20 Jahre voll mit Geschichten aus der Volkswirtschaft
Nr. 17: Wie funktioniert die Vowi?
„Gibt es Absinth, Armin?“
Die Schönheit der Kneipe liegt im Auge des Betrachters. Wenn ich manchen Gast tagsüber treffe, reibe ich mir innerlich verwundert die Augen. Dass dieser oder jener so alt aussieht, ist mir im Dämmerlicht der Kneipe nie aufgefallen. Umgedreht geht es den Gästen mit mir sicher ebenso.
Kleopatra, die letzte ägyptische Pharaonin vor knapp 2000 Jahren, galt weniger durch Schönheit, vielmehr durch die Art ihres Auftretens und wie sie sich in Szene setzte, gepaart mit höchst intelligenten Eigenschaften, als edelstes Beispiel größerer innerer statt äußerer Reize.
Man kann eine Kneipe wie Emile Zola in seinem vor etwa 150 Jahren erschienenen Roman „Der Totschläger“ beschreiben. Davon trifft vieles noch heute zu. Die Glückseligkeit, betrunken zu sein hat sich am wenigsten geändert. „Was ist der schönste Tod?“ Besser: „Wie stirbt man am Schönsten?“, fragt ein Witz. Die Antwortet lautet: „Besoffen vom Bierwagen überholt zu werden, sei am Schönsten.“
Und es wirkt nicht anachronistisch, wenn ich behaupte, dass man –sich- im Bockenheimer Bermuda-Dreieck bestehend aus „Dr. Flotte“, „Tannenbaum“ und „Volkswirtschaft“ ersaufen kann.
Die Stühle, viele Tische, manches jahrelanges Provisorium, die zu kleinen Sitzflächen der Bänke (meine Schuld), der leicht zu putzende, aber für die Akustik abträgliche Fliesenboden, das aus bisher unerklärlichen Gründen oft nicht gut riechende WC (wird gerade erforscht) ergeben ein Bild (harte Faktoren) der Kneipe.
Die Gäste, die Wirte, die Stimmung, die Bekanntschaften, die Diskussionen, das Essen und die alkoholhaltigen Getränke (kaum, welche Biermarke es ist) ergeben ein anderes Bild (weiche Faktoren) der Kneipe.
Für die meisten Gäste aber zählt das weiche Bild. Nichtsdestotrotz arbeiten wir an den harten Fakten.
„Dann nehme ich einen Whiskey. Richtig torfig und phenolisch und einen Großen.“