Das magische Dreick

Das magische Dreick

Spieler:
Wirt (2 Apfelsaftschorlen)
1. Gast (5 Bier, 3 Schnäpse)
2. Gast (7 Bier, keine Schnäpse)
Zaungäste, 1 Bayer, Tanzgruppe
Musik: „Judas Is Raising“ von Judas Priests neuester CD „The Angel Of Retributation“
Inhalt:
Wie man urplötzlich von bierseliger Lust ins verbale Watschen übergeht und dabei nach Luft schnappt


einige Biere, einige Schnäpse, „Judas Is Raising“ im Hintergrund

Dem Fischer gehört mal richtig eins ausgewischt. Der hat doch längst alles verraten. Der hat sich doch nie mit Polizisten rumgeprügelt, der war doch, wenn überhaupt, in der zweiten Reihe. Und Cohn Bendit sitzt im Europaparlament und verdient mal schön 10000,- im Monat.

Kannst Du bitte konkret sagen, was dich an den Grünen bzw. am Außenminister stört. Aussagen, die auf plakativen Rundumschlägen beruhen, auf Bildzeitungsniveau, finde ich bescheuert und haben in meinen Augen keinen Wert.

Was hat er denn bzw. seine Partei eigentlich bewirkt…

Er ist ein guter Außenminister. Die Entscheidung, sich am Kosovo-Krieg zu beteiligen, war richtig.

Schweigen, was in Luftschnappen übergeht

Die Grünen waren mal eine pazifistische Partei in ihren Ursprüngen, die haben doch alles verraten.

Kriege sind per se schlecht und basieren immer auf einem Klassenwiderspruch.

Fischer, Cohn Bendit und Königs hier in Frankfurt waren nie Pazifisten. Und seit die UNO ihr Versprechen in Srebrenica gebrochen hat, die Einwohner zu schützen und Tausende umgebracht wurden, seitdem sind Fischer und die Grünen dafür, dass auch Deutschland sich an Kriegen beteiligt.

Das ist doch jetzt schon revanchistisch. Dann müsstest du doch überall deutsche Truppen hinschicken.

Ja, das ist richtig. Dies wäre die Konsequenz. Auch wenn ich dabei Bauchschmerzen hätte, die bis zum Geschwür gehen und ich daran sterben würde. Ich habe damals mit Gleichaltrigen aus Ex-Jugoslawien stundenlang diskutiert. Wir haben überlegt, wie wir Flüchtlingen helfen könnten. Ein warmer Händedruck und ein „Sorry ich bin Pazifist“, wäre wie ein Schlag ins Gesicht gewesen. Der kanadische UNO-Gneral Romeo Dallaire in Ruanda, beispielsweise, telegrafierte immer wieder aufs Neue nach New York, damit die UNO endlich mehr Soldaten nach Kigali schickt. Keine Reaktion. Der Roman Ein Sonntag am Pool in Kigali von Gil Courtemanche gibt darüber bittere Auskunft.

Alles egal. In diesem Land geht doch eh überhaupt nichts.

Dies ist auch so eine linke Platidüte oder die Dialektik zwischen Theorie und Praxis: Zwar findest du hier alles Scheiße, aber man kann ja eh nichts ändern, also kannst du auch nichts machen, aber im Heute und Hier geht es dir gerade beim fünften Bier recht gut.

Was soll denn das jetzt?

Du gestehst niemandem eine Veränderung zu, wie zum Beispiel Fischer. Hast du dich in den letzten zwanzig Jahren nicht auch verändert…

Ach hört doch auf!

Mit deiner philosophisch moralischen Argumentation kann ich nichts anfangen. Du kommst mir vor, als ob du eine religiöse Heilslehre vertrittst und für alles schon im Voraus eine Antwort hast. Nur wer nicht so denkt wie du, der hat es leider verschissen.

Auf einmal bezahlen alle Gäste, und der Wirt ist allein und trömt von einer fliegenden Katze mit Namen Pröll.
Judas Is Raising

IM Vowi