Die Schatten der Vergangenheit winken aus der Zukunft
Ein Mann im Rollstuhl kommt manchmal und bestellt draußen ein Bier. Er hat glasige Augen, vielleicht weil er zuviel säuft, vielleicht weil er alt ist. Auffällig sind auch die langen Fingernägel, die mir bei einem bestimmten Typ von Gästen immer wieder auffallen. Sie sind gepflegt, aber dennoch zeigen sie anhand der Farbe und irgendwelcher Einkerbungen, dass viel mit diesen Händen passierte. Der alte Mann spricht nichts weiter. Er sitzt in seinem Rollstuhl.
Gestern spielte sich das gleiche Szenario ab. Er bestellte ein Schöppchen, trank es nicht ganz aus, bezahlte und fuhr von dannen. Plötzlich rollte er wieder an. Er fragte, ob man einen -seinen- Schlüssel gefunden hätte. Auf jeden Fall hatte er ihn noch hier und jetzt sei er weg. Ich verneinte und merkte an, dass die Vowi vielleicht nicht die einzigste Kneipe gewesen ist, in der er ein Schöppchen getrunken hatte. Er verneinte und ließ nicht locker. Ich fragte, wann er den Schlüssel das letzte Mal in der Hand gehabt hatte, ob noch etwas anderes weg sei usw. Er wirkte verbittert und nuschelte etwas im Frankfurter Dialekt.
Gerade wollte ich ihm anbieten, den Schlüsseldienst zu rufen, da realisierte ich, was er gesagt hatte: er war hier der Wirt vor vielen Jahren und jetzt das; es hätte sich vieles geändert in seiner alten Kneipe.
IM Vowi