte für dreißig Jahre reichen. Hat nicht gereicht. Die ganze DDR (als gesellschaftliches System) hat nichts erreicht und nichts verdient, außer einen Tritt auf den Haufen der Geschichte. Das viele, die ich kenne, daran beteiligt gewesen sind, zu treten und sich nicht, dem damals geläufigen Motto, dass man ja eh nichts ändern kann, mutlos gleichstellten, macht mich „…zufrieden, ruhig und glücklich!“.
Eine anschauliche DDR-Doku von 1980 über Umsiedlung durch den Braunkohleabbau im Süden von Leipzig, schön im sächsischen Dialekt, die manchmal ihre Längen hat, findet Ihr hier: https://www.youtube.com/watch?v=bRy9BEDEnqQ In guten Momenten wird die ostdeutsche Borniertheit gepaart mit Bräsigkeit und im Gegensatz dazu der Eigensinn der Menschen gezeigt. Die Allmacht des Staates, seine Willkür und seine sich hinter den allgemeinen Wahrheiten versteckenden ausführenden Organe sind mir eine immerkehrende Mahnung, nie so zu werden wie die.
Quatsch-Platsch, Pittiplatsch, sowie die Textzeile „…zufrieden, ruhig und glücklich!“ ist in der DDR Aufgewachsenen geläufig. Der Rest kann fragen.
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wobei alle Tische zueinander 1,5 m Abstand haben müssen.
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Reservierung-Anfragen sind möglich und seltener nötig.
Quatre Préludes ou
Wie spiele ich mit vier Stürmern oder
Wie schlage ich mir den Bauch voll und bin immer noch hungrig oder
Pommes sind aus!
3x Käse (Manchego, Comte, Gorgonzola)
Tomate gefüllt mit Frischkäse und Basilikumpesto
Aioli, Oliven und Kapern
Knobibrot
3x Wurst (Chorizo, Salami, Schinken)
Angemachte Bohnen mit Tomate, Basilikum und Knoblauch
Aioli, Oliven und Kapern
Knobibrot
Gesoffen wird immer nur die Getränke ändern sich oder 2019 gibt es die Olsenbande bestenfalls im MDR oder Diese Saison wird RB Meister oder Heute vor dreißig Jahren
Ich war nie selbst betroffen von zu viel Alkohol. Wiederum konnte ich beobachten, wie zu viel Alkohol den Menschen verändert. Seit vielen Jahren gehen große Mengen regelmäßig durch meine Hände: Der Unschuldige mit den schmutzigen Händen? Die Frage nach der Moral bei meiner Tätigkeit stellt sich mir hin und wieder. Es soll ein Betriebsgeheimnis bleiben inwieweit ich die ethische einer rein kapitalistischen Maxime unterstelle. Einer meiner prägenden Erlebnisse in Leipzig mit Alkohol hatte ich anlässlich der Fußball-WM in Russland vor einiger Zeit bereits erzählt.
In Leipzig auf den Montagsdemos im Herbst vor exakt 30 Jahren -u.a. am 01.10.1989- wurde im Gegensatz zum sonstigen gesellschaftlichen Umgang mit Alkohol darauf geachtet, dass Angetrunkene nicht auf dem innerstädtischen Ring mitliefen. Ich erinnere mich noch, wie einem Betrunkenen eindeutig, im Ton väterlich, im Singsang des sächsischen Dialekts nahe gelegt wurde, nach Hause zu gehen: „Du bisd besoffn! Mensch, geh’ heme! Das hier is’ nüscht für disch! Benn disch aus!“ Ähnlich wie bis heute in Russland wurde in der DDR gesoffen. Trunkenheit galt als Kavaliersdelikt. Führende Genossen bei uns und in der Sowjetunion und bis heute in Russland (rühmliche Ausnahme ist Putin) waren Alkoholiker. Zum Beispiel der DDR-Einheitsgewerkschaftsvorsitzende Harry Tisch, der Generalsekretär der KPDSU Leonid Breschnew – dessen Leben jetzt mit Gerard Depardieu verfilmt werden soll – und Boris Jelzin, der erste Präsident der GUS. Als ich letztens in Leipzig wegen einer Kultur-Veranstaltung weilte, wandelte ich durch die Stadt.
Die ganz alten Herden. Dass, die alle noch leben.
