Sonntag, 30. März 2003

Gegen den Krieg im Irak sind alle – in der Vowi. Es gab hier und da vor dem Krieg ein paar warnende Stimmen, die sich um das Verhältnis USA und Deutschland sorgten. Jetzt aber herrscht seltene Einmütigkeit in allen politischen Lagern der Vowi und auch -mit einer Ausnahme- unsere amerikanischen Gäste sind alle ganz klar gegen die Bush-Regierung und deren Krieg gegen den Irak. Natürlich sind sich genauso alle einig, daß Saddam Hussein ein Dikator ist, den kein Mensch braucht.

Nun wird vorgeschlagen und zum Teil auch schon praktiziert, daß man US-Produkte boykottiert. Kollegen in Hamburg stellen kein Heinz-Ketschup mehr auf den Tisch, lassen Coca-Cola weg und nehmen Marlboro-Zigaretten aus ihren Automaten. Im Internet werden die größten US-Unternehmen aufgezählt und die Produkte die sie herstellen. Die FR vom 27.3. berichtet auf Seite 27 darüber und zählt auch die Firma Apple-Macintosh auf, welche boykottiert werden soll. Nur findet sich auf der Internet-Seite von consumers-against-war kein Eintrag der Firma Apple. Der Rundschau ist ein Fehler unterlaufen, was ihr mitgeteilt wird.

Die Firma Apple verkauft sich als David unter lauter Goliaths innerhalb der Computer-Industrie. Dabei gibt man sich das Image als das innovative, besondere, eigensinnige und den Idealen der Hippie-Kultur verpflichtete Unternehmen, daß von einem charismatischen, in Jeans und T-Shirt auftretenden Steve Jobs geleitet wird. Nichtdestotrotz verkauft Apple an die US Army vor allem wohl Server, weil die im Gegensatz zu Microsoft sicherer sind vor Hacker-Angriffen. Gleichzeitig werden viele Apple-Computer in Asien (Taiwan und China) zusammengebaut. Ähnlich wie viele Bekleidungsfirmen (H & M, Addidas, Nike usw.) in Asien produzieren lassen, machen es die Computerindustrie und neuerdings auch die Autoindustrie, denn die Löhne sind wesentlich niedriger als in Europa, von den berühmten Lohnnebenkosten ganz zu schweigen. Daß da möglicherweise auch Kinder in solchen Betrieben arbeiten, wird zwar von den Unternehmen nicht gestützt, kann aber vorkommen.

Soll man nun eine Firma wie Apple im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg boykottieren? Soll ich bei H & M keine Unterhosen Made in Bangladesh oder in China kaufen, vielleicht mit Kreditkarte der Deutschen Bank oder der 1822? China ist nun wahrlich keine Demokratie, schlägt autonome Bestrebungen diverser Völker rigoros nieder, verhaftet alle möglichen Menschenrechtskämpfer und unterstützt Nordkorea. Die Deutsche Bank ist ein multinationales Unternehmen, daß in den vergangen Jahren vor allem an den Börsengängen vieler Unternehmen und an den Fusionen im Laufe der Globalisierung verdient hat. Die poplige 1822 ist Großaktionär bei Höchst, die früher -und heute indirekt- maßgeblich an genmanipulierter Nahrung versuch(t)n ihr Geld zu verdienen und natürlich einen Haufen Düngemittel herstellt.

Aber ist es dann in der Konsequenz richtig, einen Renault Kangoo zu fahren von dem französichen Staatsunternehmen Renault, denn dieses arbeitete mit Elf Aquitane zusammen, was zwar seit den siebziger Jahren nichts mehr im Irak macht, dafür aber seine Hände seit Jahrzehnten in südlichen Teil Afrikas im Spiel hat. Die reichen Ölvorkommen im Norden Angolas werden in erster Linie von dieser Firma ausgebeutet. Immer wieder wird Elf Aquitane genannt, wenn es um die Strippenzieher in den Bürgerkriegen im südlichen Afrika geht.

Meiner Meinung nach wird hier eine Konsequenz eingefordert, die konsequent verpufft in unserer in allen Bereichen vernetzten Welt. Die relative Glasnost fast aller Informationen und siehe Irak-Krieg auch der Nicht-Informationen macht es möglich, sich über alles zu informieren. Ein Nicht-Wissen gibt es heutzutage nicht mehr. Dennoch kann man immer was tun, um seiner Meinung Ausdruck zu geben. Man kann gezielt informieren, kaufen, demonstrieren, blockieren.

www.spiegel.de
www.attack-netzwerk.de
www.germany.indymedia.org
www.netzzeitung.de
www.apple.de
www.army.mil
www.aljazeera.net (zurzeit kann der Server nicht erreicht werden)

IM Vowi