Sonntag, 22. Oktober 2000



„Lajos Mérö hört Geschrei im Traum und erwacht davon, daß er selbst schreit. Wie kommt das? Das ist das Fehlen eines ausschweifenden Geschlechtslebens, erklärt ihm Dorogi im Espresso, wo sich bei Regenwetter die übliche Gesellschaft einfindet. In dem kleinen Raum stehen drei Tische, an einem Tisch wird Karten gespielt, den anderen stellt Misi, der Inhaber, mit Bier voll, dann setzt er sich zu den Kartenspielern. Dorogi setzt sich niemals hin. Lajos Mérö wird sich an den dritten Tisch setzen, aber dazu muß er noch allerlei trinken, inzwischen geht er hin und her und hört sich all den Unsinn an. Dorogi erklärt nun, Lajos hat das Pech unappetitlich zu sein, sagen wirs, wie es ist, er zum Beispiel würde sich nicht zu ihm legen, für kein Geld. Lajos sagt dazu nichts, er lächelt nur, es ist die alte Leier, er sieht aus dem offenen Fenster und nimmt einen Schluck Bier. Dorogi trinkt nur Kurzen, später wird er eine Flasche Bier für sein Pferd bestellen. Jetzt sagt er gerade, Jancsi Hesz soll sich ruhig melden, wenn er ein Problem hat, aber Hesz spielt Karten, er hat keine Zeit, die nehmen wir uns später, Lajos, antwortet er dem forschen, dunklen kleinen Mann mit dem schütteren Haar, zieh dich mal bis zur Hüfte aus. Oberhalb, setzt er hinzu. Später läßt er sich von Esztike Papier bringen, eine Stift und drei Bier, dann rechnet er aus, daß Lajos Mérö seit sechstausenddreihundert Stunden nicht gepimpert hat. Dorogi kontrolliert, stimmt. Damit könnte man schon eine Samenbank aufmachen, meint Misi, der Inhaber. Lajos lächelt immer noch, ihn stört es nicht, daß alle sich mit ihm abgeben. Er trinkt morgens zwei rohe Eier, dann setzt er sich vor dem Spiegel sein steifes Gesicht auf, für den ganzen Tag. Er nimmt die Zähne heraus, kämmt sich, sucht runde zwanzig Minuten nach der halben Prothese, setzt sie ein, putzt die Zähne. Na gut, nicht immer.“

aus Ein Bier für mein Pferd von Sandor Tar


Euer IM Vowi