Ich entdeckte längst vergessene Bands, deren Schallplatten wieder im Schaufenster stehen. Ich sah auf der Straße einen der alten Sternchen und ließ es mir nicht nehmen, ein Foto von seinem Verglühen und von dem Album zu machen.
Geile Scheibe: Heldenstadt Anders. Leipziger Underground 1981-1990.Bald im Schwarzen Loch.
In der Innenstadt auf dem Sachsenplatz besuchte ich das Museum für Bildende Künste Leipzig, um mir die Gemälde der so genannten Leipziger Schule bzw. Der Neuen Leipziger Schule anzuschauen. Mir gefiel besonders Roland Borchers auf. Frohes, wenigstens Heiteres und Buntes wurde auf den Bildern der diversen Leipziger Schulen nicht erzählt. Vielmehr fand ich die Farbe meiner Erinnerung von vor 1989 wieder: Grau. Ich kann mich halt nicht von meiner Vergangenheit trennen. Etwas „kälter“, wie ein Wodka aus Weißrussland, ordnet in Düsseldorf im Kunstpalast eine Ausstellung die Kunst in der DDR ein. Hier wird versucht sie unabhängiger von der ewig politischen Einflussnahme und ohne den emotionalen „eigenen“ Blick darzustellen.
Henri Deparade, Fenster in Halle, 1988Uwe Pfeifer, Umbruch und Stille I, 1990
Vielleicht hätte ich bei einem nächtlichen Spaziergang durch die Innenstadt entlang der Demonstrationsrouten an den Montagen vor 30 Jahren in Opa-Manier über diese Ereignisse erzählen können. Die lautstarken Rufe im Herbst 1989, auf denen die Forderung der Ausreisewilligen „Wir wollen raus!“ plötzlich in ein „Wir bleiben hier!“ der Nicht-Ausreisewilligen überging. Und spätestens da muss den verantwortlichen Genossen nicht nur bei den Inneren Organen „der Arsch auf Grundeis gegangen sein“. Jahrelang wurde sinnbildlich gesprochen – falls nötig – Luft abgelassen. Regimekritiker wurden drangsaliert, eingesperrt, in den Westen abgeschoben oder dahin verkauft. Jetzt gab es eine wahrnehmbare Gruppe von Menschen, welche dem Land nicht den Rücken kehren wollten. Vielmehr sahen sie ihre Zukunft in der DDR, nur nicht mehr mit den verantwortlichen Genossen. Es war für mich ein beeindruckendes Erlebnis, wie tausende Menschen „Wir bleiben hier!“ riefen. Ich lief still daneben, hatte einen nicht bewilligten Ausreiseantrag für den Westen, hatte keine Reise-Papiere für Ungarn und hatte mit dem Land längst abgeschlossen. Bei allem Respekt vor den „Wir bleiben hier!“-Rufern sah ich meine Zukunft überall, nur nicht mehr in der DDR. Ich glaubte nicht mehr an Veränderungen bzw. an Reformen. Ich wollte kein Teil mehr davon sein. Im Gegensatz zu den heutigen Flüchtlingen lag mein Pass (durch die Nichtanerkennung der DDR durch die BRD) seit meiner Geburt bereits da. Ich musste nur irgendwie dahin kommen, was mir Anfang November 1989 schließlich gelang. In der DDR wurde der Druck von Montag zu Montag immer größer. Im ganzen Land demonstrierten mehr und mehr Menschen. Die Bürgerrechtler brachten die Forderungen auf den Punkt. Gemeinsam mit diversen Kirchenleuten wiesen sie den Weg, ohne das immer größer werdende Machtvakuum, welches eine implodierende SED hinterließ, ausfüllen zu wollen. Innerhalb des Regimes wurden die Stimmen, welche in den „Dialog“ mit den Demonstranten treten wollten, wahrnehmbarer. Die befreundeten Genossen in der sowjetischen Botschaft in der Straße unter den Linden und im Hauptquartier der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland unterhalb Berlins in Wünsdorf stärkten die zaghaften Reformgenossen und hielten sich ansonsten raus. Und dann war es Zufall, ein wenig Kalkül