Über Witze bzw. Filme von Karl Valentin (1882-1948) konnte ich bisher nie so richtig lachen. Ganz wie die verarmten Nachkommen (Commedians) heute, kommt die Pointe relativ schnell, und sie findet keinen Abschluß (läuft und läuft und läuft). Es ist, als ob jemand einen Witz macht, dich dabei anschaut, anlächelt in der Hoffnung auf Resonanz, du aber, den Witz nicht komisch findend, aus Taktgefühl dennoch lächelnd, in Wirklichkeit keine Mine verziehen willst.
Eine kleiner Film von Karl Valentin aus dem Jahre 1934 heißt Der Firmling. Darin spielt er mit seiner Partnerin Liesl Karstadt Vater und Sohn. Sie gehen in ein Restaurant, und er besäuft sich, und seinem Sohn bekommt die erste gerauchte Zigarre nicht. Er babbelt die ganze Zeit mit jedem (Gäste und Kellner) oder auch für sich allein. Er wird immer betrunkener und peinlicher, redet aber im Sitzen, Fallen und Liegen einfach weiter bis der Sohn den besoffenen Vater hinaus schleppt. Die Pointe ist nach wenigen Sekunden erreicht. Der Film geht noch ein paar Minuten weiter.
Beim ersten Sehen langweilte ich mich schnell. Ich war aber beeindruckt, daß es 1934 und 2007 in Sachen Alkoholmissbrauch keinen großen Unterschied gegeben hat.
Wenige Tage später hatte ich ein Deja-Vu-Erlebnis:
Am Tresen stand eine Helge Schneider-Figur, die halbfertig von der Maskenbildnerin aus seinem neuesten Filmes entlassen wurde. Daneben saß ein zusammengedrückter Joschka Fischer-Bruder. Beide monologisierten in Dialogform über gewichtige Unwichtigkeiten. Es schien vollkommen egal zu sein, über was sie beide schwadronierten. Ganz wie bei Kindern gab es nur diesen Moment, und der wurde hochgehalten bis abrupt ein neues Thema aufgeschnappt wurde. Und es war laut.
Karl Valentin – Helge Schneider – Joschka Fischer in der Vowi und keiner hat gelacht.
Hundeblick, schielend, rote Nase –
ganz so schlimm sehen unsere Gäste nicht aus
Ausschnitte aus
Der Firmling