Russisches Alphabet_Ф
Unter der Vielzahl der weltbekannten russischen Schriftsteller ist Friedrich Gorenstein ein selten Genannter. Er lebte von 1932-2002. Seine letzten Jahre verbrachte in Berlin.
Mein Lieblingsbuch von ihm heißt:
„Psalm. Ein betrachtender Roman über die vier Strafen Gottes.“
Mit erzählerischer Klasse und epischer Wucht schafft er es, sowjetische Geschichte (etwa 1930-1970) anhand von Einzelschicksalen in eine Art sehr eigene alttestamentarische Weltgeschichte einzuspannen. Genaue, sarkastische, manchmal witzige Alltagsbeschreibung geht mit den schrecklichsten Leidenswegen der Protagonisten Hand in Hand. Dan, der Teufel, der Gegengott, der Antichrist, wird Zeuge, und ausführendes Organ, um die vier Strafen Gottes (Schwert, Hunger, Wollust, Pestilenz) über das gottlos gewordene Russland zu bringen.
Durch dieses Stilmittel beschreibt Gorenstein jene Jahrzehnte, als ob er mit dem Fernglas durch die Weltenzeiten schaut. Er ist nah genug, um alles zu sehen, aber weit genug, um den „Blues“ zu spielen.
Seine Bücher würden sich gut zum Verfilmen eignen. Seine dialoghafte und von erzählerisch einführenden Passagen unterbrochene Schreibweise ist bildlich scharf und genau. Gorenstein hat für den Regisseur Andrei Tarkowski und für andere Filme Drehbücher geschrieben.
Leider gibt es diese Buch aktuell nur antiquarisch zu kaufen. Ich kann es Euch gerne ausleihen.