Haltet den Dieb! zum 2.

Haltet den Dieb! zum 2.!
Karsten traute seinen Augen nicht recht, als er am Karfreitag kurz nach 20.00 Uhr aus der Küche kommend in der leeren Vowi einen Mann hinter dem Tresen erblickte, der in der Schublade wühlte. Sah Kathi heute ein wenig anders aus als sonst, oder war jemand neues eingestellt worden, dachte er einen Augenblick. Innerhalb von einer Sekunde entließ sich der möglicherweise Neue von selbst. Er rannte fluchtartig aus der Vowi. Karsten wußte nicht, ob er sich freuen sollte, daß der Dieb, denn ein solcher war er, die Kneipe verließ oder, ob er sich maßlos ärgern sollte, denn der Dieb hätte ja etwas klauen können. Glücklicherweise war Karsten gut trainiert. Die neuen Runden im Grüneburgpark am Nachmittag ließen noch Platz für einen kurzen Sprint hinter dem Dieb her. Es ging auf die Jordanstraße. Der Dieb drehte einen Haken, aber Karsten war noch dran, und er war schneller. Er konnte ihn festhalten und drückte ihn zu Boden. Zwar versuchte der Dieb immer wieder zu entkommen, aber Karsten umklammerte ihn und ließ nicht locker. Der Dieb erkannte seine Situation und langte nach ein paar 5-Euro-Scheinen aus seiner Tasche, um Karsten ruhig zu stellen. Der Dieb bemerkte dabei, daß er nur das Geld, was in der Schublade lag, genommen hätte und nichts weiter. Da wußte Karsten, daß der Dieb noch mehr Geld hatte, denn in der Schublade lagen nicht nur ein paar 5,- Euro-Scheine, und verlangte nach dem Rest. Der Dieb erwiderte, daß er mehr nicht hätte und versuchte sich loszureißen. Dieses Muster wiederholte sich mehrere Male. Inzwischen blieben ein paar Leute auf der Straße stehen. Karsten entschied sich nun für eine drastischere -aber wohl polizeiübliche- Maßnahme. Er zog den Dieb in die Kneipe und forderte ihn auf, sich vollkommen auszuziehen. Die zuschauendene Leute sollten als Zeugen den Dieb und ihn begleiten. Karsten schob ihn in die Lücke zwischen Automaten und Tresen und dort sah er alsbald einen nackten Junkie. Mehr Geld kam zum Vorschein. Vermulich war es alles, aber eine weitere Durchsuchung wurde gestört durch einen Zuschauer, der sich vehement in Englisch für den Dieb einsetzte und die in seinen Augen diskrimienirende Durchsuchung rigoros beanstandete. Karsten sah sich auf einmal eine Art Zwei-Fronten-Diskussion ausgesetzt. Auf der einen Seite der nackte Dieb, der möglicherweise noch mehr gestohlenes Geld hatte und der auch immer wieder versuchte zu fliehen und auf der anderen Seite einen auf Englisch laut fordernden Zeugen, der den Dieb am liebsten sofort wieder laufen lassen wollte. Karsten entschied, daß er sein Geld wohl wiederhatte. Das kleine Messer des Diebes behielt er. Der Junkie fing an zu schluchzen, was für eine armer Kerl er sei und bat Karsten noch um vielleicht 20,- Euro, weil er als Junkie eben das Geld brauchen würde. Karsten verneinte und sagte, daß er sich nie wieder in der Vowi blicken lassen sollte. Alle wanderten ab. Karsten hatte einen Großteil des Geldes wieder. Leider fehlte immer noch etwas. Karsten war nicht klar, wo der Dieb es hatte verstecken können.
Bald darauf kamen die ersten Gäste.

Karsten wird hoffentlich nie wieder etwas in der Vowi oder in der Schublade offen liegen lassen, alle Türen abschließen und fast niemandem mehr trauen!?

IM Vowi