Sonntag, 26. März 2000

Am Samstag bin ich meiner staatsbürgerlichen Pflicht nachgekommen, um eine Demonstration der „Bürgerbewegung für unser Land“ zu verhindern. Diese Organisation ist rechtsradikal. Bekannt ist vor allem ihr Stellvertreter Horst Mahler, der als Anwalt vor vielen Jahren Angehörige der RAF verteidigt hat.
Und wirklich, ich sah einige glatzköfige, dunkelgekleidete, aber auch ein paar sehr alte Semester. Neben vielen Polizisten waren die Gegendemonstranten allerdings der größte Teil. Ich hatte viel Zeit, mir diese genauer anzusehen. Einige kannte ich aus der Volkswirtschaft. Viele waren noch sehr jung, anderen standen die langen Kampferfahrungen in’s Gesicht geschrieben.
Die Demonstration sollte eigentlich auf dem Börsenplatz stattfinden. Die Polizei sperrte den Platz ab und wir Gegendemonstranten wollten nun unsererseits keinen auf den Platz lassen. Dennoch war es mehreren Demonstranten und auch Gegendemonstranten gelungen, auf dem Platz zu kommen. Wenn nun jemand entweder auf oder von dem Platz wollte, schrieen einige Gegendemonstranten sofort „Du, Nazi!“ Auf meinen Einwand hin, woher sie, dies immer so genau wissen, mahnten sie mich Verständnis zu haben, so nach dem Motto, wo gehobelt werden, fallen SpähneDie „Spähne“ waren eine linker Anwalt, Redskins und wenn ich nicht aufgepaßt hätte auch ich.
Die Gegendemonstranten vertraten sich Ihre Zeit mit rhythmischer Musik, ganz lustigem Tanzen und dem Nachdenken, auf welche Fete sie abends gehen sollten. Besonders witzig fanden einige, daß ein Mensch mit einem Linksruckplakat auf einen Polizisten eingedroschen hatte. Krass! Wiewohl ich sagen muß, daß auf der anderen Seite des Börsenplatzes knüppelnde Polizisten in Aktion waren.

Euer IM Demokrat