Russisch buchstabiert auf Französisch
Тур де Франс
Tour de France
Teil 1:
Du gehst also mit dem Finger auf der Landkarte von Wolgograd oder Lwiw oder Krakow oder Frankfurt aus immer weiter links nach Westen. Du kommst nach Luxemburg, worüber mir nichts einfällt. Du kommst in den deutschsprachigen Teil von Belgien, worüber mir noch weniger einfällt. Du landest schließlich an der Kanalküste irgendwo zwischen Le Havre (Zielbahnhof des Lokomotivführers aus dem Roman von Emile Zola „Das Tier im Menschen“) und Dunkerque (1940) und dann gehst du nach unten und bist im Dreieck Chartres-Paris-Orleans (diesjährige Tour-Etappe inclusive Kathedrale – Thomas Tuchel – Jungfrau) und gehst wieder nach Westen bis es nicht mehr geht, also bis dort, wo du eigentlich schon Donald winken siehst von der anderen Seite des Atlantik. Und dann bist du in der Bretagne. Du bist im westlichsten Teil dieser Präfektur im Departement Finistère. Du bist also dort, wo sie gerade die Tour gefahren sind, du bist dort, wo Le Pen nicht viele Stimmen bekommen hat, du bist dort, wo man stolz wirbt, 64 Millionen € in die Infrastruktur zu stecken, du bist dort, wo Fabrice, unser Vowi-Cuisine-Koch, herkommt, und du bist dort, wo der neue Fußball-WM-Sieger hoffentlich gebührend gefeiert wird.
Und was hat dies mit Russland zu tun? Nicht so viel.
Dennoch, Frankreich und Russland verbindet einiges. Der Adel im 18./19. Jahrhundert sprach eher Französisch als Russisch. Nachzulesen ist es in Lew Tolstois Roman „Krieg und Frieden“. Ähnlich wie in Sachsen, hinterließ Napoleons Kriege (in Russland „Vaterländischer Krieg“ genannt), Lehenswörter zurück, die in die Sprache einkehrten. In Sachsen sind es beispielsweise Perron oder Trottoir oder Üwä.
Die Art und Weise (Dampfschiff, Kommunikation mit der Außenwelt über Funk) des Besuchs des französischen Präsidenten wenige Tage vor dem Ausbruch des 1. Weltkrieges im Juli 1914 beim Zaren in St. Petersburg war (nach neuesten Forschungen) sehr wichtig für die nicht mehr aufzuhaltende Dynamik bei dessen Ausbruch. Stimmt’s, liebe Historiker?
Bei der Tour de France fährt kein Team direkt unter russischen Flagge. Aber die Teams von Astana und Katjuscha haben russische Helfer – als Fahrer für was auch immer.