und eine Möglichkeit, die man nicht ausschlägt, als Günter Schabowski (als defakto Regierungssprecher) seinen kleinen Zettel raus kramte und damit den Stein ins Rollen brachte. Und das Kartenhaus DDR brach in sich zusammen. Das Angebot von Kanzler Kohl aus Bonn, ein wenig aus dem Bauch, aber mehr als geschickter Schachzug gedacht, vollzog die Einheit schneller als gedacht. Der vergangene Stadtschreiber von Bergen-Enkheim Clemens Meyer, den ich mir lesend in der Vowi nicht leisten wollte, schildert diese Zeit 1989/90 eindrucksvoll in seinem Roman „Als wir träumten“ Und das heute in Ostbrandenburg und Ostsachsen viele sich nicht aufgehoben fühlen, gerne an die Hand genommen werden wollen und mit der Welt da vor den Toren von Riesa, Wurzen und Döbeln nichts anfangen können, weil sie ihnen 30 Jahre nach der Wende immer noch fremd ist, nun aber die Welt zu ihnen kommt, verwirrt sie zunehmend. Im Zweifel ist man sich selbst am nächsten. Und wird als junger Mensch in Leipzig, weil man die verwirrenden Fußballanimositäten der beiden alten Leipziger Vereine nicht mehr buchstabieren kann, Fan einer Mannschaft, die auf Tradition und Vereinsstruktur pfeift. Geld ist genug da, ein Marketingkonzept auch und die Nachfrage bei Erfolg, selbst bei mäßigem Erfolg, garantiert. Weil es „…nich’s andres gibt hier’e!“ Und schon werden im sächselnden Tonfall die nichtdeutschen Spieler brav ausgesprochen und es wächst zusammen, was kapitalistisch als Gewinnmaximierung gedacht ist und damit auch zusammengehört.
Mehr West (Skoda, RB-Wimpel) in Ost (Foto in Leipziger Ostvorstadt) geht nicht.
Der fromme Wunsch eines Wandspruches in Leipzig nach mehr Olsenbanden ist zwar schön, aber den Witz versteht bald niemand mehr.
wieder das kreuz im aufgang … im vorübergehen –
wofür sein finsteres feuer im traum –
verschattet drei pappeln die immer noch stehen
drei südlichen zypressen gleich im fensterraum
den brennend ich passiere
doch augenblicks verliere
wenn nacht mir in der stirne gärt
und trauer wüst und schrill das hirn zerfährt.
regenschauer schwarzer fledermäuse
im rauch aus ruß vor meines wahns asyl
flieht mir der genius aus dem schmerzgehäuse
hin an das kreuz das sich mir vor die pappeln schlägt:
das dieses fenster nur … sagt mir noch feingefühl –
bis mich sein waagerechter balken zitternd trägt.
aus Wolfgang Hilbig, Gedichte, Frankfurt am Main 2008, S.224
Gestern vor dreißig Jahren bin ich meiner Erinnerung nach nicht auf der Hermann-Liebman-Straße im Leipziger Osten gegangen. Manchmal kauften wird dort in der Schlange stehend sonntags Eis und heiße Kräppel. Leider konnten sie, wenn man zu spät kam, alle sein. „Sind aus!“, gab es schroff als Antwort, die schmerzte, wie Kartendresche in der Schule. Dann blieb nur das Wassereis. Ein kleiner, aber kein richtiger Trost.
Hermann-Liebmann-Straße im Leipziger Osten 1988
Trostlosigkeit, Verfall und die quietschende, um die Ecke biegende Straßenbahn. Damit verbinde ich die Hermann-Liebmann-Straße, große Teile von Leipzig und eigentlich die ganze DDR. Das zufällig im Netz gefundene Foto von 1988 gibt dies wieder. Die Kinderbibliothek war dort. Mein Zahnarzt gleich nebenan. Ein ungleiches Paar, was in meinen Träumen noch existiert. Entweder suche ich in endlosen Regalen nach Büchern, die ich unbedingt finden muss, oder man malträtiert meine noch kindlichen, aber schon durch Wassereis und Kreppel brüchig gewordene Zähne mit dem schlimmen großen Bohrer. Natürlich ohne Betäubung.
