Sonntag, 9. Februar 2003

Als Fußballfan ist man bereit, vieles in Kauf zu nehmen, um seine Lieblingsmannschaft zu sehen. Zum Beispiel geht man Sonntagnachmittag in seine Kneipe. Dort schnuppert es, wie immer, nach kaltem Rauch und abgestandenem Bier. Am besten man trinkt schnell selbst ein Bier, bestellt sich ein acrylamidhaltiges Lebensmittel wie Pommes oder Kartoffelchips oder genießt einfach den Zigarettenqualm der Anderen. Im Notfall, oder weil man den Abend zuvor noch in Erinnerung hat, hält man sich an Wasser und Tee. Entscheidend ist ja, daß man Dank Premiere faktisch jedes Spiel der 1. und 2. Liga sehen kann. Premiere bietet die Möglichkeit, ein bestimmtes, vorher feststehendes Spiel oder alle fünf Spiele des Tages in einer Konferenzschaltung zu sehen. Es sollte also möglich sein, pro Hablbzeit seine Mannschaft mindestens 9 Minuten zu sehen oder gar, wenn andere Spiele bereits einen klaren Spielstand haben und somit entscheiden sind, wäre auf die eine oder andere Spielminute mehr zu hoffen. Premiere bietet desweiteren noch an, daß man wählen kann zwischen dem Ton aus dem Stadion ohne Kommentator oder mit Ton aus dem Stadion und mit einem Kommentator.
So also ist die Theorie. Wie sah es nun am letzten Sonntag aus? Unsere Lieblingsmannschaft wurde pro Halbzeit etwa fünf Minuten gezeigt. Die Kommentatoren teilten uns das Siegestor unserer Mannschaft zwar mit – verwechselten aber den Austragungsort des Spieles, was in der Aufregung schon mal passieren kann. Daß es aber Premiere nicht schaffte, noch mehr von diesem Spiel zu zeigen, obwohl andere Spiele längst entschieden waren, machte keinen Spaß. Die Kommentatoren der Spiele sind im Gegensatz zu Sat 1 erträglicher. Es kommen nicht ständig Statistiken (Ran-Datenbank) zur Sprache und es werden auch nicht normale Ereignisse eines Fußballspieles zu wahren Weltwundern stilisiert. Allerdings kolportieren sie ständig vermeintliche Fußballmythen, wie beispielsweise, daß ein Trainer aus dem Ort Ahlen (ein harter Hund) mit drei Manndeckern und einem klassischen Libero spielt, um dem Gegner keine Chance zu geben, ein Tor zu machen (man mischt Beton an). Leider ging das Spiel 4-0 gegen die Betonmischer aus. Nun ist man ja, wie bereits oben geschildert, als Fußballfan leidensbereit und leidensgeprüft, daß aber der ebenfalls vielgelittene Wirt für diese 10 Minuten im Jahresduchschnitt mehr als 6,60 Euro pro Tag im Jahr an Premiere per Lastschrift abbuchen läßt, macht die Kneipenluft nicht besser. Premiere versprach zwar vor Monaten, daß der Preis gesenkt werde, aber momentan ist da wohl nichts möglich. Möglich dagegen war es, daß jeder Premiere-Kneipen-Abbonent ungefragt ein Premiere-Schild (beleuchtbar) erhielt, was er hätte aufhängen können. Nachdem der Wirt bei Premiere nachfragte, wann sie das Schild wieder abholen wollten, da er dafür keine Verwendung hätte, erwiderte man ihm, daß der Wirt das Schild selber wieder zur Post bringen sollte bei Nichtbedarf. Leider wollte keiner der Gäste das Schild auch nur geschenkt haben. Inzwischen staubt es wohl im Keller, wenn es der Wirt nicht schon längst weggeworfen hat.
Dennoch wird der Fußballfan wieder ins Stadion gehen und sich auch in seiner Stammkneipe die Spiele auf Premiere ansehen – er ist ja leidensbereit und leidensgeprüft.

(Email am Premiere)

IM Vowi