Schuld und Sühne oder Macht saufen dumm?
Mit tränenerstickter Stimme haben mich Gäste auf ein Kapitalverbrechen (welches u.a folgende juristische Tatbestände beinhaltet: Diebstahl § 242 StGB bzw. Freiheitsberaubung § 239 StGB bzw. räuberischer Menschenraub § 239a StGB bzw. Geilselnahme § 239 b StGB) in der Vowi aufmerksam gemacht. Was für Menschen -man kann mittlerweile ihr Geschlecht als ersten Anhaltspunkt prognostizieren- müssen das sein, die auf dem Frauen-Klo Poster abreißen. Erst war es ein Schauspieler, später die niederländische Fußball-Nationalmannschaft, doch am meisten Wut und aggressive Stimmung machte der Raub des Mannschaftsfotos der schwedischen Fußball-Nationalmannschaft. Die erste Vermutung des Kommissars Volander war, dass es einen Mangel an Klopapier gegeben hat und die Fotos unabhängig ihres Inhaltes zu eindeutig nicht zu beanstandenen hygienischen Zwecken genutzt wurden. Doch ein erstes peinliches Verhör von K. und V., den beiden Kellnern, ergab, dass genügend Klopapier vorhanden war und am betreffenden Tag gleichfalls genügend Klopapier in den Frauen- und Männer-Klos gelagert wurde.
Hier sind die ersten Protokolle vom Ort des Verbrechens:
A., welche das Kapialverbrechen zur Anzeige brachte, schien ehrlich empört:
„Ich musste eigentlich gar nicht auf Toilette. Meine Freundin J. fragte mich, ob ich mitkommen würde, weil sie mal musste. Natürlich behaupten die Männer immer, dass wir uns über ihre Ärsche auf dem Klo unterhalten. Dies ist natürlich totaler Schwachsinn, denn welcher Mann hat schon einen richtigen Arsch… Entweder er hat keinen, und wenn doch, ist er verheiratet oder schwul…“
K., einer der Kellner, machte ein leicht trottligen Eindruck:
„Ein Gast kommt, ich grüße, er setzt sich hin, ich frage, was er will, er bestellt ein Bier, ich zapfe, stelle es hin, mach‘ ein Kreuz auf den Deckel, er trinkt, bestellt noch ein Bier, ich zapfe, mach ein Lexa-Foto auf den Deckel, er trinkt, bestellt noch ein Bier, ich zapfe, mach ein Schur auf den Deckel, er trinkt, bestellt noch ein Bier, ich zapfe, mach ein Pröll auf den Deckel, er trinkt, bestellt noch ein Bier, ich zapfe, mach ein Chris auf den Deckel, er trinkt, bestellt noch ein Bier, ich zapfe, mach ein Cha auf den Deckel, er trinkt, bestellt noch ein Bier, ich zapfe, mach ein Frommer auf den Deckel, er trinkt, bestellt noch ein Bier, ich zapfe, mach ein Van Lent auf den Deckel, er trinkt, bestellt noch ein Bier, ich zapfe, mach ein Beierle auf den Deckel, dann will er bezahlen, und ein Taxi soll ihn nach Hause bringen, ich bestelle ein Taxi, er gibt mir das passende Geld. Ich sage bis Morgen, er nickt und geht.“
A., ein weiterer Gast, redete sich raus. Doch es gab keine Zeugen, dass er auf dem Frauen-Klo war:
„Ehrlich ich wollte mich nicht aussziehen. Aber mein Körperfettanteil ist jetzt bei 25%, ich gehe jeden Tag 100 Minuten joggen. Ich lebe eigentlich total gesund, nur im Jahr 2002 hatt‘ ich Fünfzig-Alkohol-abstürze. Soll ich dir zeigen, wie ich aussehe. Echt geil! Ich kann sofort 25 Liegestütze machen. Dass meine Hose rutschte und ich mit meiner Calvin Klein-Unterhose leicht gebeugt hinterm Tresen stand, weil ich mich ganz zärtlich von jemanden verabschiedet hatte, – dafür kann ich nichts. Frag den Wirt, der hat auch gesagt, dass ich eigentlich niemanden nerve.“
J., eine weitere Zeugin, die ein traumatisches Erlebnis gehabt haben muss:
„Was soll ich dort?! Und mein Chef kommt noch aus… oh nein! Wie soll ich das aushalten. Dort ist alles ohne…! Gibt es dort irgendwelche Sehenswürdigkeiten…höchstens zwei…und dann ist auch noch die Kamera kaputt. Wenn er doch wenigstens diese sportliche Übung von L. fotografiert hätte. Dann wäre das Foto jetzt mein Bildschirmschoner. Herr Kommissar, helfen sie mir! Ich will da nicht mehr hin und jetzt sind auch noch meine Schweden weg!“
N., den eigentlich alle in der Vowi Django rufen, hielt entweder einen Arm oder beide nach oben und sang altertümliche Lieder über eine Fußballmannschaft.
L., ein Vo-Hopianer, versuchte sich immer wieder an folgenden Zeilen:
„Ich bin ein junger Mensch aus unserer Zeit
Die Haare leicht locker nach hinten gescheitelt,
wirke ich erwachsen und schon reifer für mein Alter
Ich gehe fleißig arbeiten- so verdien´ ich mein Geld
Doch oftmals muss ich pumpen, weil´s nimmer recht reicht Etwas sprunghaft bin ich wohl in meinem Leben Vielleicht bin ich noch zu sexuell unausgeglichen“
J., ein stoischer Hanseat, schwieg lange -sehr verdächtig?- und sagte dann:
„Also ein Bier würde ich noch nehmen!“
H., ein anderer Gast, fragte mich:
„Wissen Sie, ob es heute hier Frikadellen gibt?“
S., eine junge Portugiesin, sang:
„Einer ist meiner und der ist ´nen feiner!
Einer ist meiner und der ist ´nen feiner!
Einer ist meiner und der ist ´nen feiner!“
V., die Chefin des Ladens, welche ich verhörte, sagte nur Mmh und zweimal Ja und zweimal Nein – aber urplötzlich sprang sie auf und rief: „Luka, Luka, ach dieser Hund wieder!“
Mein erstes Fazit lautet, dass es viele verdächtige Personen in der Vowi zur Tatzeit gab. Sie verhielten sich höchst merkwürdig. Ich muss weiter recherchieren. Wer helfen kann, melde sich bitte bei Kommissar Volander, Schwedenstraße 13 in Bockenheim.
Kommissar Volander