Sonntag, 03/06/2001



Die neue Blumfeld CD „Testament der Angst“ beschäftigt die Kulturseiten der hiesigen Zeitungen, Zeitschriften, Magazine und Online-Ausgaben. Es berichten FR (anklicken, ins 14 Tage-Archiv gehen und Blumfeld als Suchtext eingeben), tazFAZ.netIntroSpexSpiegel und sicher noch viel mehr. Einig sind sie sich, daß es Blumfeld geschafft hat, Pop und Intellekt zu verbinden. In der Bewertung, ob dies richtig gut, eher mäßig oder voll daneben geht, ist man sich uneinig. Zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt ist auch bei den Vordenkern der Nation nur ein kleiner Schritt. Auf jeden Fall zeigt man, daß man dazugehört, indem man neben populärmusikalischen Allerweltsweisheiten philosophische Sentencen formuliert, die bestenfalls Gleichgesinnte verstehen, aber nicht unbedingt unsereins. Egal – immerhin dreht es sich bei den Beiträgen um die Feuilletons-Seiten großer Blätter, da muß man schon zeigen, woher der Wind weht.

In der Vowi habe ich sie auch schon gespielt. Und da man bei deutschen Texten leider fast jedes Wort versteht im Gegensatz zu den sonst gespielten englischsprechenden Popgrößen, fiel die CD auf – eher negativ auf: zu peinlich, da zuviel Reim, zuviel Gefühl.

Mir und ganz wenigen anderen gefällt die CD gut, weil ich es mutig finde, auf Deutsch Liebeslieder zu schreiben, die haarscharf am Kitsch vorbeigehen oder in Texten das Wort Nato zu verwenden (und sich beim letzten Konzert 1999 in der Aula im KOZ zu Frankfurt gegen den Kosovo-Krieg auszusprechen, wo ich natürlich nicht gejohlt habe). Klar – die Musik ist sehr poppig und gefällt damit auch Leuten, die in ihrem Leben nicht ausschließlich Capatin Beefheart und Stockhausen gehört haben. Aber warum nicht schöne und ein wenig beliebige Musik machen und dennoch über die Nato reden.


Euer George Michael