Der Wirt lauscht:
Eigentlich seinen Gästen…
– Aber in Wirklichkeit sitzt er neben Günter Koch und Hans Peter Pohl vom BR, die immer die Championsleague-Spiele der Bayern auf B 5 aktuell live kommentieren. Wie schön kann Fußball in Worten sein: „Um 21.11 Uhr klingelte der Wecker! Vom Schlafwagen- zum Traumfußball: der Kovac zum Linke, der Linke zum Kovac, jetzt mal zum Kuffour, dann wieder zum Kovac, dann die Flanke zu Deißler, der zu Ballack -der Majestät im Mittelfeld- und dieser, anstatt zu schießen, schiebt gefühlvoll zu Mackay, der sich die Ecke noch aussuchen kann. Herrlich! Einfach herrlich!“ –
… genauer gesagt zwei Gästen, fast Alt-68er, anstatt in Würde, in Rauch und Alkohol ergraut. Einer von beiden hustet so stark, dass man denken könnte, die Tuberkulose ist in Hessen noch immer nicht ausgestorben. Der andere mit seiner fleischigen Nase und seinem dünnen Zopf steht auf Bitte eines anderen Gastes auf der Schwarzen Virtuellen Vowi-Liste, da er den klagenden Gast verbal und per Briefchen penetrant mit seiner Liebe bedrängte, ohne auf Zustimmung zu stoßen. Dennoch fühlt er sich wohl, und dies liegt auch daran, dass die Amis im Irak und da unten so richtig eins in die Schnauze kriegen. Sein Job allerdings, in dem er gut verdient (bei der Deutschen Börse) nervt ihn irgendwie: immer der gleiche Trott. Die DDR-Fahne in der Vowi findet er lustig, wie überhaupt die DDR einiges an Gutem vorzuweisen hatte. Und schon ist man bei den alten Zeiten. Während der eine hustet und sogar aufstehen muss und dem Erstickungstod nahe zu schein scheint, plaudert der andere selig weiter. Er berichtet, wie er vor 33 Jahren als noch nicht ganz gereifte Persönlichkeit im Nahen Osten war und an der Seite der Einheimischen seinen Beitrag leistete. Der bestand aber nur daraus, die Kalaschnikows auseinanderzunehmen und zu putzen – geschossen hat er nie.
Vorhang. Der Wirt wendet sich ab.
IM Vowi