Sonntag, 01/12/2001



Wieviel muß man trinken, um besoffen zu sein?
Wer könnte diese Frage besser beantworten, als ein Wirt, könnte man denken. Wieder, wie schon in so manch anderer Rubrik der letzten Wochen, bin ich auch hier mit meinem Latein zu Ende. Immer, wenn ich denke es geht nichts mehr; die Leute sind fertig, abgefüllt, im Hochkoma – schlicht und einfach besoffen-, verlangen sie nach mehr oder erfinden lustige Spiele, um dabei noch mehr trinken zu können. Dann vergessen sie manchmal was in der Kneipe. Aber sie kommen wieder – sie kommen immer wieder und fangen von vorne an.

Im HL-Markt wollte ich an der Fleischtheke, was zum Kurzbraten holen. Ich zeigte auf etwas und sagte dazu Steak. Die Verkäufern meinte daraufhin, daß dies Schnitzel sei. Ich erwiderte, daß es mir egal ist, Hauptsache was zum Kurzbraten. Jetzt mischte sich eine zweite Verkäuferin ein und sagte, Schnitzel sind nicht zum Kurzbraten geeignet. Ich wiedersprach freundlich, aber eindeutig. Seit Zwanzig Jahren esse ich Schnitzel, die ich kurz auf beiden Seiten anbrate. Wie würde sie denn Schnitzel zubereiten, fragte ich sie. Die Verkäuferin sagte, sie wüßte es nicht, da sie noch nie Schnitzel gemacht hätte. Ich blieb hart und bohrte weiter, ob sie mir dann sagen könne, wie sie denn denken würde, wie man Schnitzel zubereitet. Sie wurde immer wortkarger und murmelte, daß sie seit Fünfundzwanzig Jahren wüßte, daß Schnitzel nicht zum Kurzbraten sind. Sie würde mir aber nicht sagen, wie man sie richtig machen würde. Jetzt wurde ich frecher und meinte, dann solle sie den Mund nicht so voll nehmen und lieber schweigen, als mir (dem zweifachen Kneipenwirt!!!) Ratschläge zu geben. Nun empörte sie sich ebenfalls. Wir waren fertig. Ich kaufte noch zwei Marzipanbrote, ging nach Hause, bratete in wenigen Minuten meine Schnitzel oben und unten an und aß sie voller Freude.

Übrigens habe ich letztens einen halben IM getroffen. Aber nicht in der Vowi, sondern in der Hauptstadt des Nordends im Ulan Bator: ein Elektriker, der für die „Firma“ (so die Stasi im DDR-Jargon) gearbeitet hatte. Wir beide haben uns gut verstanden. Das erste, was er sagte war: „Halloe, is dete ’ne Ossi-Kneijpe?“


IM was zum Kurzbraten