Hilary Mantel schreibt in erster Linie historische Romane. Dabei schafft sie es, historische Komplexität so darzustellen, dass dem Leser kein altbackenes, sondern ein frisch aus dem Ofen gezogenes Brot serviert wird.
Jetzt hat sie einen Band mit Erzählungen veröffentlicht. Eine lautet „Die Ermordung von Margaret Thatcher“. Bei Bayern 2 kann man sich diese Kurzgeschichte in der Mediathek anhören. Dafür wurde sie in Großbritannien angegriffen, wie sie sich so etwas nur ausdenken könnte:
Wie kann man einen Mord an der britischen Premierministern auch nur gedanklich durchspielen.
Ihr jungen Leute werdet es kaum noch wissen, aber Maggie Thatcher stand für vieles, was Pink Floyd melodramatisch und psychisch überzeichnet auf ihren Schallplatten/CDs (Animals, The Wall, The Final Cut) von Ende der 70er bis Ende der 80er des vorigen Jahrhunderts ausdrückten.
Weniger dramatisch, aber vielleicht treffender, spuckten Punks und ihre New Wave-Ausläufer auf all das, wofür sie stand:
Kalter, aggressiver, anonymer Kapitalismus nach innen und außen: Falkland-Konflikt mit Argentinien, Kalter Krieg mit den Staaten des Warschauer Vertrages, Schließung vieler bzw. fast aller Kohlengruben, starke Einschränkung bzw. Abbruch von Sozialprogrammen usw.
Hilary Mantel meint, dass sie ein Problem mit ihrer Weiblichkeit in einer ausschließlich von Männern geprägten Welt hatte. Zwar war sie eine Frau, doch ahmte sie einen Mann nach. Ihr blieb nur, neben dem uniformen Kostümen und ihrer Betonfriseur, die wiederum den Männern in ihren ewigen Anzügen und ihren aus der Stirn gekämmten Haaren glichen, ihre Handtasche als äußeres Merkmal der Weiblichkeit: „Thatcher schleuderte ihre Handtasche herum wie einen Außenbordmotor ihrer Vagina.“