Hätte ich damals als Ruderer, nachdem ich wegen meiner Größe in der Schule irgendwelchen Talentsuchern der DHFK (Deutsche Hochschule für Körperkultur und Sport) Leipzig aufgefallen war, ein wenig mehr Ehrgeiz an den Tag gelegt, wäre ich vielleicht ein großer Sportler geworden. Hätte manche bunte Pille während des Trainings bekommen und wäre dann bei Olympia 1988 in Seoul aus dem Mannschaftshotel verschwunden, um nach einer missglückten Geschlechtsumwandlung in der BRD mich bei den Grünen für das 3. Geschlecht zu engagieren. Heute würde ich als verdienter Grüner in irgendeiner kommunalen Aufsichtsbehörde sitzen, um mir Gedanken zu machen, wie hoch beispielsweise die Ordnungsstrafe bei Ruhestörungen nach 22.00 Uhr bei Kneipen in Bockenheim wäre.
Stimmt das alles? Naja. Vieles. Eines stimmt nicht, gebe ich zu. Damals fehlte mir in der Schule der Ehrgeiz zum großen Sportler. Deshalb war ich nur Trockenruderer, einer, der nur im Becken in einem festgebauten Boot ruderte- und dies nur wenige Wochen. Groß genug war ich. Zu wenig Kraft, zu wenig Siegeswille hatte ich. Zu lieb war ich auch noch. Matthias Sammer in Dresden dagegen funktionierte ganz anders.
Jahrzehnte später, letzte Woche, wollte ich mir die Schuhe binden, um Handkäse für die Vowi einzukaufen. Am nächsten Tag stand der alljährliche Marathon an. Der Ehrgeiz ließ mich nicht in die Hocke gehen, sondern mich bücken. Beim zweiten Versuch verschob sich möglicherweise etwas im 2. oder 3. Lendenwirbel oder im Iliosakralgelenk oder ein Muskel verhärtete sich. Seitdem drückt etwas auf einen Nerv. Das verursacht Schmerzen, hinterlässt Taubheits-Gefühle und verhindert meinen aufrechten Gang.
Der Versuch, sinnbildlich gesprochen, aufrecht zu gehen, ließ mich am 04.11.1989 die DDR verlassen. Mich „kotzte“ dieser Staat an, und ich weine ihm bis heute keine Träne nach. Für mich war und bleibt er ein Unrechtsstaat, und wer dazu eine andere Meinung hat, ist nicht mein Freund, zumindest im Politischen.
30 Jahre Frankfurt kann ich leider – momentan – nicht im aufrechten Gang begehen, Beate braucht auch etwas Ruhe nach den fünf Toren der Eintracht am Samstag. Deshalb ist ausnahmsweise am Sonntag (03.11.19) zu
Wie es im Osten in Leipzig vor 1989 so war, und warum zum Beispiel ich kein Ruderer geworden bin, wird sehr bald näher erläutert an den Wänden der Vowi zu sehen sein, kuriert von einer namhaften Kennerin Bockenheims.