Stellt euch vor, Vera käme auf die Idee, dass sich ein paar männliche Gäste und natürlich alle männlichen Vowis nackt bei einer öffentlichen Vorführung mit blauer Farbe bepinseln. Dabei würden sie lasziv oder ein wenig gelangweilt ihrer Arbeit nachgehen und sich kongenial helfen beim Räkeln, um frische Farbspuren der noch nicht getrockneten Farbe auf weiße Leinwand zu schmieren. Vera würde mit einem streng technischen Blick den Vorgang überwachen und natürlich nur unter streng künstlerischen Aspekten einwirken. Schließlich würden sich zwei nackte männliche Vowis vor eine Leinwand stellen. Vera würde ihre Umrisse mit einer Wasserpistole auf der Leinwand festhalten und dann unter der brandschutztechnischen Überwachung eines Feuerwehrmannes mit einem kleinen Flammenwerfer die auf der Leinwand feuchten Umrisse anbrennen, so dass eine Art Schattenspiel entsteht zwischen verbranntem und angebranntem Papier. Bei allen beiden Vorführungen bleiben immer irgendwelche Ahnungen von menschlichen Körpern übrig: da ein Bäuchlein, hier ein Schwänzchen, vielleicht ein Händchen und dort noch ein Popobäckchen.
Wie würdet ihr euch bei so einer Verführung in der Vowi verhalten? Klar – ihr würdet euch kaputtlachen. Ich hätte jahrelang Material für diese Seiten, Django würde dabei von einem englischen Modemagazin endeckt werden, um als Model Karriere zu machen und viele bis dato hoffnungsvoll heterosexuelle Vowi-Frauen würden in Zukunft auf ihr eigenes Geschlecht zurückgreifen, da die Entblößung der Vowi-Männer-Welt zu diskreditierend war.
Bei der Ausstellung von Yves Klein „Die Farbe der Sensibilität ist blau“ in der Schirn kann man genau so etwas sehen. Nur das Vera in diesem Fall Yves Klein und anstatt der männlichen Vowis junge Frauen sich lasziv in blau räkeln. Heutzutage wären sie komplett rasiert. Damals in den 50er Jahren hat man nur eine ausufernde Behaarung unterhalb der Gürtellinie ein wenig geigelt. Yves Klein hat mit solchen Aktionen von vor fünfzig Jahren die Welt geschockt. Er hat dabei seine Aktionen geradezu inzeniert und sie per Kamera festgehalten. Heutzutage lockt er allerdings immer noch einige Zuschauer in die Schirn. Das Publikum steht dann wirklich vor einer riesigen Leinwand, um sich besagte Busen-, Bauch- und Bein-Umrisse auf einer weißen Leinwand anzuschauen. Was will uns der Künstler damit sagen? Keiner weiß was genaues, aber alle ahnen etwas. Dabei kennt man sich: Küsschen rechts – Küsschen links, den Schal lässt man während der Ausstellung kunstvoll geknotet an, man sieht eher hager aus, hier wirkt der Genuss umgekehrt proportional als beim Kalorien-Genuss. Schließlich diskutiert man noch, ob der Eingangsplatz der Schirn, welcher zur Zeit wie ein Sandkasten nach einem Regenschauer aussieht, momentan eine Baustelle ist oder auch ein gewolltes Kunstwerk…
Ich muss dann immer, wenn ich das Blau von Yves Klein sehe, an meine Oma denken, die so gerne Operettenmelodien geträllert hat: schöne Melodien, schöne Farben…schön blau…wo sind denn die richtigen Bilder, ihr Kunstbanausen?
IM Vowi