… Im Januar wurde ich angesprochen, was ich von der Idee einer Spielstraße in Bockenheim halte. Hier habe ich speziell über die Ecke, wo ich tätig bin geschrieben. Ganz nach meinem Dafürhalten gehe ich das Thema durch. Zum Schluß schlage ich zwei im Viertel bessere, wie gesagt nach meiner Meinung, Räume vor.
Ich finde die Idee einer Spielstraße an sich gut. Nur müssen bei dieser Entscheidung die Anwohner und durchlaufenden Menschen Richtung alter Uni oder Richtung Westbahnhof mitgenommen werden. Dazu steht, dass die Kinder sicher auf einigermaßen sauberen Straßen und Ecken herumtollen können. Ich habe Zweifel, ob an unserer Ecke dies alles unter einen Hut zu bringen ist.
Dies sind meine Realitäten:
In unserer Straßenecke gibt es viele Anwohner, die regelmäßig ein Auto nutzen oder auf dessen Beweglichkeit angewiesen sind. Ich spreche hier von den Frauen im Methaton-Haus. Zum Haus fahren mehrmals pro Woche Polizei, Feuerwehr oder Krankenwagen, wie ich als jahrzehntelanger Nachbar immer wieder erfahre.
In unserer Straßenecke gibt es behindertengerechte Wohnungen, die vor ihrem Haus eigene Parkplätze haben.
In unserer Straßenecke gibt es mir bekannte ältere Leute, die schlecht zu Fuß sind und ebenfalls auf ein Auto oder mindestens auf einen Fahrdienst angewiesen sind.
Ich finde in unserer Straßenecke, wenn ich 3x im Monat mit meinem Großeinkauf im Auto faktisch keinen Parkplatz. Zu viele Autos bzw. zu wenig Parkplätze.
In unserer Straßenecke gibt es bedingt durch das Frauenhaus, durch meine Kneipe und die diversen Kioske viele mit legalen und vielleicht auch mit illegalen Drogen sich beschäftigende Anwohner, Spaziergänger und Junkies. Manch einer pinkelt auch einfach an die Häuserwand. Das Kehren und Wegräumen von überquellendem Müll vor den Mülleimern ist mein tägliches Handwerk. Man kann sagen, die Straße lebt. Dabei kann es laut werden, es kann stinken, es kommt ebenso, glücklicherweise selten, zu Aggressionen.
Dies sind meine Wünsche:
Ich möchte, dass es leise, sauber und schön ist. Die Vermieter sind nett und verlangen bestenfalls die ortsübliche Vergleichsmiete. Tagsüber erschallt Kinderlachen, vielleicht das leise Säuseln eines E-Autos und natürlich kann das E-Bike im Hausflur stehenbleiben und verstellt keine Einfahrt.
Leider ist die Realität eine andere. Mit dieser anderen, oben geschilderten Realität bin ich seit 1997 intensiv beschäftigt. Sie auszuhalten und zu leben, füllt meine Arbeit. Eine Spielstraße hält unsere Ecke, aus verkehrstechnischer und etwas überspitzt formuliert, aus der sozialen Gemengelage nicht aus, würde ich behaupten. Dennoch ist es immer Wert, darüber zu reden. Unweit unserer Kreuzung finden sich, meiner Meinung nach, zwei bessere Orte, wo die Bedingungen einer Spielstraße erfüllt werden könnten.
Deshalb schlage ich vor, eine Spielstraße am Ende der Jordanstraße Richtung Westbahnhof nach dem Muster der Rotlintstraße im Nordend anzudenken. (Ich wohne unweit der Rotlintstraße und meine beiden Kinder gingen in den Schülerladen „Zwiebelfisch“ in der Rotlintstraße.) Die Rotlintstraße ist eine Sackgasse, was zur starken Senkung des Verkehrs und damit zur Sicherheit der spielenden Kinder verhilft. Eine anderer, besserer Ort als Spielplatz oder Spielstraße wäre ebenso unweit unserer Ecke bereits vorhanden: der Adorno-Platz. Hier ist Raum. Der Verkehr bewegt sich rundherum. Dort einen Teil einer umführenden Straße als Spielstraße zu markieren, erscheint mir praktikabler zu sein.
Ich bleibe gerne im Gespräch. Ziel muss es ein und dies als kategorischer Imperativ, einen Kompromiss zu finden. Nur so kann eine Spielstraße in Bockenheim erdacht und genauso im Bundestag ein Gesetz beschlossen werden.
Mit freundlichen Grüßen
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