Ich weiß nicht mal mehr, ob ich bei der ersten Montagsdemo gestern vor dreißig Jahren dabei war. In der Innenstadt befand ich mich auf jeden Fall. Wir verkauften damals von vietnamesischen Vertragsarbeitern genähte Hemden (umgangssprachlich Fidschi-Hemden genannt), Alfkissen (wegen der populären Serie im Westfernsehen) sowie Gorbatschow- und Samantha Fox-Sticker (beide waren aus unterschiedlichen Gründen beliebt). Wir hatten einen genehmigten Stand, platziert auf zwei Tapeziertischen. Wir handelten im Auftrag von Jungs, die mit großen Geldbündeln in den Taschen Nischen gefunden hatten, selbständig zu wirtschaften. Gab es eine Nachfrage im Markt, konnte sie viel schneller als im staatlichen Rahmen befriedigt werden. Wieso der Staat dies duldete, weiß ich nicht. Vielleicht war es insgesamt zu unwichtig, vielleicht hatte einer gute Kontakte, vielleicht hatten wir einfach Glück, vielleicht wurde das staatliche System brüchiger und poröser und gab immer mehr Nischen frei.
Für Anfang November sollen die Wände der Vowi anlässlich des 30. Jahrestages der Montagsdemos, meines Ganges von hüben nach drüben und des Mauerfalls geschmückt werden. Dafür gibt es Altbekanntes „vom Gespenst aus der Mitropa“ und vielleicht bald Ergänzendes.
„Es geht ein Gespenst um in der Mitropa…“
Große Teile -virtuell – einer kleinen persönliche Ausstellung 2003 in der Vowi über meine Jahre in Leipzig 1966-1989
„Es geht ein Gespenst um in der Mitropa…“
Große Teile -virtuell – einer kleinen persönliche Ausstellung 2003 in der Vowi über meine Jahre in Leipzig 1966-1989
5. Wandzeitung
1989-1993.
Im Westen angekommen.
> zu beachten: der Computerausdruck des Aufnahmescheines im Gegensatz zu den DDR-Papieren
> zu beachten: der Lebenslauf in Inhalt u. Form wenige Jahre später Und wenn ich nicht gestorben bin, dann lebe ich noch heute.
„Es geht ein Gespenst um in der Mitropa…“
Große Teile -virtuell – einer kleinen persönliche Ausstellung 2003 in der Vowi über meine Jahre in Leipzig 1966-1989
4. Wandzeitung
1986-1989.
Ich mache meine Haltung öffentlich.
> ich arbeite nicht mehr in der Deutschen Bücherei
> lebe u.a. von illegalen Arbeiten und von Musik machen
> neue Probleme: Einberufung in Nationale Volksarmee (NVA) droht und (nach DDR-Recht) „asoziale Lebensweise“ (keine regelmäßige Arbeit)
> ich stelle im Sommer 1989 einen Ausreiseantrag
> bin bereit, alles hinter mir zu lassen
> erlebe Montagsdemos in Leipzig.
> „haue ab“ nachdem unter neuem Generalsekretär Egon Krenz Grenze zwischen DDR, CSSR und BRD offen ist Ich komme am 4.11.1989 im Westen an und bin am Ziel.
„Es geht ein Gespenst um in der Mitropa…“
Große Teile -virtuell – einer kleinen persönliche Ausstellung 2003 in der Vowi über meine Jahre in Leipzig 1966-1989
3. Wandzeitung
1982-1986.
Die ersten Probleme tun sich auf.
> meine Zensuren waren in Ordnung
> meine gesellschaftspolitische Arbeit war sehr gut bis vorbildlich
> und meine Mutter wollte, daß ich nach der 10. Klasse mein Abitur mache
> ich laviere
> bin im pupertären Alter hin- und hergerissen: längere Haare, westliche Rockmusik und altersbedingtes Aufbegehren kontra verständnisvoller politischer Einsicht
> während des Abis kommt es zum Eklat:
> ich soll Mitglied der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) werden
> ich will nicht
> die Schule, meine Mutter, meine Freunde dringen auf mich ein
> ich bleibe natürlich stur
> Konsequenz: kein Studienplatz und Hilfsarbeiter in der Deutschen Bücherei
> erste eigene Wohnung mit meiner Schwester Ich entschließe mich, in den „Westen abzuhauen“, um nicht den verpflichtenden Wehrdienst bei der NVA abzuleisten!
Hausaufgabenheft eines Freundes 1982.
Wenn die Staatsmacht dies in ihre Hände bekommen hätte, wären die Folgen nicht kalkulierbar gewesen.