Seitdem das Wetter besser wird und man die Tür zur Vowi auflassen kann, werden die Gäste auch wieder eigenwilliger. Ich will gar nicht reden vom Riesen, der einen so schweren Leberschaden hat, daß Fopper das Krankenauto anrufen-, ihm aber wenige Minten später ein Bier zapfen sollte. Dann gibt es da noch den Kleinen mit verrauchter Stimme, der schon mal einen Tisch penetrieren wollte – man kennt sich seit Jahren von der Uni.
Schön war auch, wie Gäste sich am Karfreitag wunderten, warum es so ruhig sei und Karsten daraufhin erwiderte, daß vor ungefähr 2000 Jahren „unser Herr“ ans Kreuz genagelt wurde. Zur selben Zeit unterhielten sich Lars, Verena, Musik-Mischa und Knutinger angeregt über die Ausgestoßenen dieser Welt, abnorme Sexualpraktiken und andere Widerwärtigkeiten.
Den Gipfel der Nächstenliebe erreichten allerdings die Vermieter von Karstens Wohnung im Nordend. Dessen Sohn Jonathan hatte im Hinterhof am Karfreitag ein paar Bilder mit Kreide gemalt, um den Osterhasen zu begrüßen. Die Tochter und die siebenjährige Enkelin der Vermieterin wischte diese umgehend weg. Und Karstens Frau Claudia bekam dann zu später Stunde einen Anruf der Vermieterin (deren verstorbener Mann gehörte zur Eintracht-Meistermannschaft), daß das Bemalen des Hinterhofes verboten sei. Dieser sei nicht zum Spielen für Kinder und außerdem würden die Mieter gestört und sie würden die Kreide ins Treppenhaus weiterlatschen. Für sie unwichtige Dinge im Haus, wie verschimmelte Bleirohre, schlecht schließende Fenster und Türen sind für sie nicht nicht von Bedeutung. Karsten und seine Familie werden sich einen neue Wohnung suchen müssen, um nächstes Jahr den Osterhasen begrüßen zu können.
Euer IM Vowi