Elfmeter

Laut zweier Leipziger Soziologen, die sich mit dem Elfmeterschießen spieltheoretisch auseinandergesetzt haben, gleicht es dem Kinderspiel „Schere, Stein, Papier“: Es ist ein Nullnummernspiel mit vollständigen Informationen und simultanen Zügen. Es liegt keine eindeutige Gewinnstrategie vor. Am besten ist es, wenn die Spieler ihre Entscheidungen wechseln. Aber wann und wie?
Am sichersten ist der Elfmeter rechts bzw. links oben. Allerdings ist dies riskant, da er an die Latte gehen kann oder sogar am Tor vorbei. Der Schütze selbst sieht nur in den seltensten Fällen, wohin der Torwart springt. Er muß sich vorher entscheiden. Genauso wichtig ist es für den Torwart, dass er vor dem Schuss springt, denn nur so hat er eine Viertelsekunde mehr Zeit und ist überhaupt in der Lage, einen Ball zu halten. Der Tormann kann wiederum vom Schussbein des Schützen schließen, wohn der Ball geschossen wird, da der Ball vom Schussbein ausgeschossen in die andere Richtung fliegt.
Die Soziologen kommen zum Schluss, dass es durchaus eine Rationalität der Entscheidungen gibt, die unabhängig vom Schussfuß, vom psychischen Druck durch Heimspiele, knappen Spielständen u.a. sind. Allerdings gilt dies nur für die Summe aller statistisch hernagezogenen Elfmeter der Studie. Im Einzelfall findet man immer wieder nicht rationale Entscheidungen. Zum Beispiel sprang Claus Reitmaier bei vierzig Strafstößen neunundzwanzig mal nach links.

(aus FAS vom 27.04.08, S. 74)