Auf der Fahrt von Leipzig nach Frankfurt führt die Autobahn an zwei Glanzlichtern, die für alles mögliche stehen -aber ganz besonders für den Aufbau Ost-, vorbei: zum einen der Interkontinentale Flughafen Mitteldeutschlands Leipzig/Halle in Schkeuditz, wo unaufhörlich keine Düsenjets starten und landen und die Autobahnraststätte Lomo kurz hinter Eisenach, wo man leckere Bomm Fritts, schmackhafte Dühringer Wörste und so bekommen kann. Die Frauen haben dieselbe Haarlänge wie ihre Männer (Ohrläppchenhöhe) und besagte Männer haben Sandalen oder Sandaletten an und natürlich eine Gelenktasche („Isch nehme ’ne Schdange F6 un‘ de Suhber Illu! Brauchsde noche was, Muddi?“).
Eigentlich beschäftigten mich in Leipzig weniger die Wunder des Aufbaus Ost, sondern immer wieder die Frage, muß ich um Leib und Seele fürchten, weil an jeder Ecke einer mit ’ner Glatze steht. Auf die Frage an Verwandte und Freunde, wie es denn nun mit den Glatzen in Leipzig sei, wiedersprachen alle, daß es kein Hauptproblem sei, wie es im Westen immer nur dargestellt würde. Vielmehr gehört es zur Begrüßung, daß man sofort fragt, ob sein Gegenüber Arbeit hat (vielleicht auf dem Interkontinental Flughafen Mitteldeutschlands oder bei Lomo?). Dies ist das Problem, so meine Leute. Leider trübte sich mein Blick. In der LVZ (Leipziger Volkszeitung, ehemals SED Bezirkszeitung, jetzt bei Springer), in der eigentlich nichts weiter steht, außer das König Kurt zu billig wohnt und die Leipziger Staßenbahnen kaputt sind, fand ich an jeden Tag meines Aufenthaltes die Meldung über Glatzen und ihre Taten: sie bedrohen ausländische Studenten, was für diese heißt, ab 22.00 Uhr nicht mehr in eine bestimmte Straßenbahnlinie zu steigen und auf keinen Fall nach 22.00 Uhr zur nahgelegenen Tankstelle zu gehen; und dann sollen Glatzen einem Mädchen die Haare abrasiert und ihr ein Hakenkreuz ins Gesicht geritzt haben letzte Woche.
Euer Autobahngaststättendispatcher