Der Sohn Frank Zappas Dweezil spielte am Sonntag, den 17.Mai mit seiner Band in Frankfurt.
Mir hat das Konzert nicht gefallen, weil all das, was Frank Zappa ausmacht, nur in Ansätzen zu sehen bzw. zu hören war. Dweezil und seine Band wirkten wie eine Schülergruppe, die alles fein säuberlich einstudiert hatten, aber den eigentlichen Kern nicht berührten. Das Spontane (am Beispiel der nachgemachten Fingerzeichen von Dweezil) wirkte hölzern. Die Virtuosität beschränkte sich auf schöne Gitarrensounds, langweilige Saxofonsolos (genauso mäßig wie Napoleon Murphy Brock-Solos, von denen sich auf zu Lebzeiten erschienenen FZ-Platten kein einziges für die Nachwelt archiviertes wiederfindet) sowie sinnlose Basseinlagen, die nur eine Form ergeben, aber (noch) keinen Inhalt. Der Humor war einfach und so offensichtlich nachgemacht, dass er schal schmeckte, wie ein Witz, den man immer wieder aufs Neue erzählt bekommt.
Die Musiker waren natürlich über jeden Zweifel erhaben. Allerdings ist der Schlagzeuger (der sehr gewichtige FZ-Archiv-Leiter Joe Travers) eben kein Vinnie Colaiuta oder Chad Wackerman. Das Gleiche lässt sich für den Bassisten, für den zweiten Gitarristen und für die Keyboarderin und Saxofonistin Sheila Gonzalez, die eben keine Bianca (zweite Sängerin neben Ray White für ein paar Wochen in 1976) ist, sagen.
Nur die neue Leadstimme, Ben Thomas, war eindrucksvoll. Allerdings wurden seine Fähigkeiten nicht wirklich genutzt. Mit dieser Stimme, die kraftvoll und sogar fast schreiend noch gut klingt, hätten Lieder aus der sehr kurzen Ricky Lancelotti-Zeit (1973) klasse gepasst. Genauso gut wären die Lieder aus Joe’s Garage Act 2 und 3 gekommen.
Frank Zappa einfach nur nachspielen ist faktisch nicht möglich, weil das Original eine Qualität besitzt, die extrem schwer zu erreichen ist und uns als Zappa-Fans ja auch so umtreibt bzw. immer wieder begeistert. Man kann dagegen versuchen, Zappa in anderen Arrangements neue Kleider anzupassen (beispielsweise Gangster Fun „Dirty Love“). Man kann durch seine einzigartige Virtuosität diese Qualität parieren (beispielsweise Adrian Belew auf seiner letzten Tour „City of Tiny Lights“) Man kann über textliche Veränderungen (beispielsweise Ostbahn Kurti „Bertel Braun“) eine Aktualität herstellen. Oder man fragt einfach Ali N. Askin (Zappa-Arrangeur für Yellow Shark), der für das Schlagquartett Köln einige Zappa Stücke arrangierte. Hier passte vieles zusammen und die oben genannten Mängel wurden gekonnt umschifft (12.03.09 live im Musikaus Dortmund; im Radio -Deutschlandfunk am 14.05.09).
Vielleicht erwidern einige, dass ich zu pienzig bin, aber wenn es um Frank Zappa geht, ist das Beste gerade gut genug, und Dweezil ist eben nur Dweezil, der Sohn vom Meister.
PS:
Wie schon oben erwähnt, war die Batschkapp für den Andrang viel zu klein.
Der Sound war – wie fast immer dort – gut.
Die beste Platte von Dweezil ist meiner Meinung nach seine erste: „Havin‘ A Bad Day“, denn da spielen ja auch Scott Thunes und Chad Wackermann mit, und Papa Zappa hat sie produziert.
Und noch was.
Dweezil kann das alles viel besser, wenn er das macht, was er auch kann.
Ich habe ihn mit „Z“ (Ahmet Zappa, Mike Keneally, Scott Thunes und einem Schlagzeuger) um 1993 in eben dieser Batschkapp gesehen. Es war ein geiles Konzert, wenn auch nur vor etwa 50 Leuten. Sie spielten u.a. die legendären 60-90er Medleys und da war genau das da, was ich am Sonntag vermisst hatte. Die Musik und die Show waren witzig, spontan und virtuos, und es wurde sogar innerhalb des 70er Jahre Medleys für ein paar Sekunden Frank Zappa gespielt: „I’m the Slime“.